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02.07.2013 | Gebäudemanagement, Gebäudesanierung

"Brandschutz und Denkmalschutz auf Augenhöhe" .

Auch in diesem Jahr bot Verbund IQ fachkundigem Publikum mit seinen Nürnberger Kolloquien zum Brandschutz eine informative Veranstaltung. Am 27. Juni 2013 wurde in der Kaiserstallung der Nürnberger Burg das Spannungsfeld von Brand- und Denkmalschutzmaßnahmen erörtert.

Expertenvorträge und Praxisbeispiele ließen auf dem eintägigen Kolloquium viel Raum für Diskussionen. Dabei zeigte sich, dass guter Brandschutz gleichzeitig guten Denkmalschutz bedeutet.

Einmal im Jahr treffen sich Experten wie Architekten, Planer und Sachverständige auf den Nürnberger Kolloquien zum Brandschutz, um sich mit einem Schwerpunkt aus der Berufspraxis zu befassen. In der frisch renovierten Jugendherberge Nürnberg wurde am 27. Juni 2013 das Spannungsfeld von Brandschutz und Denkmalschutz diskutiert. Das Gebäude in der 500 Jahre alten Kaiserstallung der Burg gilt als modernste Jugendherberge Deutschlands und bot das ideale Umfeld, um Verordnungen, Vorschriften und Prüfverfahren an konkreten Beispielen zu erörtern. Daniel Ulrich, Leiter der Bauordnungsbehörde Nürnberg und damit verantwortlich für den Brand- und Denkmalschutz der Stadt, führte durch die eintägige Veranstaltung.

Wie wichtig ein ganzheitliches Brandschutzkonzept gerade in historischen und oft denkmalgeschützten Gebäuden ist, hat der Brand in der Coburger Altstadt 2012 gezeigt. Der Coburger Stadtbrandrat Ingolf Stökl gab auf den Nürnberger Kolloquien zum Brandschutz einen Einblick über das Ausmaß des Brandes und erklärte zudem wie die Feuerwehr den Schaden begrenzen konnte. Durch innovative Brandschutzmaßnahmen lässt sich ein solcher Vorfall oft verhindern. Doch wie lassen sich solche Maßnahmen mit Richtlinien des Denkmalschutzes vereinen? Verschiedene Experten, darunter Architekten und Planer der Jugendherberge sowie unabhängige Sachverständige, stellten ihre Ansätze zur Umsetzung von Brand- und Denkmalschutzmaßnahmen vor. Themen wie vorbeugender Brandschutz in historischen Gebäuden oder Prüfverfahren spielten dabei eine Rolle.

"Denkmalschutz erfordert "schönen Brandschutz"", fasst Architektin Susanne Klug die Anforderungen bei historischen Gebäuden zusammen. Schon mit einfachen Maßnahmen lassen sich beide Schutzinteressen miteinander verwirklichen. Eingetönte Brandmelder oder detailgetreue, rauchdichte Nachbauten historischer Türen helfen, das Ambiente zu erhalten und das oberste Schutzziel - Leben und Gesundheit von Menschen und Tieren - zu gewährleisten.

Für "Mut zum kreativen Brandschutz" und entsprechende Anträge plädiert hingegen Dipl.-Ing. Erhard Arnhold, zuständiger Prüfer der Jugendherberge. "Gerade bei Sonderbauten empfiehlt es sich, nicht stur die Vorschriften abzuarbeiten, denn das oberste Ziel ist nicht deren exakte Einhaltung, sondern die Gewährleistung von Schutzzielen", so Arnhold.

Guter Brandschutz ist guter Denkmalschutz
Wie kreativ Architekten und technische Gebäudeausrüster manchmal sein müssen, zeigte vor allem das Praxisbeispiel Jugendherberge Nürnberg. So wurde beispielsweise im Zuge der Sanierungsmaßnahmen eine bis dato unbekannte mittelalterliche Sandsteintreppe entdeckt. Besondere Herausforderung war es diese Treppe als Fluchtweg zugänglich zu machen. Den Spagat zwischen Brand- und Denkmalschutz schaffte schließlich der Überbau mit einer Stahltreppe.

Auch im Turm "Luginsland" an der Burg mussten spezielle Anforderungen berücksichtigt werden. Denn für den Einbau eines zweiten Rettungsweges in Form einer Brandschutztreppe war schlichtweg nicht genügend Platz vorhanden. Mit der Installation einer Rauchschutz-Druck-Anlage (RDA), die den Treppenraum im Brandfall rauchfrei hält, konnten die Brandschutzvorschriften erfüllt werden. Spätestens nach der Begehung der Jugendherberge, bei der sich die Teilnehmer mit eigenen Augen von den umgesetzten Konzepten überzeugen konnten, wurden die Herausforderungen von denkmalgeschützten Gebäuden deutlich.
Intensive Planung, Kompromisse im Einzelfall und vor allem Sachkunde sind erforderlich, wenn Brand- und Denkmalschutz nebeneinander als gleichberechtigte Ziele verwirklicht werden sollen.
Zum Ende der Veranstaltung waren sich alle einig, dass guter Brandschutz gleichzeitig guten Denkmalschutz bedeutet und eine Chance für innovative Lösungen bietet.

Die nächsten Nürnberger Kolloquien zum Brandschutz finden am 15. Mai 2014 statt.

www.verbund-iq.de