Public Manager
25.08.2014 | Gebäudesanierung

Verborgene Fensterflügel

Die „Bildungs- und Gedenkstätte in der ehemaligen Stasi-U-Haft Andreasstraße Erfurt“ ist ein Ort der Erinnerung an Unterdrückung und Widerstand in Thüringen in den Jahren 1949 bis 1989. Neben den umfassend sanierten und umgebauten historischen Gebäuden sticht besonders der neugebaute gläserne Kubus im Innenhof ins Auge. Technisch anspruchsvolle Details dafür fertigten die CLIMAplusSECURIT-Partner Glaskontor Erfurt und GVG Deggendorf.

Das Fassadenbild auf dem schwarz-verspiegelten Kubus zeigt Thüringer Szenen der Friedlichen Revolution im Stil eines Comic-Romans. Sie basieren auf realen Fotos aus Archiven des Freistaates Sachsen von 1989, die der Hamburger Comic-Künstler Simon Schwartz künstlerisch verfremdete und zeichnerisch umsetzte. (Foto: fotografie-grimm-leinefelde)

Zu DDR-Zeiten betrieb die Stasi in der Andreasstraße in Erfurt eine Untersuchungshaftanstalt. Die die frühere Bastion umschließende, die Menschen einschüchternde Klinkersteinmauer ist heute von drei großen grauen Wandscheiben durchstoßen, die den Blick in den Innenhof freigeben, einen Kubus mit verspiegelter Glasfassade. Die Fassade ist mit Szenen der Friedlichen Revolution in der DDR von 1989 im Stil einer Graphic Novel, also eines illustrierten Romans bzw. eines Comic-Romans, digital bedruckt (Künstler: Simon Schwartz, Hamburg). Nur ein geschultes Auge sieht die in der planen Fassade verborgenen sieben Fensterflügel und die Fluchttür.

Alle acht Elemente sind absolut bündig in die Fassade eingefügt, das über die gesamte Fassade gehende Siebdruckmotiv wird nahtlos über diese acht Elemente fortgeführt. Möglich war dies durch eine spezielle Befestigung der Isolierglaseinheiten (8/32/8). Jedes Element besteht aus einer inneren Scheibe aus 8 mm ESG Wärmeschutzglas, einem silberfarbenen 32 mm breiten Abstandhalter im Scheibenzwischenraum, der die silberglänzenden innenliegenden Lamellen der Jalousie „ISOscreen“ aufnimmt, und des außenliegenden ESG in 8 mm mit Digitaldruck (bedruckt vom CLIMAplusSECURIT-Partner GVG Deggendorf). Die 40 mm längere äußere Scheibe bildet eine vierseitig umlaufende Stufe, die auf dem Fensterrahmen aufgeklebt und mit mehreren langen Sicherungsschrauben durch den Flügelrahmen in den Isolierglasrandverbund bis zum ins Silikon eingelassene Edelstahl-U-Profil verschraubt ist. Auf Pos. 2 ist hinter dem schwarzen Digitaldruck ein Spiegelbelag im Stufenbereich aufgedampft (Ausführung: Spiegelart Steffen Noack, Weißwasser), so dass alle Elemente dort absolut blickdicht von außen sind. Neben dem zu öffnenden Element ist ein knapp 10 cm breiter Glasstreifen ringsum den Flügel auf den restlichen Teil des Rahmens aufgeklebt – ebenfalls separat bedruckt.

„Neben der eigentlichen Konstruktion, die wir zusammen mit unserem Metallbauer, Metallbau Möller aus Erfurt, entwickelt haben, war eine weitere Herausforderung,“, so Sandro Lamprecht vom Glaskontor Erfurt, „dass alle von der GVG Deggendorf bedruckten Einzelelemente mit den seitlich angrenzenden, von Lithodekor gefertigten Glaselementen wieder ein einheitliches Gesamtmotiv ergeben.“

Dem Betrachter bietet sich so zu jeder Tageszeit, auch wenn die Räume innen beleuchtet sind, eine harmonisch „geschlossene“ Fassadeneinheit mit einem beeindruckenden Gesamtmotiv.