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04.06.2013 | Gebäudemanagement, Stadtplanung

Neue Studie zum Wohnungsmarkt in Rheinland-Pfalz: Wohnungsmarkt extrem gespalten

Die regionalen Unterschiede nehmen auf den rheinland-pfälzischen Wohnungsmärkten mit immer größerer Dynamik zu. Dort, wo die Wohnungsmieten ohnehin schon hoch sind, steigen sie auch noch besonders kräftig an.

Spitzenreiter bei den Wohnungsmieten ist Mainz, mit durchschnittlichen Angebotsmieten von 8,50 Euro pro Quadratmeter. Von 2008 bis 2012 bedeutet dies einen Anstieg von über acht Prozent. Mit rund 13 Prozent sind die Mieten im gleichen Zeitraum in Trier noch stärker gestiegen. Höhere Wachstumsraten mit Werten um 10 Prozent sind in den Zentren an der Rheinschiene festzustellen.
Im nördlichen Teil von Rheinland-Pfalz sind in einzelnen Regionen hingegen Mietsenkungen zu beobachten.

Dies sind die zentralen Ergebnisse einer neuen Wohnungsmarktstudie für Rheinland-Pfalz, die von der Arbeitsgemeinschaft rheinland-pfälzischer Wohnungsunternehmen in Mainz vorgestellt wurde. Das Hamburger Institut Gewos hatte die Studie im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft erstellt. Der Markt reagiere auf die gestiegene Nachfrage, so Dr. Rudolf Ridinger, Vorstand des an der Studie beteiligten VdW südwest, durch verstärkte Investitionen. Allerdings drohe der Schwung bei den Neubauaktivitäten schon wieder nachzulassen, befürchtet Ridinger mit Blick auf die jüngste Abflachung des Anstiegs bei den Baugenehmigungen. Ein Schwerpunkt des Neubaus liege zudem im hochpreisigen Segment. Da das Bundesland an seinen Außengrenzen, etwa zu Luxemburg oder auch im Rhein-Main-Gebiet, unter anderem von einem Kaufkraftimport durch Zuzug einkommensstärkerer Haushalte profitiere, liege in Rheinland-Pfalz die Mietenbelastung statistisch trotzdem noch deutlich unter dem Bundesdurchschnitt.

"Doch kann das nicht darüber hinwegtäuschen, dass beim preisgünstigen Wohnen das Missverhältnis zwischen Angebot und Nachfrage deutlich zunimmt", so Ridinger.
Er führt dies darauf zurück, dass immer weniger preisgünstige Wohnungen frei werden, da jeder, der eine entsprechende Wohnung habe, an dieser festhalte. Zudem sei auch bei mittleren Einkommensgruppen, so die Studie, eine verstärkte Nachfrage nach preisgünstigen Wohnungen festzustellen. Dadurch würden die Anspannungen in diesem Marktsegment erheblich verstärkt.

Christof Henn, Geschäftsführer der Gemeindlichen Siedlungs-Gesellschaft Neuwied mbH und Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft, sieht sich durch die Ergebnisse der Studie in der Forderung bestätigt, den Bau preisgünstiger Wohnungen wieder stärker zu fördern. Dabei komme es vor allem in den angespannten Märkten darauf an, nicht nur die Zahl der gebauten Wohnungen, sondern auch die Entwicklung der Wohnquartiere ins Blickfeld zu nehmen. Dies sei insbesondere erforderlich, um dem Wandel der Wohnbedürfnisse gerecht zu werden.

"Wohnungssuchende entscheiden sich heute nicht mehr nur alleine aufgrund des Mietpreises und des Wohnungszuschnitts für ein Mietangebot, mindestens ebenso wichtig ist die im Quartier angebotene Infrastruktur. Dieser Trend wird künftig noch zunehmen", sagt Henn.

Von dem für den Wohnungsbau zuständigen Landesfinanzminister Carsten Kühl habe die Wohnungswirtschaft ein positives Signal erhalten, dass dies künftig verstärkt in der Wohnungsbauförderung berücksichtigt werden solle. Auch sei anzuerkennen, dass das Bundesland im Gegensatz zu vielen anderen Bundesländern und insbesondere auch der Bundespolitik, die Wohnungsbauförderung nicht zurückgefahren habe. Allerdings sei gleichzeitig der Investitionsbedarf deutlich angestiegen. Dabei dürfe man auch die strukturschwachen Regionen nicht vergessen, die ebenfalls Neubau für zeitgemäße Wohnungsangebote benötigen, da sich hier sonst der regionale Abstieg noch weiter beschleunige.

"Zeitgemäße Wohnungsangebote heißt auch, dass es darum geht, Barrieren, wie Schwellen und Treppen, zu reduzieren. Barrierefreiheit aber ist nicht überall zu erreichen", sagt Henn.

Alexander Rychter, Verbandsdirektor des VdW Rheinland Westfalen, sieht vor dem Hintergrund des Investitionsbedarfs insbesondere auch die Bundespolitik gefordert.
"Die Bundesregierung muss Abstand von der geplanten Verschärfung der Energieeinsparverordnung nehmen. In prosperierenden Regionen macht sie Neubauten noch teurer, in anderen Regionen wird gar nicht mehr neu gebaut." Ganz und gar nicht hilfreich seien auch rechtliche Überlegungen zu Mietendeckelungen.
"Diese Ideen scheinen auf den ersten Blick zwar nachvollziehbar. Doch hier verwechselt die Politik das Brems- mit dem Gaspedal! Mietdeckel würden die Investitionen in den Wohnungsmarkt bremsen und damit die Angebotsknappheit auf Märkten wie Mainz und Trier noch verstärken", erklärt Rychter.
Die Politik dürfe auch nicht übersehen, dass Wohnungen in der Regel gerade bei Mieterwechsel modernisiert würden. Würden diese Modernisierungen zurückgefahren, schade das auch dem lokalen Handwerk.

Der VdW südwest vertritt die Interessen von rund 200 privaten und öffentlichen Unternehmen der Wohnungswirtschaft in Hessen und dem südlichen Rheinland-Pfalz mit einem Wohnungsbestand von rund 400.000 Wohnungen. Als selbstständiger Regionalverband mit Sitz in Frankfurt am Main gehört der VdW südwest dem GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen e.V., Berlin, an, der insgesamt 3.000 Unternehmen mit Wohnungen für 13 Millionen Menschen in Deutschland vertritt. www.vdwsuedwest.de

Dem VdW Rheinland Westfalen gehören 446 Mitgliedsunternehmen der kommunalen/öffentlichen, genossenschaftlichen, kirchlichen sowie industrieverbundenen/privaten Wohnungs- und Immobilienwirtschaft an, die mehr als eine Million Wohnungen allein in Nordrhein-Westfalen bewirtschaften. Etwa ein Fünftel der nordrhein-westfälischen zur Miete wohnenden Bevölkerung lebt in diesen Wohnungsbeständen.