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07.11.2013 | Allgemeine Meldungen, Stadtplanung

Infrastruktur-Investitionen in Europa massiv eingebrochen

BearingPoint-Institute-Studie zeigt: 75 Prozent der Versicherer planen Einstieg in Infrastruktur-Markt und könnten die von Banken und Regierungen hinterlassene Finanzierungslücke schließen

Die Infrastruktur-Investitionen in Europa sind dramatisch eingebrochen - um über 60 Prozent seit 2007. Banken und öffentliche Institutionen können diesen Trend aufgrund von neuen Regulierungen und Finanzierungsengpässen nicht aufhalten. Die Folge ist ein wachsender Mangel an Infrastruktur-Maßnahmen. Dies ist das Ergebnis einer neuen Studie des BearingPoint Institutes (www.bearingpointinstitute.com) in Zusammenarbeit mit dem Infrastructure Journal. Hierfür wurden 55 Banken, Asset Manager und öffentliche Investoren nach den Gründen dieser Entwicklung befragt.

Das Ergebnis:
86 Prozent geben an, dass Banken heute deutlich weniger in Langzeit-Projekte investieren als vor der Finanzkrise. Speziell durch Regularien wie Basel III können sie nicht mehr im gleichen Ausmaß wie früher Infrastruktur-Projekte finanzieren, deren Risiken sich auf einen Zeitraum von Jahrzehnten erstrecken. Gleichzeitig sind Regierungsinstitutionen damit beschäftigt, die Defizitgrenzen einzuhalten und Sparauflagen umzusetzen. Dadurch entsteht eine Finanzierungslücke, die massive Auswirkungen auf die Infrastruktur in Europa haben könnte. Denkbare Lösung laut Studie:
Versicherungsunternehmen könnten diese Finanzierungslücke anstelle von Banken und Regierungen schließen.

Stabile Erträge als attraktivster Aspekt bei Infrastruktur-Investitionen
Auch Versicherer sind mit der Tatsache konfrontiert, dass traditionelle Wertanlagen unrentabel geworden sind. Staatsanleihen bringen nur noch eine Rendite von ein bis zwei Prozent. Infrastruktur als Wertanlage hingegen bietet wesentlich höhere Renditen mit geringerem Risiko und stabileren Erträgen. 90 Prozent der Befragten bewerten diesen stabilen Cash-Flow als attraktivsten Aspekt bei Infrastruktur-Investitionen. Dennoch zögert über die Hälfte der Versicherungsunternehmen, in die kapitalaufwendige erste Projektphase der Infrastrukturentwicklung zu investieren. Knapp 60 Prozent bevorzugen es, zu einem späteren Zeitpunkt einzusteigen.

Risikobereitschaft variiert nach Branchen
Interessant ist auch ein Vergleich, wer in welchen Sektoren vorzugsweise investiert: So finanzieren alle befragen Banken Infrastrukturprojekte rund um Erneuerbare Energien - ein neuer und riskanter Sektor. Dagegen sind lediglich 53 Prozent der Versicherer hier aktiv. Diese investieren lieber in etablierte und gut bekannte Sektoren.

Ein Infrastruktur-Projekt als erfolgreiche Anlagekategorie
Die Studie zeigt fünf Möglichkeiten für Versicherer auf, um erfolgreich mit einem Infrastruktur-Projekt eine attraktive Anlagekategorie zu schaffen:

 ̶ Joint Venture mit einer Bank: Versicherer suchen nach Möglichkeiten einer engeren Zusammenarbeit und Wissens-Transfer ̶ Bank als Asset Manager: Versicherer wollen von Erfahrung, Wissen und Reputation einer Bank profitieren und gleichzeitig interne Ressourcen sparen

 ̶ Unabhängiger Asset Manager: Versicherer haben Bedenken bzgl. eines Interessenskonflikts mit einem Asset Manager einer Bank ̶ Versicherer als Asset Manager: Versicherer stellen ihre Expertise anderen Versicherern oder Pensionskassen zur Verfügung

 ̶ Direkter Markteinstieg: Nur für Versicherer mit einer fundierten Erfahrung im Infrastruktur-Sektor und entsprechender Personalausstattung geeignet

"Für risikoscheue, langfristig anlegende Versicherer bedeutet die Investition in Infrastruktur-Projekte einen Schritt auf unbekanntes Terrain. Allerdings kann der Ankauf von Infrastruktur-Verbindlichkeiten eine hervorragende Anlageform mit einem sehr attraktiven Risiko/Rendite-Profil bieten. Der aktuelle Auftragsbestand von Infrastruktur-Entwicklungen eröffnet Versicherern eine gute Gelegenheit, in den Markt einzusteigen und die Finanzierungslücke, die Banken und öffentliche Institutionen hinterlassen haben, zu schließen. Davon würde die gesamte europäische Wirtschaft profitieren", so Patrick Mäder, firmenweiter Leiter für das Segment Versicherungen bei BearingPoint und Autor der Studie.

Die vollständige Studie "Are insurers the new banks for infrastructure investments?" des BearingPoint Institutes kann unter www.bearingpointinstitute.com bezogen werden.