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11.10.2011 | Energie, Verkehrsmanagement

Brennstoffzellen-Branche präsentiert Lösungen für die Energiewende

Andrang auf dem internationalen Brennstoffzellen-Fachforum f-cell Ende September in Stuttgart: 1.011 Fachleute besuchten Kongress, Messe und Begleitveranstaltungen.

(eos) - Bis auf den letzten Platz gefüllte Vortragssäle und eine optimistische Aufbruchstimmung prägten das zweitägige Brennstoffzellen-Fachforum f-cell, das am 26. und 27. September 2011 in Stuttgart stattfand. Fachbesucher aus 26 Nationen waren zum Branchen-Event mit Kongress und Messe angereist.

"Wenn wir alle Beteiligten mitrechnen, konnten wir mit den Themen Wasserstoff und Brennstoffzellen sowie Elektromobilität insgesamt über 1.000 Menschen mobilisieren", freut sich Peter Sauber von der Peter Sauber Agentur Messen und Kongresse GmbH, die das Fachforum gemeinsam mit der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH (WRS) veranstaltet.

WRS-Geschäftsführer Dr. Walter Rogg ergänzt: "Die hohe Akzeptanz des Symposiums über die letzten elf Jahre hinweg zeigt, dass unser Konzept aufgeht. Wir schlagen einen Bogen von der Forschung und Entwicklung bis zur praktischen Anwendung. Es ist gerade dieser Praxisbezug, den die Teilnehmer, die zu zwei Dritteln aus der Wirtschaft kommen, schätzen."

So haben die Veranstalter auch dieses Jahr viel positives Feedback erhalten. Der renommierte japanische Brennstoffzellen-Experte Prof. Masahiro Watanabe vom Fuel Cell Nanomaterials Center der Universität Yamanashi sagt: "Die Auswahl der Sprecher war exzellent. Sie vermittelten den Stand der Technik bei Brennstoffzellen, E-Mobilität und Wasserstoffwirtschaft. Immer mehr Menschen erkennen die wichtige Rolle, die Wasserstoff und Brennstoffzellen in einem künftigen klimaschonenden Energieversorgungssystem spielen können. Dazu leistet die f-cell einen wertvollen Beitrag."

Wasserstoff als energetisches Multitalent
Der Beschluss, in Deutschland aus der Kernenergienutzung auszusteigen, bedeutet Rückenwind für die Branche. Ungleichmäßig anfallender Strom aus erneuerbaren Energien wie Wind- oder Sonnenkraft kann bereits heute nicht immer vollständig ins Netz eingespeist werden, da teilweise keine entsprechenden Strommengen nachfragt werden.
"74 Millionen Kilowattstunden Windstrom blieben 2009 auf diese Weise ungenutzt", erklärt Baden-Württembergs Umweltminister Franz Untersteller MdL in seinem f-cell-Vortrag unter Verweis auf Angaben der Bundesnetzagentur.
"Auch für diesen Strom steht den Betreibern aber eine Einspeisevergütung zu. Rund sechs Millionen Euro hat das 2009 gekostet."

Mehrere Schaubilder bzw. Modelle auf der f-cell-Messe zeigten die Lösung des Problems: "Der Öko-Strom könnte große Elektrolyseure antreiben, die damit aus Wasser 'grünen' Wasserstoff machen", erläutert Dauaride Empere, Projektmanager im Auftrag der Forschung und Innovation der EnBW Energie Baden-Württemberg AG.
Der Wasserstoff wiederum lässt sich ganz unterschiedlich nutzen. Besonders interessant ist die Verwendung als Treibstoff in Brennstoffzellen-Fahrzeugen. "Wir können ihn aber auch ins bestehende E rdgasnetz einspeisen", sagt Dr. Manfred Waidhas, der bei Siemens an einem Elektrolyseur für die großtechnische Erzeugung von Wasserstoff arbeitet.

Der Wasserstoff lässt sich - und das ist bei möglichen Engpässen wichtig - auch als Energiereserve einlagern. "Unterirdische Hohlräume, sogenannte Kavernen, eigenen sich als Speicherorte", berichtet Waidhas. "Damit kommen wir auf Speichermengen im Terrawattbereich. Keine andere Speichermethode erreicht diese Größenordnung."

Die Enertrag AG in Dauerthal bei Berlin nimmt im Oktober 2011, wie Vorstand Werner Diwald vortrug, ein Gesamtsystem - mit Windkraftanlagen, Elektrolyseur und anschließender Lieferung des "grünen" Wasserstoffs an eine H2-Tankstelle - in Betrieb.

Brennstoffzellenfahrzeuge ab 2014 in Serie
Die f-cell-Gäste konnten sich davon überzeugen, dass die mobilen Abnehmer für den Wasserstoff in den Startlöchern stehen. "Mit dem Mercedes-Benz F-CELL World Drive, einer mehr als 30.000 Kilometer langen Weltumrundung über vier Kontinente mit drei B-Klasse F-CELL-Brennstoffzellenfahrzeugen, haben wir die Alltagstauglichkeit der Technologie einmal mehr überzeugend demonstriert", sagt Prof. Herbert Kohler, Leiter E-Drive & Future Mobility bei Daimler auf der f-cell.
Bereits heute wird die B-Klasse F-CELL unter Serienbedingungen gefertigt und im Alltag von Testkunden erprobt. Dafür erhielt das Unternehmen auf der f-cell Abendveranstaltung den vom Umweltministerium des Landes sowie der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart ausgelobten f-cell Award in Gold.

Vor dem f-cell-Veranstaltungsort, dem Stuttgarter Haus der Wirtschaft, konnten die Besucher diverse Brennstoffzellen-PKWs selbst testen. Darüber hinaus zog ein 18 Meter langer Brennstoffzellen-Bus, der im Raum Köln seit 14 Tagen im Linienverkehr unterwegs ist, die Blicke auf sich. Heiko Herr, Trainer Aus- und Weiterbildung bei der Regionalverkehr Köln GmbH, steuerte das Null-Emissions-Fahrzeug - mit Tankstopp in Frankfurt - von Köln nach Stuttgart. "Ein tolles Fahrgefühl", schwärmt er. Der Bus habe mit der langen Strecke und dem Einsatz als Shuttle-Bus zur f-cell-Abendveranstaltung einen weiteren Bewährungstest bravourös bestanden.

Festlicher Höhepunkt: die f-cell-Abendveranstaltung
Den festlichen Höhepunkt des Fachtreffens bildete die Abendveranstaltung mit Verleihung der f-cell Awards, die 2011 in den Stuttgarter Wagenhallen stattfand, einem Ort mit rustikal-alternativem Flair, der auch Künstlerateliers beherbergt.
Neben Daimler und N2telligence nahmen Projektteams der Robert Bosch GmbH (f-cell Award in Silber) und der SFC Energy AG (f-cell Award in Bronze) Auszeichnungen entgegen.
Viele der Redner und Teilnehmer erwarten die Veranstalter auch zur f-cell 2012 wieder.

Internet: www.f-cell.de