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04.03.2013 | Brandschutz, Energie, Gebäudesanierung

Die Hessische Energiespar-Aktion informiert: "Brandgefahr durch Dämmstoffe?"

Seit in einigen Fernsehfilmen brennende Dämmfassaden gezeigt wurden, werden wir verstärkt nach dem Brandrisiko von Dämmung gefragt. Eine bundesweite Umfrage der Frankfurter Feuerwehr nach Fassadenbränden unter Beteiligung von Dämmstoffen brachte ein mageres Ergebnis: Rund 4 Brandfälle bei 180.000 Bränden pro Jahr.

"In 0,0025 % aller jährlichen Brände waren also bisher schwer entflammbare Dämmstoffe beteiligt, dies ist eine extrem kleine Zahl", so Werner Eicke-Hennig, Leiter der "Hessischen Energiespar-Aktion".

"Polystyrol brennt ab einer Zündtemperatur von über 490 °C. Von schwer entflammbaren Dämmstoffen geht also in der Regel kein Brand aus, sondern sie brennen mit. Polystyrol kann z.B. mit einem Gasbrenner nicht entzündet werden: Ist die Gasflamme aus, verlöscht auch das Polystyrol wieder. Tests zeigten: Mit Feuerzeugen und Sylvesterfeuerwerk hat man auch keine Chance", so der Energieexperte weiter.

Im Falle des Frankfurter Baustellenbrandes im Mai letzten Jahres brannte zunächst Baustellenabfall, Teerpappen und Kanister mit entzündlicher Kleberflüssigkeit, die dann nach entsprechender Hitzeentwicklung 100 m³, an der Fassade 3 m hoch gelagerte, Dachdämmstoffe entzündeten. Eine solche Situation gibt es bei bewohnten Häusern nicht.

Bekannt wurde auch der Brand eines Berliner Mehrfamilienhauses: Durch einen brennenden Fernseher entzündete sich das Mobiliar und die Innenbekleidung der Zimmerwände und Decken. Diese war sehr untypisch aus 2,5 cm dicken Hartfaserplatten ohne Innenputz hergestellt. Die unverbrannten Gase aus diesem Gemenge strömten aus dem offenen Fenstern und entzündeten sich mit dem Sauerstoff der Außenluft, übrigens ist das der typische Verlauf eines Zimmerbrandes. Durch die Massen an Hartfaserplatten entstand aber eine Flammwalze, die 6 m hoch in den Nachthimmel loderte. Das dramatische Flammbild ordneten verschiedene Fernsehberichte fälschlich der Fassadendämmung zu. Die Dämmung brannte nach einiger Zeit im Bereich der Flammen mit, der Brandverlauf war aber durch den Zimmerbrand und das Bausystem mit Hartfaserplatten bestimmt. Die beiden Brandtoten gingen auf Erstickung im Haus zurück und nicht auf brennende Wärmedämmplatten.

Ein weiteres Beispiel: Im Februar 2013 brannte das ungedämmte Bürgerhaus im hessischen Steinbach/Ts. völlig aus. Seine Flammhitze schmolz einen Teil der gedämmten Polystyrol-Fassade am nebenstehenden Hochhaus. Es kamen keine Menschen zu Schaden und die Feuerwehr hatte diesen Sekundärbrand im Griff. Zerstört wurde hingegen das im Fassadenbereich ungedämmte Bürgerhaus.

Mittlerweile gab es auch einen Brandversuch (Zimmerbrand mit offenem Fenster) in einem weiteren Fernsehfilm, bei dem das Polystyrol auf der Fassade nicht brannte, obwohl im Innern der Dämmung 536 °C Temperatur erreicht wurden. Der örtliche Brandmeister im Originalton: "Wir haben festgestellt, ...dass die Isolierung getrost am Gebäude bleiben kann. Für die Hausbesitzer und die Feuerwehr ein gutes Ergebnis."

Einen ähnlichen Verlauf nahm ein Brandversuch in Österreich. Berichte hierzu auf der Startseite www.energiesparaktion.de
unter dem Button "Brennende Fassaden".

"Wir wissen heute, dass die schwer entflammbaren Dämmplatten in keinem Fall die Brandverursacher waren. Die Fallzahl und damit das Brandrisiko sind überdies verschwindend gering. Es gibt keinen Grund, schwer entflammbare Dämmstoffe bei der Fassadendämmung im Wohnungsbau zu meiden. Grundsätzlich stehen aber für die Energieeinsparung auch nichtbrennbare Dämmstoffe, z.B. Steinwolleplatten, gegen einen etwas höheren Preis zur Verfügung. Alternativen gibt es immer", sagt Werner Eicke-Hennig von der Hessischen Energiespar-Aktion.

Mehr Information auch zu den Themen: Atmende Wand, Veralgung von Fassaden Erfolg von Dämmmaßnahmen usw. haben wir zusammengefasst auf unserer Startseite www.energiesparaktion.de

Aktuelle Informationen des Hessischen Ministeriums für Umwelt, Energie, Landwirtschaft und Verbraucherschutz erhalten Sie unter www.energieland.hessen.de

Hier finden Sie auch den "Förderkompass": EU, Bund, Länder, Kommunen und Energieversorger bieten eine Reihe von Fördermöglichkeiten in den Bereichen Erneuerbare Energien und Energieeffizienz an. Mit diesem Förderkompass stellt die Hessische Landesregierung den hessischen Bürgerinnen und Bürgern ein Instrument zu Verfügung, das die Suche nach einem geeigneten Förderprogramm für eine in Hessen geplante Bau- oder Sanierungsmaßnahme erleichtern soll. Darüber hinaus können Sie nach Förderprogrammen zur Mobilität suchen (Erdgas- und Elektro-Fahrzeuge).

Weitere Informationen:
Unter www.energiesparaktion.de
gibt es 14 Energiesparinformationen mit detaillierten Hinweisen zu den wichtigsten Energiespartechniken, zum "Energiepass Hessen" sowie eine Energieberaterliste. Die "Hessische Energiespar-Aktion" ist ein Projekt des Hessischen Ministeriums für Umwelt, Energie, Landwirtschaft und Verbraucherschutz.