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06.06.2012 | Allgemeine Meldungen, Beschaffungspraxis

EMI: Auftragseinbrüche belasten Konjunktur

Die Talfahrt der deutschen Industrie hat sich im Mai weiter beschleunigt. Das signalisiert der saisonbereinigte Markit/BME-Einkaufsmanager-Index (EMI), der binnen Monatsfrist nochmals um 1,0 Zähler auf 45,2 Punkte sank und damit den stärksten Wachstumsrückgang seit Juni 2009 hinnehmen musste.

Der wichtige Konjunktur-Frühindikator liegt nun schon den dritten Monat in Folge unter der magischen Grenze von 50, ab der Wachstum signalisiert wird. Ausschlaggebend für den weiteren Negativtrend war, dass die Betriebe infolge gravierender Verluste beim Auftragseingang ihre Produktion kräftig drosselten. Die Fertigung wurde im Mai (44,6) noch stärker eingeschränkt als im Vormonat (47,3). Der saisonbereinigte Teilindex sank damit auf den tiefsten Stand seit fast drei Jahren.

"Der EMI hat im Mai auf breiter Front eingebüßt. Sorge bereitet unseren Einkäufern, dass nicht nur die Industrie stark eingebüßt hat, sondern auch andere wichtige Teilindikatoren wie Auftragseingang, Beschäftigung und Einkaufsmenge klar nach unten zeigen", betonte BME-Hauptgeschäftsführer Dr. Holger Hildebrandt.

 "Die Unsicherheit greift weiter um sich. Aus allen Regionen der Welt werden derzeit schwächere Konjunktursignale gemeldet" sagte Dr. Gertrud R. Traud, Chefvolkswirtin der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba), dem BME. Deshalb könne sich auch die deutsche Industrie diesem Abwärtstrend nicht länger entziehen. Um eine Abwärtsspirale wie Ende 2008 zu vermeiden, habe China bereits Konjunkturprogramme angekündigt. Auch seien geldpolitische Maßnahmen der US-Notenbank nicht mehr ausgeschlossen.

"Auf europäischer Ebene ist damit zu rechnen, dass die sogenannten Brandschutzmauern wohl erhöht werden. Diese kombinierten Maßnahmen sollten dazu beitragen, eine Rezession in Deutschland zu vermeiden", zeigte sich Traud zuversichtlich.

Sowohl bei Global Playern als auch bei KMU fielen die 11. Auftragsverluste in Folge im Mai stärker aus als in den zurückliegenden fünf Monaten (43,8 nach 44,9 im April). Verantwortlich hierfür waren der ungünstige globale Konjunkturverlauf und die damit verbundene niedrige Investitionsbereitschaft der Kunden.
Da die relativ hohe Nachfrage aus den USA, Indien und der Türkei die nachlassenden Bestellungen aus Europa und Asien nicht ausgleichen konnte, wies auch der Auftragseingang Export das elfte Minus in Folge aus (43,0 nach 43,3 im April).
Wegen der niedrigeren Produktionsanforderungen gingen in der deutschen Industrie im Mai so viele Arbeitsplätze verloren wie zuletzt im Februar 2010. Gleichwohl fiel der zweite Job-Abbau in Folge nur moderat aus (47,9 nach 49,0 im April).
Die Kapazitäten waren auch im Mai (46,3) nicht ausgelastet, so dass die Auftragsbestände zum neunten Mal hintereinander und fast genauso zügig abnahmen wie im April (46,5).

Niedrigere Produktionsanforderungen und ein effektives Lagermanagement sorgten dafür, dass die Einkaufsmenge im Mai (41,5) nicht nur den vierten Monat in Folge, sondern auch erheblich stärker reduziert wurde als im Vormonat (43,7). Folglich verkürzten sich die durchschnittlichen Lieferzeiten zum dritten Mal hintereinander und im größten Ausmaß seit drei Jahren.

Der Kostenauftrieb verlangsamte sich ein weiteres Mal und fiel erheblich schwächer aus als in den zurückliegenden vier Monaten. Zur Entspannung trugen die niedrigeren Energie- und Metallpreise bei.
Die Verkaufspreise wurden im Mai den 28. Monat in Folge angehoben, die Rate blieb jedoch niedrig und entsprach ihrem Langzeit-Durchschnittswert.

Der "Markit/BME-Einkaufsmanager-Index" (EMI) ist ein monatlicher Frühindikator zur Vorhersage der konjunkturellen Entwicklung in Deutschland. Der Index erscheint seit 1996 unter Schirmherrschaft des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME), Frankfurt. Er wird von der britischen Forschungsgruppe Markit Economics, London, erstellt. Der Index beruht auf der Befragung von 500 Einkaufsleitern/Geschäftsführern der verarbeitenden Industrie in Deutschland (nach Branche, Größe, Region repräsentativ für die deutsche Wirtschaft ausgewählt). Der EMI orientiert sich am Vorbild des US-Purchasing Manager´s Index (PMI).