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05.09.2013 | Allgemeine Meldungen, Beschaffungspraxis

EMI: Deutsche Wirtschaft schaltet einen Gang höher

Vermehrte Auftragseingänge und erhöhte Produktionszuwächse trugen maßgeblich dazu bei, dass es mit der deutschen Industrie im August weiter bergauf ging. Der saisonbereinigte Markit/BME-Einkaufsmanager-Index (EMI) für das Verarbeitende Gewerbe stieg von 50,7 im Juli auf 51,8 im August an.

Damit hielt sich der wichtige Konjunkturfrühindikator nicht nur zum zweiten Mal in Folge über der neutralen 50-Punkte-Marke, sondern signalisierte zugleich das größte Wachstum seit Juli 2011.
"Der EMI hat im Sommer deutlich an Schwung gewonnen. Der klare Aufwärtstrend stimmt uns auch für die kommenden Monate optimistisch", betonte Dr. Holger Hildebrandt, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME), in Frankfurt.

Die Auftragsbücher der meisten Industriebetriebe seien weiter gut gefüllt. Einkäufer von Rohstoffen profitierten zudem von relativ moderaten Marktpreisen.
"Nach einem kräftigen Wachstum von 0,7 Prozent im Quartalsvergleich deutet der aktuelle EMI auf eine fortgesetzte Dynamik im zweiten Halbjahr hin. Besonders erfreulich ist, dass auch die Eurozone im zweiten Quartal die Rezession hinter sich gelassen hat", sagte Dr. Gertrud R. Traud, Chefvolkswirtin der Helaba Landesbank Hessen-Thüringen, dem BME.

Zwar gingen nur knapp 40 Prozent der deutschen Exporte in diese Länder, allerdings sei die Erholung der Eurozone ein wesentlicher Faktor für die Stimmung hiesiger Unternehmen. Somit könne auch die Wachstumsschwäche einiger Schwellenländer ausgeglichen werden. Als Konjunkturlokomotive spielten darüber hinaus die USA wieder eine wichtige Rolle. Die deutsche Wirtschaft kann nach Trauds Einschätzung deutlich an Fahrt aufnehmen, solange es zu keiner dauerhaften Krise im nahen Osten kommt.

"Ein Wachstum von knapp einem Prozent ist in diesem Jahr möglich. 2014 sind zwei Prozent nicht unwahrscheinlich", so Traud abschließend.

"Der Aufwärtstrend verfestigt sich. Nachdem die Wirtschaft im zweiten Quartal die Delle vom Jahreswechsel ausgeglichen hat, liegt nun auch der EMI den zweiten Monat in Folge im Wachstumsbereich. Auch seitens der Auslandsnachfrage kommen wieder mehr Impulse", teilte DIHK-Chefvolkswirt Dr. Alexander Schumann dem BME mit.

Die Entwicklung der EMI-Teilindizes im Überblick:

Industrieproduktion:
Befeuert von einer kräftig gestiegenen Nachfrage steigerten die Industrieunternehmen ihre Produktionsleistung nicht nur den vierten Monat hintereinander, sondern auch so stark wie seit über zwei Jahren nicht mehr. Besonders die Hersteller von Konsum- und Investitionsgütern profitierten von der Nachfragebelebung, aber auch die Vorleistungsgüterindustrie konnte ein Plus bei den Neuaufträgen verbuchen.

Auftragseingang:
Gegenüber dem Vormonat nahm die Gesamtzahl der Auftragseingänge im August sowohl bei Global Playern als auch bei KMU rapide zu. Der zweite Orderanstieg in Folge entwickelte sich sogar zum höchsten seit Mai 2011. Viele Produzenten gaben zudem an, dass insbesondere aus dem Ausland zahlreiche Bestellungen eingegangen seien und maßgeblich zur Verbesserung ihrer Auftragsbilanz beigetragen hätten. Die Exportgeschäfte zogen damit erstmals seit Februar dieses Jahres wieder an.

Auftragsbestände:
Erstmals seit März nahmen auch die Auftragsbestände der Hersteller wieder zu, insbesondere in der Konsumgüterindustrie. Wenngleich der Teilindex nur einen moderaten Zuwachs andeutet, handelt es sich bei diesem dennoch um den größten seit Mai 2011.

Beschäftigung:
Trotz der insgesamt verbesserten Auftragslage reduzierten einige der Industrieunternehmen ihre Personalbestände, wodurch sich der Beschäftigungsabbau in der Industrie den fünften Monat in Folge fortsetzte.

Vormateriallager/Fertigwarenlager:
Die hohe Nachfrage ließ sowohl die Vormaterial- als auch die Fertigwarenlager deutlich zusammenschrumpfen und sorgte dafür, dass die Zahl der unbearbeiteten Bestellungen im August markant zunahm. Einen vergleichbaren Anstieg bei den Auftragspolstern hatte es zuletzt im Mai 2011 gegeben.

Einkaufsmenge/Lieferzeiten:
Die Produzenten erhöhten ihre Einkaufsmengen im Berichtszeitraum zum zweiten Mal in Folge. Der Teilindex nahm binnen Monatsfrist auf den höchsten Wert seit Juni 2011 zu, signalisierte aber dennoch einen moderaten Bestellanstieg. Besonders Hersteller von Konsumgütern weiteten ihre Einkaufstätigkeit aus. Die durchschnittlichen Lieferzeiten der Zulieferer verlängerten sich im August erstmals wieder seit Januar dieses Jahres. Die vermehrte Nachfrage nach Einstandsmaterialien war verantwortlich dafür, dass die Unternehmen länger auf ihre Bestellungen warten mussten.

Einkaufs- und Verkaufspreise:
Die Durchschnittskosten der Unternehmen nahmen im August erneut ab, so dass sich der aktuelle Trend seit Ende 2012 fortsetzt. Im Vergleich zum Vormonat verringerte sich der Kostenrückgang jedoch erheblich. Im Juli hatten die Zulieferer den Herstellern noch die höchsten Preisnachlässe seit vier Jahren eingeräumt. Die Verkaufspreise der Hersteller blieben hingegen nahezu konstant. Der ermittelte Rückgang fiel marginal aus und war schwächer als in den vier Vormonaten.

Der "Markit/BME-Einkaufsmanager-Index" (EMI) ist ein monatlicher Frühindikator zur Vorhersage der konjunkturellen Entwicklung in Deutschland. Der Index erscheint seit 1996 unter Schirmherrschaft des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME), Frankfurt. Er wird von der britischen Forschungsgruppe Markit Economics, London, erstellt und beruht auf der Befragung von 500 Einkaufsleitern/Geschäftsführern der verarbeitenden Industrie in Deutschland (nach Branche, Größe, Region repräsentativ für die deutsche Wirtschaft ausgewählt). Der EMI orientiert sich am Vorbild des US-Purchasing Manager´s Index (PMI).