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02.11.2012 | Abfallwirtschaft, Energie, Wasser und Abwasser

Energiepotenziale in der Wasserwirtschaft stärker nutzen - das bringt Vorteile für alle!

Die Allianz der öffentlichen Wasserwirtschaft e.V. (AöW) fordert von der Bundesregierung und den Bundesländern die Einbindung in die Energiepolitik und mehr Unterstützung für die Wasserwirtschaft zur Nutzung der Energiepotenziale in der Wasserwirtschaft. Die dafür vorhandenen Beschränkungen müssen endlich wegfallen.

Anlässlich der Sitzung des Präsidiums der AöW in dieser Woche in Berlin forderte Dr. Jochen Stemplewski, Präsident der AöW und Vorstandsvorsitzender der Emschergenossenschaft / Lippeverband, dass in der Diskussion über die Energiewende und die Kosten der Nutzung erneuerbarer Energie endlich die Energiepotenziale der Wasserwirtschaft stärker beachtet werden.
"Die Wasserwirtschaft betreibt schon lange Eigenenergieerzeugung aus klimafreundlichen, regenerativen Energieträgern und trägt zur Energieversorgung in Form von Strom und Wärme bei. Abwasserbetriebe nutzen die in den Kläranlagen anfallenden Klärschlämme und das Klärgas energetisch zur Strom- und Wärmeerzeugung. Damit werden nennenswerte Anteile des eigenen Eigenenergiebedarfs bei der Abwasserreinigung gedeckt, die Ressourcen geschont und der CO2-Ausstoss reduziert. Zudem sichern wir damit stabile Gebühren", so Dr. Stemplewski.

Die AöW hatte bereits vor zwei Jahren auf die energiewirtschaftliche Bedeutung der Wasserwirtschaft hingewiesen. Zwar seien nun weitere Forschungsprogramme zur Hebung der Potenziale angelaufen und auch verschiedene Projekte in Angriff genommen worden, dies reiche aber bei Weitem nicht aus, konstatierte das AöW-Präsidium. Dabei liegen die Vorteile auf der Hand. Die Wasserwirtschaft ist ein wesentlicher Faktor der kommunalen Daseinsvorsorge, dezentral angesiedelt und langfristig angelegt. Wo Menschen leben, wird beständig Wasser gebraucht und Abwasser entsorgt werden müssen. So kann ein Teil der Grundlast allein in der Eigenenergienutzung mit den Energiepotenzialen der Wasserwirtschaft abgedeckt werden. Durch die Ortsnähe bestehen zudem Chancen, die Kläranlagen für die Speicherung der zeitweiligen Überschüsse aus den Schwankungen in der aus Wind- und Photovoltaikanlagen erzeugten Energie zu nutzen und bei Bedarf schnell regional zu verteilen. Da die Anlagen bereits an die örtlichen Stromnetze angebunden sind, können sie auch leicht in Verteilnetze integriert werden. Überschüssige Wärme aus Kläranlagen und Kanälen kann durch direkte Anbindung für die Heizung von Wohnungen, Schulen, Museen und Verwaltungen genutzt werden. In Pilotanlagen wird sogar aus der Abwasserreinigung Wasserstoff als Energierohstoff gewonnen.

Verfahren zur Covergärung von unterschiedlicher Biomasse und Abfällen in Kläranlagen können durch Beschränkungen jedoch derzeit nicht voll ausgenutzt werden, obwohl dies für die Umwelt mehr bringen würde.

Der Betrieb von Kläranlagen und die Entsorgung von Restklärschlamm erfüllen sehr hohe Umweltauflagen, die sogar weit über die Standards für Biogasanlagen hinausgehen. Trotzdem wird die Klärgasnutzung nach dem EEG geringer vergütet als Biogas. Dies bedeutet für die Wasserwirtschaft eine strukturelle Benachteiligung und Ungleichbehandlung.
Die AöW betrachtet es daher als Fehlentwicklung, dass der Bau von Biogasanlagen auf der grünen Wiese gefördert wurde, die Energiepotenziale in der Wasserwirtschaft aber übersehen werden. Auch in der Wasserversorgung schlummern noch weitere Potenziale.

"Es war schon immer unser Bestreben, die Energiequellen, die in Wasser und Abwasser liegen, zu nutzen. Wir stehen bereit, unsere Möglichkeiten noch weiter auszuschöpfen. Bisher werden wir dabei aber durch die Ungleichbehandlung gegenüber anderen erneuerbaren Energien gebremst. Statt über die EEG-Umlage und den Netzausbau zu streiten und die Energiewende immer wieder in Frage zu stellen, fordern wir die Einbeziehung in die energiewirtschaftlichen Entscheidungen", war die einhellige Feststellung des AöW-Präsidiums.

Deshalb fordert die AöW:

 Rechtliche Gleichstellung der Energie aus der Wasserwirtschaft mit anderen Erneuerbaren Energien und adäquate Erhöhung der Einspeisevergütungen für Strom aus der Wasserwirtschaft, insbesondere aus Klärgas und Wasserkraft

 Gleichstellung der Klärgasnutzung mit Biogas

 Förderung der Erstellung von Energiekarten für die Erschließung der Energiepotenziale in der Wasserwirtschaft

 Einbeziehung der öffentlichen Wasserwirtschaft in ein regionales Energiemanagement und Energienetze

Über Beispiele können Sie sich informieren unter: http://www.allianz-wasserwirtschaft.de/pages/themen/energie-und-wasserwirtschaft/beispiele-von-mitgliedern.php

oder vor Ort bei den Abwasserbetrieben oder Wasserversorgern.