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13.01.2011 | Gesundheitswesen und Hygiene

1. Bremer Pflegefachtagung zeigt Strategien zur Bewältigung der täglichen Herausforderungen auf

Unter dem Motto "Wissen. Sprache. Technik. - Pflege verbindet" diskutierten rund 150 Wissenschaftler sowie Fach- und Führungskräfte aus Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen, Kranken- und Pflegekassen im Dezember zwei Tage lang über aktuelle Herausforderungen und Lösungswege für die Pflege.

In 45 hochkarätigen Vorträgen wurden den Teilnehmern Informationen zu pflegerischem Wissen und modernen Technologien zur Unterstützung bei der Bewältigung pflegerischer Herausforderungen in einer alternden Gesellschaft vermittelt. Daneben nahmen auch die Diskussion mit Fachleuten und der Austausch unter Kollegen eine wichtige Rolle ein.

Zu der erstmals in dieser Form statt findenden Pflegefachtagung hat der Bremer IT-Dienstleister und Pflegespezialist atacama | Software zusammen mit dem Institut für Public Health und Pflegeforschung der Universität Bremen, dem Netzwerk Deutsche Gesundheitsregionen (NDGR e.V.) und dem Institut Arbeit und Technik (IAT) eingeladen.

Vielfalt der Pflegefachsprachen bedingt Mapping
Einen Schwerpunkt der Fachtagung bildeten die unterschiedlichen Pflegefachsprachen. Angesichts der Vielzahl von Terminologien mit unterschiedlichen Zielsetzungen sieht Ulrich Schrader, Vizepräsident für DV-Angelegenheiten/IT an der Fachhochschule Frankfurt a.M., ein Mapping mit Referenzterminologien als Basis für Kontinuität und Vergleichbarkeit an.

apenio, die digitale Pflegeplanung und -dokumentation von atacama, arbeitet seit längerem an dem Mapping mit verschiedenen Fachsprachen. Bei apenio ist von Vorteil, dass sich die auf Pflegephänomenen basierende wissenschaftliche Typologie mit Katalogen der Struktur des Pflegeprozesses nach WHO – Assessment, Planung, Leistungserfassung, Evaluation – anpasst und auf ICNP basiert.

Peter Tackenberg von der deutschsprachigen ICNP-Nutzergruppe stellte die International Classification of Nursing Practice als kombinierbare Terminologie für die Pflegepraxis vor, die das cross-mapping von lokalen Begriffen und vorhandenem Vokabular und Klassifikationen ermöglicht. Sie ist seit 2009 von der WHO als gesundheitsbezogene Klassifikation anerkannt. Die Klassifikation der North American Nursing Diagnosis Association (NANDA) liefert eine formale Struktur zur Beschreibung von Pflegebedürftigkeit.

Die Chancen sieht Peter König, Pflegedienstleiter in der Klinik für Tumorbiologie der Universität Freiburg, in der sehr guten Eignung zur Schulung von Pflegediagnostik. Darüber hinaus ist sie tauglich für den praktischen Einsatz und lässt sich in Softwareprodukte integrieren. Allerdings seien die Perspektiven hinsichtlich der Entwicklung in Deutschland unklar.

POP steht für PraxisOrientierte Pflegediagnostik. Sie geht von der Gesundheit des Menschen aus und setzt an den körperlich-funktionellen, psychischen und sozialen Ressourcen an. Ziele sind laut Sozialwissenschaftler Kurt Schalek ein höheres Maß an Selbstbestimmung über die eigene Gesundheit und die Verbesserung der Möglichkeiten mit zukünftigen Schwierigkeiten eigenständig umzugehen. Dazu werden die Patienten informiert, beraten, angeleitet, geschult und motiviert. Für Schalek ist POP ein pflegediagnostisches Konzept für Gesundheitsförderung.

apenio gewährleistet wissensbasierte Pflegedokumentation
Die Pflegetypologie von apenio beinhaltet Standard-Formulierungen für ungefähr 2.800 Situationseinschätzungen und Pflegeziele, ca. 4.000 Ursachen, die zu einer Beeinträchtigung der Situation eines Menschen führen können, und etwa 3.000 Pflegeinterventionen.

"Allerdings werden die Pflegekräfte nur dann in ihren Prozessen sinnvoll unterstützt, wenn die einzelnen Daten miteinander verknüpft sind", stellt Pflegewissenschaftlerin Karin Güttler von atacama heraus.
Entsprechend schlägt apenio automatisch mögliche Pflegemaßnahmen mit notwendigen Hilfsmitteln vor und erinnert an Evaluationen.

Zur Erlössicherung trägt das System mit der automatischen Anzeige pflegerelevanter Nebendiagnosen in Form von ICD oder OPS bei. Dazu gehören z.B. Dekubitus, Schlafstörungen, enterale Ernährung oder spezielle Verbandstechniken. Voraussetzung ist, dass die bei der Einschätzung der Pflegesituation oder den Interventionen dokumentiert werden.
Darüber hinaus werden auch die PPR, PKMS und Therapieeinheiten für die PsychOPS erfasst.

Erhebliche Einsparungen mit digitaler Pflegeplanung und -dokumentation
Die Einsparpotenziale durch den Einsatz von apenio in seinen Häusern beleuchtete Eckart Kroon, Sozialreferent bei der AWO Wohnen & Pflegen Weser-Ems. Mit der IT-Einführung konnte der Träger die Pflegequalität verbessern und transparenter machen sowie eine dezidierte Evaluation des Pflegeprozesses ermöglichen. Darüber hinaus wurde der Datenzugriff optimiert und Doppelerfassungen vermieden.
Konkrete Einsparpotenziale ergeben sich beispielsweise durch die automatische Übertragung und Fortschreibung der Daten oder der Vorbereitung von Leistungsnachweisen und die Erneuerung der Berichtsblätter.

Daneben führt Kroon weitere Vorteile durch die digitale Arbeitsweise an. So entfallen neben anderem Kosten für Papierdokumente und Vordrucke, die Archivierung sowie Aktentransport, -vernichtung und -verwaltung. Da mehrere Berufsgruppen gleichzeitig auf Informationen zugreifen können, entsteht keine Wartezeit und die Arbeitsprozesse verlaufen insgesamt reibungsloser. Auch die Qualität der Pflege wird durch apenio weiter erhöht. Alle Leistungen und Dokumentationen sind durch die protokollierte und sichere Kommunikation nachvollziehbar.

Assistenzsysteme im Dienste älterer Menschen
Die wachsende Zahl älterer und alleinstehender Menschen wird einen steigenden Bedarf an neuen Orientierungs-, Unterstützungs- und Hilfsangeboten schaffen. Ein weiterer Schwerpunkt der Pflegefachtagung befasste sich daher mit dem Thema „Ambient Assisted Living" (AAL). Darunter werden Konzepte, Produkte und Dienstleistungen verstanden, die neue Technologien und das soziale Umfeld miteinander verbinden, um die Lebensqualität für Menschen in allen Lebensabschnitten zu erhöhen.

Dr. Wolfgang Deiters vom Fraunhofer-Institut für Software und Systemtechnik (ISST) sieht darin eine Technik, mit der Service bezahlbar in die Wohnung kommt. So sei ein TV-basiertes Informations- und Diensteportal mit redaktionellen Inhalten aus dem Umfeld, Bestell- und Lieferfunktionen für lokale Dienstleister, sozialen Communities und einem direkten Draht zum Wohnungsunternehmen vorstellbar.
Für ein selbstbestimmtes Leben im Alter benötigen Senioren eine unaufdringliche Unterstützung. So kann die Wohnung mit Hilfe unauffälliger Sensorik und Aktorik zum `mitdenkenden Zuhause´ werden, z.B. durch eine automatische Lichtsteuerung bei Dunkelheit, Herdabschaltung beim Verlassen der Wohnung oder Notruftasten. Mit dieser Technik wird die Wohnung dann zum 3. Gesundheitsstandort.

Praktische Beispiele, die sich im Bremen Ambient Assisted Living Lab bereits in der Erprobung befinden, präsentierte Bernd Krieg-Brückner vom Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz. Gefragt sind dabei Assistenzsysteme zur Kompensation von physischen und kognitiven Beeinträchtigungen mit natürlicher Interaktion, die das Wohnen in gewohnter Umgebung gewährleisten. Dazu gehören intelligente Rollstühle und Rollatoren als Mobilitäts-Assistenz genauso wie die Integration intelligenter Geräte, z.B. Bett, Türen, Sanitärobjekte, Kleiderschrank, Küchenzeile und Kühlschrank.

Weitere Informationen zur Pflegefachtagung 2010 finden Sie im Internet unter: www.pflegefachtagung-bremen.de.

atacama | Software GmbH wurde 1998 in Bremen gegründet und fördert mit innovativen Standardsoftware-Lösungen die Transparenz und Effizienz bei Krankenkassen und in Krankenhäusern. Das atacama-Team blickt auf mehr als fünfzehn Jahre Erfahrung in der Entwicklung von Softwarelösungen für das Gesundheitswesen zurück. apenio, eine wissensbasierte Software für Pflegeplanung und -dokumentation in Krankenhäusern. Das webbasierte System wurde in Zusammenarbeit mit der Universität Bremen auf Basis einer praxistauglichen pflegewissenschaftlichen Klassifikation entwickelt. Einen weiteren Schwerpunkt bilden umfassende zahnärztliche Fallmanagement-Lösungen für Kranken-kassen. atacama | KFO für das Kieferorthopädie-Management der gesetzlichen Krankenversicherung und atacama | ZE, das webbasierte Programm für das Zahnersatz-Management der gesetzlichen Kranken-versicherung, sind bei rund 60 Krankenkassen und vier Rechenzentren im Einsatz. Abgerundet wird das Angebot durch atacama | VIS, eine Informations- und Kommunikationsplattform für Krankenhäuser, Verbände und Pflegeeinrichtungen zur einfachen Gestaltung einer Internetpräsenz. Weitere Informationen über atacama finden Sie im Internet unter www.atacama.de.