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30.10.2012 | Energie, Schul- und KITA-Einrichtung, Soziale Stadt/PPP-Projekte

Energie-effizienter, sozio-ökologischer Bau eines PPP-Schulprojektes

Der SeeCampus Niederlausitz ist das herausragende Infrastrukturvorhaben des Landkreises Oberspreewald-Lausitz seit seinem Bestehen. Auf einer vorher bergbaulich sanierten Grundstücksfläche wurde ein 3-geschossiges Bildungszentrum errichtet. Durch die energieeffiziente und sozio-ökologische Ausrichtung kommt diesem Projekt ein bemerkenswerter Modellcharakter zu. Schon während der Bauzeit 2010 wurde das Projekt mit dem „Innovationspreis für Öffentlich-private Partnerschaften“ (PPP) in der Kategorie Schule ausgezeichnet.

Innovationspreis für Öffentlich-private Partnerschaften (Foto: BASF Schwarzheide GmbH)

Im Sommer 2012 ist der zertifizierte Passivhaus-Gebäudekomplex mit dem innovativen DGNB-Zertifikat in Silber der Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen (DGNB) ausgezeichnet worden.

Auf einem Grundstück von 58.500 Quadratmetern wurde ein dreigeschossiges Gebäude mit 106 Metern Länge und 52,9 Metern Breite mit einer Bruttogeschossfläche von 14.200 Quadratmetern und einer Nutzfläche von 8.350 Quadratmetern errichtet. Das Gebäude beherbergt ein Gymnasium und Teile eines Oberstufenzentrums, die durch Synergien (gemeinsame Nutzung der Räumlichkeiten und technischen Einrichtungen) die Effizienz des Betriebes verbessern. Eine Sporthalle, eine Bibliothek und die Cafeteria werden auch von der Öffentlichkeit genutzt ebenso wie der Außenbereich (vor allem Sportanlagen). Das Gesamtareal entwickelt sich so zum geistig-kulturellen und sportlichen Zentrum der Region.

„Das Zertifikat für nachhaltiges Bauen unterstreicht die Bedeutung des Projektes SeeCampus. Wir haben nicht einzelne bauliche Maßnahmen beurteilt, sondern den Gebäudekomplex in seiner Gesamtheit betrachtet und auf den Prüfstein gestellt. Das Zertifikat belegt schwarz auf weiß, nach welchem hohen Maßstab dieses Gebäude errichtet wurde“, sagte Thomas Thümmler, Diplom-Ingenieur der WSGreenTechnologies GmbH und Auditor der DGNB. Impulsgeber für das Projekt war neben dem Landkreis Oberspreewald-Lausitz von Anfang an die BASF Schwarzheide GmbH. Ausgangspunkt der Überlegungen waren stark zurückgehende Schülerzahlen in der Region verbunden mit hohem Sanierungsbedarf der Bildungseinrichtungen und dem Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften. Beim Projekt SeeCampus Niederlausitz bildet die Konzentration von zwei Schulen in einem Gebäude unter Einbeziehung weiterer Nutzer die Grundlage für eine erhebliche Betriebskostenreduzierung.

Meilensteine zur „Öffentlich-privaten Partnerschaft“

Im Jahr 2007 beschloss der Kreistag die Umsetzung des Projektes im Rahmen eines PPP-Modells („Public Private Partnership“ bzw. „Öffentlich-private Partnerschaft“, ÖPP). Angesichts geringer finanzieller Spielräume der Kommunen waren alternative Wege gefragt, um mit den verfügbaren Ressourcen den größtmöglichen Investitionserfolg zu erzielen. PPP-Projekte verfolgen das Ziel durch eine langfristige Zusammenarbeit zwischen öffentlicher Hand und der privaten Wirtschaft Infrastrukturprojekte effizienter zu realisieren.

Lebenszykluskosten

Eine wichtige Vereinbarung der Projektpartner zur Machbarkeitsentscheidung waren nicht nur die Projektkosten, sondern auch die Betriebskosten über 30 Jahre zugrunde zu legen. Hochwertige Materialien oder Baulösungen sind teuer, aber über den Nutzungszeitraum (Lebenszyklus) gesehen wirtschaftlich oft günstiger. Ursachen dafür sind höhere Energieeinsparungen, längere Lebensdauer oder geringere Wartungskosten. Nur unter Einbezug der gesamten Lebenszykluskosten kann man die Nachhaltigkeit eines solchen Projektes sinnvoll bewerten. Der SeeCampus Niederlausitz hat gerade in Bezug auf die Finanzierung bzw. ökonomische Qualität durch die DGNB herausragend abgeschnitten. Bemerkenswert ist zudem, dass durch die Entscheidung für das PPP-Verfahren etwa 10% der Kosten eingespart wurden.

Energieeffizienz und Materialien

Grundlage für die hohe Energieeffizienz des Gebäudes sind die gut gedämmte Hülle und die auf den geringen Energieverbrauch angepasste technische Gebäudeausrüstung (TGA). Im Projekt SeeCampus bedeutete dies den Einbau von innovativem Dämmmaterial (u.a. Neopor®, ein EPS-Dämmstoff mit Graphiteinschluss zur Verminderung der Wärmeleitfähigkeit, λ=0.032 W/mK), passivhauszertifizierter Fenster sowie die konsequente Vermeidung von Wärmebrücken. Einen wichtigen Beitrag leistet die Haustechnik mit einer leistungsfähigen, volumenstromabhängigen Lüftungsanlage in Verbindung mit einer aktiven CO2-Steuerung in den Klassenräumen. Dies bestätigen auch die Messungen der Emissionen. Die eingebaute Gas-Brennwert-Kesselkaskade, die Gasmotorwärmepumpe und die thermische Solaranlage sind ebenfalls Grundlage für einen geringen Energieverbrauch.

Das Engagement geht weiter

Die BASF engagiert sich auch nach Fertigstellung des Gebäudes in Zusammenarbeit mit dem Landkreis für eine weitere Optimierung. „In einem Forschungsprojekt werden die Nutzerfreundlichkeit und die Effizienz (Monitoring) des Gebäudes untersucht und Optimierungspotenzial aufgezeigt. Was den Bildungsaspekt betrifft, so hat die BASF mit Vertretern der lokalen Wirtschaft, den Kommunen sowie dem Bildungsbereich die sogenannte MINTplus-Initiative ins Leben gerufen“, erläutert Antonio Wehnl von der BASF Tochter Luwoge Consult. Damit werden bilinguale und naturwissenschaftliche Bildung in Gymnasien und Oberstufenzentren besonders gefördert.

Das Projekt SeeCampus Niederlausitz ist zu einer sozio-ökologischen Erfolgsgeschichte geworden. Möglich wurde das durch die engagierte Zusammenarbeit der beteiligten Partner in einem PPP-Verfahren.