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20.12.2014 | Energie

techconsult-Studie: Energiewirtschaft hat Projektarbeit und -management nicht im Griff

Die techconsult-Studie „Project Performance Index“ untersucht das Projektmanagement und die Projektarbeit in der mittelständischen Fertigungsindustrie, der Energiewirtschaft und bei Technischen Dienstleistern. Der jetzt veröffentlichte Gesamtbericht vergleicht die Ergebnisse der Branchen und bietet zusätzlich einen Blick auf Größenklassen und ob und inwiefern sich die Einschätzung der befragten Projektleiter von denen der befragten Projektmitarbeiter unterscheidet.

Befragt wurden in der Studie 563 Ansprechpartner, die als Projektleiter oder Projektmitarbeiter in der Fertigungsindustrie (Fahrzeugbau inkl. Zulieferer, Elektrotechnik/High-Tech und Metallerzeugung/-verarbeitung), der Energiewirtschaft und bei Technischen Dienstleistern (Architektur-, Ingenieur- und Planungsbüros, Ingenieurs- oder technischer Dienstleister für Entwicklung) mit 50 bis 1.999 Mitarbeitern tätig sind. Fazit: Mit einem Index-Wert von 56 von 100 Punkten kann die Projekt-Performance im Durchschnitt allenfalls als mittelmäßig angesehen werden. Die Technischen Dienstleister erreichen mit 59 Punkten das relativ gesehen beste Ergebnis, die Energiewirtschaft mit 50 Punkten das schlechteste. Somit ist überall noch deutlich Luft nach oben, was auch die Spannbreite der Ergebnisse aufzeigt: Die 25% besten Unternehmen erreichen Indexwerte von 73 und mehr Punkten und liegen somit mehr als deutlich über dem Durchschnitt.

Projektleiter bewerten kritischer

Bei der Einschätzung der Projektperformance sind die Projektleiter etwas kritischer, sie vergeben hier mit durchschnittlich 55 von 100 Punkten drei Punkte weniger als die Projektmitarbeiter (58 Punkte). Auch die Software-Unterstützung und den Einsatz innovativer IT-Lösungen sehen die Mitarbeiter leicht besser. Bei der Projektzielerreichung sind sich Projektleiter und Projektmitarbeit jedoch einig und bewerten diese mit 65 von 100 Punkten.

Unternehmen mit 200 bis 499 haben bei der Projektperformance die Nase vorn

Beim Blick auf die Größenklassen zeigt sich, dass mittelgroße Unternehmen mit 200 bis 499 Mitarbeitern mit 59 Performance-Punkten leicht vor den kleineren und größeren Unternehmen liegen. Auch was die Software-Unterstützung und den Einsatz innovativer IT-Lösungen angeht, schneiden sie leicht besser ab als die kleineren und größeren Unternehmen. Tendenziell ist gerade der Software-Unterstützungsgrad bei den kleineren Unternehmen schwächer ausgeprägt. Die höchste Projektzielerreichung erreicht mit 67 Punkten jedoch der gehobene Mittelstand (1.000 bis 1.999 Mitarbeiter).

Energiewirtschaft in allen Teilbereichen der Projektarbeit abgeschlagen

Relativ schlecht sind hingegen die Unternehmen der Energiewirtschaft aufgestellt. Sie erreichen über alle Teilbereiche der Projektarbeit die niedrigsten Werte. Die größte Differenz zeigt sich hier beim Ressourcenmanagement, wo sie 16 Punkte unter dem Wert der Technischen Dienstleister liegen.

Dies ist auf die Relevanz zurückzuführen, die die befragten Unternehmen der Energiewirtschaft den einzelnen Teilbereichen zumessen. Alle Teilbereiche werden als deutlich weniger relevant bewertet, als dies in der Fertigung und bei den Technischen Dienstleistern der Fall ist. Darüber hinaus wird weniger häufig auf eine kollaborative Projektsteuerung gesetzt (in 48% der Unternehmen; Durchschnitt: 57% der Unternehmen) und das Projekt stattdessen hierarchisch organisiert. Hinsichtlich des durchschnittlichen Projektbudgets, der Projektdauer oder der Anzahl Teilprojekte sind die Projekte der Energiewirtschaft jedoch durchaus vergleichbar mit Projekten in den anderen untersuchten Branchen. Die Anzahl der Projektmitarbeiter (14 Mitarbeiter/Projekt) ist jedoch deutlich kleiner als im Durchschnitt (47 Mitarbeiter/Projekt) und es werden auch deutlich weniger Projekte pro Jahr realisiert (11 Projekt/Jahr; Gesamtdurchschnitt: 41 Projekte/Jahr). Die schlechte Projekt-Performance weist somit auf ungenutztes Potenzial hin, das hier vorhanden ist. Die Projekt-Performance in den Griff zu bekommen, könnte auch für die Zukunft einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil vor dem Hintergrund von Entwicklungen wie der Energiewende oder auch Smart Grids und Smart Home in der Branche darstellen.

Weitere Ergebnisse aus der Studie hinsichtlich Projekt-Performance und Details zu den Projekten sind im Bericht zu finden, der ab sofort kostenlos auf dem Portal (siehe Link) zum Download zur Verfügung steht. Dort sind auch die bereits veröffentlichten Branchenberichte der Studie verfügbar. Außerdem besteht für interessierte Unternehmen die Möglichkeit, sich kostenlos mittels eines Self-Check-Systems, das ebenfalls auf dem Portal bereit steht, mit den Ergebnissen der Studie zu vergleichen.

Neue Befragungswelle 2015

Für das Frühjahr 2015 ist die Wiederholung der Studie geplant. Sie wird zeigen, ob die Unternehmen an ihrer Projektperformance arbeiten oder – was nicht zu wünschen ist – sich gar verschlechtern. „Wie das Ergebnis ausfallen wird, bleibt abzuwarten“, kommentiert Peter Burghardt, Managing Director der techconsult GmbH die geplante Neuauflage. „Wir können jedoch aus ähnlichen langfristig angelegten Projekten, wie dem Business Performance Index, der die Geschäftsprozesse von Unternehmen analysiert, ablesen, wann die Performance sich im Laufe der Jahre ändert: Zum einen scheint eine gute Wirtschafts- und damit Auftragslage die Unternehmen an Grenzen zu bringen, worunter die Performance leidet. Optimiert wird dann häufig erst in Zeiten leerer Auftragsbücher. Mit Blick auf die derzeitig recht stabile Konjunktur kann somit spekuliert werden, dass auch die Projektperformance leidet, weil die Zeit für Optimierungen in Projektarbeit und Projektmanagement fehlt.“

Über die Studie: Studienrahmen und Details zur Erhebung

In der Studie wurden Unternehmen befragt, die im Projektgeschäft tätig sind. Erfasst werden die Branchen Fertigung, Energiewirtschaft und technische Planung und Beratung mit 50 bis 1.999 Mitarbeitern mit Unternehmenssitz in der Region D/A/CH. Ansprechpartner waren über 550 Projektleiter und Projektmitarbeiter, die an der Studie teilgenommen haben.
Die Studienteilnehmer wurden befragt, wie relevant verschiedene Teilbereiche und
-aufgaben innerhalb der Bereiche der Projektarbeit für ihr Unternehmen sind und wie zufrieden sie mit deren Umsetzung und der Unterstützung durch Software-Lösungen sind. Auf Basis dieser Selbsteinschätzungen wurden vier Indizes gebildet: Der Project Performance Index, der die Gesamtperformance in Projektarbeit und Projektmanagement widerspiegelt, der Indexwert für die Software-Unterstützung in der Projektarbeit, der Indexwert für den Einsatz innovativer IT-Lösungen (wie z.B. Software-as-a-Service-Einsatz (SaaS) und die Arbeit mit mobilen Endgeräten) sowie der Indexwert für die Projektzielerreichung.
Die Ergebnisse der Studie werden in drei branchenspezifischen Berichten veröffentlicht.

Über das Self-Check-System

Für interessierte Unternehmen besteht die Möglichkeit sich mittels eines Online-Self-Check-Systems selbst einzuschätzen und diese Selbsteinschätzung mit den Ergebnissen der Studie zu vergleichen. Der Self-Check erfasst analog zur Studie verschiedene Teilbereiche der Projektarbeit und des Projektmanagements und liefert eine direkte Auswertung der eigenen Einschätzung mit einer Gegenüberstellung mit den Studienergebnissen. Es steht jedem mittelständischen Anwenderunternehmen kostenfrei zur unverbindlichen Nutzung auf dem Portal zur Verfügung.
Der Project Performance Index sowie der Self-Check werden von RPLAN/Actano GmbH als Sponsor unterstützt.