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11.12.2012 | Allgemeine Meldungen, Beschaffungspraxis

EMI: Industrie scheint wieder Tritt zu fassen

Die deutsche Industrie hat im November ihre Talfahrt verlangsamt. Sowohl bei Produktion als auch bei Auftragseingang und Beschäftigung schwächten sich die seit Monaten anhaltenden Rückgänge ab. Das zeigt der saisonbereinigte Markit/BME-Einkaufsmanager-Index (EMI), der sich gegenüber Oktober um 0,8 Punkte auf 46,8 verbesserte.

Dennoch liegt der wichtige Konjunktur-Frühindikator nun schon den neunten Monat in Folge unter der magischen Grenze von 50, ab der Wachstum signalisiert wird.
"Der aktuelle EMI weckt Hoffnungen, dass die deutsche Wirtschaft zum Jahresende wieder Tritt fasst. Dann könnte sich auch das Geschäftsklima in wichtigen Schlüsselmärkten weiter aufhellen", betonte Dr. Holger Hildebrandt, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME), in Frankfurt.

"Heureka! Griechische Worte scheinen dieser Tage zwar wenig Begeisterung auszulösen. Trotzdem lohnt es sich angesichts der aktuellen EMI-Daten, auf diesen Ausspruch zurückzugreifen", sagte Dr. Gertrud R. Traud, Chefvolkswirtin der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba), dem BME.

Damit es zu einer konjunkturellen Erholung kommen könne, müsse zuvor der Markit/BME-Einkaufsmanager-Index steigen. Das sei jetzt geschehen. Entscheidend für die sich abzeichnende konjunkturelle Erholung sei aber nicht die weitere Entwicklung in der europäischen Staatsschuldenkrise, sondern der weltweite Aufschwung. Und genau dieser werde vom EMI reflektiert. Zwar seien die aktuellen Produktions- und Kapazitätsdaten noch schwach. Dies bestätige jedoch nur, dass das aktuelle Quartal wahrscheinlich den Tiefpunkt in diesem Zyklus markieren werde.

Traud: "Im Laufe des nächsten Jahres wird es wieder zu einer deutlichen Erholung kommen. Wir erwarten, dass das deutsche Bruttoinlandsprodukt um 1,2 Prozent zulegen wird."

"Wie so häufig seit Ausbrechen der Staatsschuldenkrise bestimmt die politische Großwetterlage die Einschätzung der Unternehmen", sagte Alexander Schumann, Chefvolkswirt des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), dem BME. Zuletzt habe sich die Stimmung etwas beruhigt. Die Staaten hätten sich wieder auf die Umsetzung der Spar- und Reformmaßnahmen besonnen, statt sie infrage zustellen oder ständig neue Vorschläge zu präsentieren. Schumann: "Der aktuelle EMI zeigt aber auch, dass die Politik noch viel zu tun hat, bis das Vertrauen bei den Unternehmen zurückgekehrt ist und der Investitionsmotor wieder anspringt."

Die Entwicklung der EMI-Teilindizes im Überblick:

Industrieproduktion:
Der EMI-Teilindex Leistung blieb zwar unter der neutralen 50-Punkte-Marke, erreichte aber mit dem November-Wert den höchsten Stand seit Beginn der Produktionskürzungen vor acht Monaten. Niedrigere Produktionslevels im Vorleistungs- und Investitionsgüterbereich kompensierten den Zuwachs bei den Konsumgüterherstellern.

Auftragseingang:
Die Auftragsverluste der Global Player und KMU schwächten sich abermals ab. Der Teilindex kletterte auf den höchsten Wert seit März dieses Jahres. Die Einbußen im Exportneugeschäft blieben zwar gravierend, fielen jedoch schwächer aus als in den zurückliegenden sieben Monaten. So glich die wieder anziehende Nachfrage Chinas nach Industrieerzeugnissen Made in Germany die nach wie vor rückläufigen Bestellungen aus der Eurozone zumindest teilweise aus.

Auftragsbestände:
Die Auftragsbestände nahmen zwar den 15. Monat in Folge ab, doch auch hier verlangsamte sich der Rückgang und erreichte wieder das Mai-Niveau. Firmen mit rückläufigen Auftragspolstern führten dies auf die nach wie vor nicht ausgelasteten Kapazitäten zurück.

Beschäftigung.
Die Beschäftigung nahm zum siebten Mal seit April ab. Der Rückgang fiel jedoch insgesamt nur noch marginal aus. Entlassungen im Vorleistungs- und Investitionsgüterbereich kontrastierten mit Neueinstellungen bei den Konsumgüterherstellern.

Fertigwarenlager/Vormateriallager:
Die Fertigwarenlager wurden im November nicht nur zum vierten Mal hintereinander, sondern auch so zügig abgebaut wie seit Februar 2010 nicht mehr. Ausschlaggebend hierfür waren die höchst unsicheren Nachfrageperspektiven und die damit verbundene Absicht der Unternehmen, ihre Lagerbestände zu minimieren. Bei den Vormateriallagern kam es zum stärksten Abbau seit drei Jahren. Ursachen dafür waren die hartnäckige Auftragsflaute sowie verbreitete Bemühungen der Unternehmen, die Liquidität zu sichern.

Lieferzeiten:
Die durchschnittlichen Lieferzeiten verkürzten sich im November zum achten Mal innerhalb der vergangenen neun Monate und auch wieder stärker als im September und Oktober.

Einkaufspreise:
Der dritte Anstieg der durchschnittlichen Einkaufspreise in Folge fiel deutlich schwächer aus als in den beiden Vormonaten. Der Teilindex unterschreitet aktuell auch den Langzeit-Durchschnittswert von 56,7 Punkten erheblich.

Verkaufspreise:
Preisnachlässe vor allem im Konsum- und Investitionsgüterbereich gaben den Ausschlag dafür, dass die Verkaufspreise in der deutschen Industrie im November insgesamt zum sechsten Mal hintereinander leicht reduziert wurden.

Der "Markit/BME-Einkaufsmanager-Index" (EMI) ist ein monatlicher Frühindikator zur Vorhersage der konjunkturellen Entwicklung in Deutschland. Der Index erscheint seit 1996 unter Schirmherrschaft des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME), Frankfurt. Er wird von der britischen Forschungsgruppe Markit Economics, London, erstellt. Der Index beruht auf der Befragung von 500 Einkaufsleitern/Geschäftsführern der verarbeitenden Industrie in Deutschland (nach Branche, Größe, Region repräsentativ für die deutsche Wirtschaft ausgewählt). Der EMI orientiert sich am Vorbild des US-Purchasing Manager´s Index (PMI).

Internet: www.bme.de