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17.10.2013 | Versorgungsnetze, Wasser und Abwasser

Planung, Fachkräfte und Überwachung sind elementare Faktoren der Kanalsanierung

280 Teilnehmer und 40 Aussteller bei Nürnberger Kolloquien zur Kanalsanierung

Gute Planung, qualifizierte Fachkräfte und die regelmäßige Überwachung während der Bauphase - darauf kommt es bei der modernen Sanierung von Schächten, Anschlüssen und Anschlussleitungen an. Dies ist das einstimmige Ergebnis der zwölften Nürnberger Kolloquien zur Kanalsanierung. Am 26. September 2013 konnten 280 Teilnehmer im Gemeinschaftshaus Langwasser neue Erkenntnisse zum Thema Reparatur und Renovierung in Fachvorträgen und einer begleitenden Hausmesse gewinnen. Dabei ging es nicht nur um verschiedene Verfahren der Schachtsanierung, sondern auch um Vorschriften und Normen, die insbesondere bei den Reparatursystemen noch Lücken aufweisen.

Die Nürnberger Kolloquien zur Kanalsanierung standen in diesem Jahr unter dem Motto "Reparatur und Renovierung". Sieben Referenten gaben am 26. September ihr Know-how im Bereich Kanalsanierung an Interessenten aus Gemeinden und Behörden weiter. Auf der begleitenden Hausmesse mit gut 40 Ausstellern blieb zudem genügend Zeit für weiteren Austausch und Fachgespräche. Das zentrale Thema war die Reparatur von Schächten, Anschlüssen und Anschlussleitungen. Dipl.-Ing. Dieter Walter, Prüfingenieur beim Güteschutz Kanalbau e.V., erklärte, worauf beim Neubau und nachträglicher Herstellung von Anschlüssen an den Hauptkanal zu achten ist. Neben den Grundlagen, Methoden und Materialien wurde auch die Dokumentation vor und nach den Baumaßnahmen diskutiert.

"Es ist ein Umdenken in der Planung und Bauüberwachung erforderlich", sagte Walter. "Die Umsetzung aller an die Herstellung der Anschlüsse gestellten Anforderungen ist die Grundlage für eine langfristige und betriebssichere Nutzungsdauer der Entwässerungssysteme. Risiken wie Querrisse im Kanal, die durch unsachgemäßen Einbau entstehen, können nur vermieden werden, wenn qualifizierte Fachleute am Werk sind."

Den Herstellerangaben von Bauteilen und Materialien werde in der Praxis zu wenig Beachtung geschenkt, so Walter weiter. Dies zeigten insbesondere Schadensbilder wie einragende Anschlüsse, Quer- und Längsrisse sowie undichte Anschlussanbindungen am Kanalrohr. Der Fehler stecke oft im Detail: Bohrungen, die nicht den Herstellervorgaben entsprechen, unsauberes Schweißen oder falsch ausgewählte Anschlussformstücke könnten die Dichtheit des Systems negativ beeinflussen. Vor der Sanierungsplanung ist deshalb zunächst die Zustandserfassung und Dokumentation der Schäden das A und O. Erst dann können konkrete Sanierungskonzepte definiert werden, welche wiederum maßgeblich die Entscheidung für oder gegen ein Sanierungsverfahren beeinflussen.

Entscheidungen, welches Sanierungsverfahren und Material zu welchem Einsatzzeitpunkt verwendet werden, sollte nur durch Planer in der Sanierung getroffen werden. Das weiß auch Dipl.-Ing. Martin Liebscher vom Institut für Unterirdische Infrastruktur (IKT), der sich mit dem Thema Schachtsanierung auseinandergesetzt hat. Denn die Verfahren und verwendbaren Materialen sind zahlreich und nicht immer ist einfach abzuschätzen, welches Vorgehen bei welchen Schäden im Schacht am besten geeignet ist.

"Wir haben die Abdichtung der verschiedenen Materialen überprüft. Gele und Harze zeigen dabei eine gute Wirkung - auch bei mehrtägigem Außendruck. Nach einem Zeitraum von etwa fünf Monaten fielen jedoch nennenswerte Undichtheiten auf", so Liebscher vom IKT.
Stopfmörtel zeige schon kurzfristig eine deutlich schlechtere Abdichtwirkung und empfehle sich hauptsächlich für eine Erstabdichtung als Vorbereitung für eine weiterführende Injektionsmaßnahme.

Nicht nur Material- und Verfahrensentscheidungen, sondern auch gängige Normen, Vorschriften und Rechtsgrundlagen wurden beleuchtet. Diese kommen unter anderem bei Anschlussleitungen von privaten Grundstücken in das öffentliche Kanalsystem zum Tragen. Denn die Gewässerverunreinigung durch eine undichte Anschlussleitung ist nach deutschem Recht strafbar. Deshalb sieht die DIN 1986-30 eine Schadensfeststellung der Anlagen nach 20 Jahren vor.

Dipl.-Ing. Markus Buda, Projektleiter und Zertifizierter Kanalsanierungsberater bei Oppermann GmbH Ingenieurbüro - Beratende Ingenieure, erläuterte in Nürnberg, worauf bei der Analyse der Schäden zu achten ist. Da neben fachkundigem Personal aus Kommunen auch Privatpersonen mit der Thematik konfrontiert werden, eigne sich, so sein Vorschlag, eine Zustandsbewertung im Ampelsystem. Ob ein dringender, mittelfristiger oder gar kein Handlungsbedarf zur Sanierung vorliege, sei so für jedermann ersichtlich.

In einem Punkt waren sich alle Referenten einig: Die systematische Planung bildet die Grundlage für eine ordentliche Kanalsanierung - qualifizierte Fachkräfte und eine kontinuierliche Überwachung der Baumaßnahmen führen die Sanierung schließlich zum Erfolg. Nur durch eine ordentliche Analyse und anschließenden Dokumentation der Schäden können Fehler von Anfang an vermieden werden. Deshalb liegen den Veranstaltern die Nürnberger Kolloquien zur Kanalsanierung am Herzen, denn durch entsprechende Weiterbildung wird bestehendes Potential von Fachkräften optimal genutzt.

"Mit den Nürnberger Kolloquien zur Kanalsanierung bieten wir seit vielen Jahren aktuelle und praxisnahe Themen rund um die Kanalsanierung. Mit Expertenvorträgen aus Industrie, Kommune und Wissenschaft bleiben wir inhaltlich am Puls der Zeit und bieten gleichzeitig profundes Wissen", erzählt Prof. Werner Krick, wissenschaftlicher Leiter der Nürnberger Kolloquien zur Kanalsanierung und Professor für Siedlungswasserwirtschaft der Fakultät Bauingenieurwesen an der Technischen Hochschule Nürnberg: "Der Erfolg gibt uns seit zwölf Jahren Recht."

Die nächsten Nürnberger Kolloquien zur Kanalsanierung finden am 25.09.2014 statt.
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