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04.09.2013 | Energie, Gebäudemanagement, Versorgungsnetze

Stromlieferanten zum Treiber für Smart Meter machen - Anpassung der Marktprozesse muss schnellstmöglich angegangen werden

Wie macht man die Stromlieferanten und deren Kunden zum Treiber im Smart Metering-Markt? Dieser zentralen Frage wird nach Ansicht des EDNA Bundesverband Energiemarkt & Kommunikation e.V. in der laufenden Diskussion zur Kosten-Nutzen-Analyse (KNA) nicht die notwendige Aufmerksamkeit geschenkt.

"Solange jedoch die Lieferanten weder über einen Motivationsanreiz noch über das entsprechende Werkzeug verfügen, um die einzubauenden Geräte zu nutzen, wird der erhoffte Schub für das Smart Metering ausbleiben. In der KNA und in dem dort vorgelegten Zeitplan wird dieser bislang fehlende Treiber einfach vorausgesetzt. Der Zeitbedarf für die Entwicklung der entsprechenden Werkzeuge wird zudem schlichtweg ignoriert", fasst Heinrich Lang, Vorsitzender der EDNA-Projektgruppe WiM, die Kritik zusammen.

Nötig wäre darüber hinaus eine zeitnahe und tiefgreifende Überarbeitung des Marktkommunikationsregelwerkes. "Hier ist das Bundeswirtschaftsministerium - oder wer immer nach der Bundestagswahl die Verantwortung tragen wird - aufgefordert, einen rechtlichen Rahmen vorzugeben und so früh wie möglich die Detailregelungen zu schaffen", so Lang.

Neben der Klärung der Kostenfrage müssten die WiM erweitert, die GPKE angepasst und die MaBiS erneuert werden. Der Umsetzungszeitraum für derartige Anpassungen in der Software wurde nach den Erfahrungen von EDNA in der Vergangenheit immer unterschätzt und beträgt mindestens ein Jahr.

Die Frage einer neuen Bilanzierung für den Massenmarkt ist nach Ansicht von EDNA zentral für den Erfolg der Energiewende. Jedoch werden durch die Verwendung von Standardlastprofilen die Lieferanten bisher nicht dazu animiert, sich bei der Integration der Erneuerbaren Energien zu engagieren. Damit ein weiterer Zubau nicht an den bestehenden Marktregeln scheitert, muss das Bilanzierungssystem dringend erneut überarbeitet werden. Die gerade eingeführte MaBiS 2.0 erfüllt diese Anforderungen noch nicht. Ohne eine entsprechende Bilanzierung fehlt den Lieferanten jedoch die Motivation, die neuen Messsysteme und Zähler zu nutzen und entsprechende Tarife anzubieten. So fallen die wichtigsten Treiber für den Einsatz von Smart Metering, die Lieferanten und deren Kunden, weg.

In der Kosten-Nutzen-Analyse geht Ernst &Young davon aus, dass der Zählereinbau gleich nach Fertigstellung der entsprechenden Verordnungen im Laufe des Jahres 2014 beginnen wird. In all diesen Plänen wird aber vergessen, dass bei der (im Gegensatz zu anderen Ländern) komplizierten Marktrollenaufteilung neben der Hardware auch das komplette System der Prozesse und Regeln zur Marktkommunikation gebraucht wird. Da für das neue System sowohl ein neuer Gateway-Administrator als auch eine neue Unterscheidung zwischen Messsystem und intelligentem Zähler eingeführt wird, wird sich daraus ein komplexes Regelwerk entwickeln, welches dann noch in Software umgesetzt werden muss.

EDNA schlägt deswegen vor, dass die Bundesregierung umgehend nach der Bundestagswahl parallel mit der Erstellung der Verordnungen beginnt, die daraus entstehenden Regelungsnotwendigkeiten zu erarbeiten. Die Verordnungen müssten zudem so gestaltet werden, dass die Umsetzung nicht zu kompliziert wird. Ebenso sollte auch das zuständige Ministerium seinen Gestaltungsspielraum viel stärker nutzen. EDNA wird diese Entwicklung weiterhin konstruktiv unterstützen, damit die angestrebte Veränderung im Messwesen so schnell als möglich beginnen kann.

www.edna-bundesverband.de