Mobilitätstechnologien auf der HANNOVER MESSE
Elektromobilität ist weltweit ein intensiv diskutiertes Thema. Sowohl in den USA als auch in China, Japan, Korea und vielen europäischen Ländern nimmt die Elektromobilität mehr und mehr Fahrt auf. Im kleinen Norwegen mit seinen etwas mehr als fünf Millionen Einwohnern wurden beispielsweise alleine in den ersten drei Quartalen 2013 bereits 4 250 Elektroautos neu zugelassen. Das entspricht einem Marktanteil von 4,02 Prozent.
Von dieser positiven Entwicklung profitiert auch der deutsche Hersteller für Ladesysteme Mennekes. Das Unternehmen lieferte Ende 2014 insgesamt 400 Ladestationen an die norwegische Hauptstadt Oslo. "Wir erwarten, dass sich die positive Entwicklung weiter fortsetzen wird", sagt Christoph Lübke, Produktmanager Ladesysteme bei Mennekes.
Lübke bemerkt für den deutschen Markt positiv, dass die Zahl der für den Endverbraucher verfügbaren E-Modelle mittlerweile schon weit über einem Dutzend liegt. Interessante Perspektiven rechnet sich Lübke auch mit neuen Speichermodulen aus, die mit den Ladestationen gekoppelt werden und in denen Strom aus Sonne und Wind - sowohl für die gewerbliche als auch für die private Nutzung - je nach Bedarf für die Mobilität genutzt werden kann.
Die Branche blickt nun gespannt auf die HANNOVER MESSE vom 7. bis zum 11. April. "Dort haben Besucher die Möglichkeit, sich über neue Entwicklungen in Sachen Elektromobilität zu informieren. In der Halle 27 präsentieren alle an der Weiterentwicklung beteiligten Akteure neue Produkte und aktuelle Trends und Entwicklungen", sagt Marc Siemering, Geschäftsbereichsleiter HANNOVER MESSE bei der Deutschen Messe AG.
Zentraler Anlaufpunkt ist das Forum MobiliTec, das im Herzen der Ausstellungsfläche eine Plattform für Podiumsdiskussionen und Expertenvorträge rund um die Themen und Technologien der Mobilität von morgen darstellt. Darüber hinaus bietet das Forum am ersten Messetag die Bühne für die offizielle Eröffnung der MobiliTec, deren ideelle Träger der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) und die Forschungsvereinigung Antriebstechnik (FVA) sind: "Die MobiliTec ist als Messeformat insbesondere so wertvoll und wichtig, weil sich nur hier Unternehmen entlang der gesamten Wertschöpfungskette mit ihren Produkten und Dienstleistungen zur Mobilität präsentieren. Der Maschinen- und Anlagenbau ist in diesem Umfeld genau richtig mit seinem Knowhow im Bereich der Produktionstechnologie und als Lösungsgeber für die Mobilität von heute und morgen", sagt Hartmut Rauen, Mitglied der VDMA-Hauptgeschäftsführung.
Elektromobilität kommt an
Viele europäische Städte engagieren sich in Sachen Elektromobilität, um den Verkehr in Zukunft möglichst geräusch- und abgasarm zu gestalten. Die Anstrengungen beziehen sich nicht nur auf den Individualverkehr. Das zeigt das Beispiel aus Genf, wo seit geraumer Zeit ein vollelektrischer Gelenkbus im Einsatz ist. Dieser wird an den jeweiligen Haltestationen innerhalb von Sekunden aufgeladen. Bei diesem Projekt arbeiten Energieversorger, kommunaler Verkehrsbetrieb und der Technologie-Hersteller ABB eng zusammen. Ohnehin erfordert die Elektromobilität ein neues branchenübergreifendes System-Denken, bei dem die Energieerzeugung und -verteilung, Informationstechnologien und der Mobilitätssektor neue Kooperationen eingehen müssen. Diesen und weiteren Fragen stellen sich auch die Aussteller der Metropolitan Solutions, die zeitgleich zur HANNOVER MESSE im Ostbereich der Halle 16 ausgerichtet wird.
Stellvertretend für andere europäische Kommunen stehen die Ziele von Amsterdam. Die Stadt der Grachten will innerhalb ihrer Grenzen sowohl auf Straßen als auch den Kanälen emissionsneutral sein. Da Holland das Partnerland der HANNOVER MESSE 2014 ist, werden die Protagonisten der dortigen Elektromobil-Branche reichlich Dynamik mit an die Leine bringen. Neben den europäischen Ländern unternehmen auch die Koreaner, Chinesen und Japaner enorme Anstrengungen, um die Elektromobilität in ihren Ländern voranzubringen. Die japanische Regierung will zum Beispiel die bisher bestehenden 5 000 öffentlichen Ladestationen mit Hilfe der vier japanischen Automobilhersteller Toyota, Nissan, Honda und Mitsubishi noch in diesem Jahr im Rahmen eines Förderprogramms massiv ausbauen.
"Bis Oktober 2014 soll die Zahl der Batterieschnellladestationen in Japan auf 4 000 und die der normalen Batterieladestationen auf 8 000 steigen. Außerdem ist eine Zusammenarbeit auf verwandten Geschäftsfeldern, wie ein gemeinsames Bezahlsystem für das Aufladen von Batterien, geplant", beschreibt Dai Ueda, Generaldirektor der Japanischen Außenhandelszentrale JETRO in Düsseldorf, die gemeinsamen Anstrengungen der öffentlichen Hand und der Industrie im eigenen Land.
Welche Technologie sich am Ende durchsetzen wird, ob nun reinelektrische Antriebe, hybride Konzepte oder doch die Brennstoffzelle, sei noch nicht geklärt, führt Ueda aus. Wahrscheinlich werde die Mobilität der Zukunft in Japan, wie in vielen anderen Ländern auch, von einer Vielfalt unterschiedlicher Antriebssysteme gekennzeichnet sein. Dabei ist eine effiziente, leichte und kostengünstige Batterie weiterhin der Schlüssel zum Erfolg für die gesamte Elektromobilität.
Um die Entwicklung neuer Batterien zu beschleunigen, kooperieren japanische Experten mit Akteuren aus anderen Ländern. Beispielsweise arbeitet Toyota mit BMW an der Entwicklung der nächsten Generation von Lithium-Luft-Batterien. Obgleich Verbrennungsmotoren auch in naher Zukunft eine dominierende Rolle spielen werden, zeigt beispielgebend der US-Bundesstaat Kalifornien, dass die Elektromobilität sich trotz großer Konkurrenz Stück für Stück weiter etablieren wird. In Kalifornien sind bereits heute doppelt so viele E-Autos zugelassen wie in Deutschland. Sicher ist auf jeden Fall, dass eine mit Strom aus erneuerbaren Energien gespeiste E-Mobilität die einzige Fortbewegungsform ist, die langfristig - gemeinsam mit Antrieben aus Wasserstoff oder Biogas - die von der Europäischen Union (EU) angepeilten Abgasnormen überhaupt wird einhalten können.