IFAT ENTSORGA: Bewässerung mit Abwasser - Aufbereitet auf die Felder
Bewässerungstechnik neu in der Nomenklatur - Wiederverwendung von Abwasser immer wichtiger
Die IFAT ENTSORGA 2012, Weltleitmesse für Wasser-, Abwasser-, Abfall- und Rohstoffwirtschaft, erweitert ihr Portfolio: Zur nächsten Veranstaltung, die von 7. bis 11. Mai 2012 auf dem Gelände der Neuen Messe München stattfindet, wird das Thema Bewässerungstechnik neu in die Nomenklatur aufgenommen. Denn um die weltweiten Wasserressourcen zu schonen, kommt der Wiederverwendung von Abwasser weltweit eine wichtige Rolle zu. Vor allem in der landwirtschaftlichen Bewässerung kann solch aufbereitetes Abwasser nahezu problemlos genutzt werden und spart so wertvolle Ressourcen.
„Angesichts der großen Wassermengen, die für die landwirtschaftliche Lebensmittelproduktion notwendig sind, hat die hier genutzte Bewässerung dabei ein besonders großes Potenzial“, sagt Prof. Dr.-Ing. Peter Cornel von der Technischen Universität Darmstadt, Fachgebiet Abwassertechnik.
In ariden und semi-ariden Regionen ist sie gängige Praxis. So ermittelte das International Waste Water Management Institut (IWMI, Sri Lanka) schon vor drei Jahren, dass von 53 untersuchten Städten in Lateinamerika, dem Nahen Osten, Afrika und Asien rund 80 Prozent teilweise oder nicht geklärtes Wasser in der Landwirtschaft einsetzen.
Beispiel Jordanien:
Hier lebt die stark wachsende Bevölkerung mit einer zunehmenden Wasserknappheit. Die Übernutzung der Grundwasserressourcen des Landes hat bereits zu einem drastischen Absinken der Grundwasserspiegel geführt. Ein von der KfW Entwicklungsbank finanziertes Vorhaben nutzt gereinigtes Abwasser aus drei Kläranlagen in der Region Irbid für Bewässerungszwecke. Zusätzlich sind Leitungen bis ins nördliche Jordantal geplant, wo das Wasser für die Wiederverwendung in der Landwirtschaft weitergehend aufbereitet wird.
Durch Substitution von Frischwasser durch Abwasser in der Bewässerung können jedem Einwohner in Jordaniens Hauptstadt Amman täglich zusätzlich 20 Liter Trinkwasser zur Verfügung gestellt werden. Die Landwirte profitieren von dem im aufbereiteten Abwasser enthaltenen Stickstoff und Phosphor als kostenlosem Dünger.
Um das Düngeverhalten entsprechend anzupassen, hat die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ, Bonn) bereits im mittleren Jordantal Beratungen durchgeführt. Ein weiterer Vorteil des Gesamtkonzepts: Der große Höhenunterschied zwischen dem Standort der Kläranlagen bei Irbid und dem Jordantal soll durch ein Kraftwerk genutzt werden, das aus dem Transport des gereinigten Abwassers Strom für bis zu 15.000 Haushalte gewinnen soll.
Beispiel Peru:
Ende des Jahres 2009 hat die für Lima zuständige Wasserbehörde SEDAPAL nahe der peruanischen Hauptstadt eine Kläranlage in Betrieb genommen, die Abwasser speziell für die Bewässerung von über 400 Hektar Ackerland bereitstellt. Das Konzept und die Komponenten der Anlage hat der international agierende Wasser- und Abwasserspezialist ITT geliefert. Zum Einsatz kommen ein Prozess mit Sequence Batch Reactor (SBR) sowie eine nachfolgende zusätzliche Filtration, die den gegen übliche Desinfektionsverfahren resistenten Parasiten Helminth Ova zuverlässig entfernt. Der Ablauf der Kläranlage erfüllt die im Jahr 2008 von der Regierung Perus aufgestellten Vorgaben für die Nutzpflanzenbewässerung.
Beispiel China:
Hier entwickelt das ttz Bremerhaven derzeit zusammen mit der Alensys AG aus Erkner und der Hydro-Air GmbH (Niedergörsdorf) eine neue Bewässerungstechnik für Energieholzplantagen. Bei dem vom Bundeswirtschaftsministerium geförderten Projekt BIOWARE werden kommunale Abwässer und Grundwasser zu einer bedarfsgerechten Nährlösung gemischt. Zusammen mit einem kontrollierten Ausbringen per Tröpfchenbewässerung werden so Wasser, konventionelle Düngemittel und Geld gespart. Im Frühjahr dieses Jahres soll der Prototyp des Abwasserrecycling-Systems in Yangjiteng, einer Kleinstadt mit rund 20.000 Einwohnern in der Nähe von Chengdu, installiert werden.
Neben diesen zentralen, großen Behandlungskonzepten gibt es auch die Möglichkeit, Abwasser dezentral, in wesentlich kleineren Einheiten für die Bewässerung aufzubereiten.
Beispiel Indonesien:
Die hohen Wasserpreise und die Notwendigkeit, mehrere Parkanlagen zu bewässern haben die Betreiber eines Hotels auf der indonesischen Insel Sumatra dazu veranlasst, im Jahr 2008 eine Membran-Bioreaktor-Anlage zu installieren. Die in einem der Untergeschosse des Hotels untergebrachte Technologie der Hans Huber AG aus Berching bereitet seither einen Teil des vor Ort anfallenden Abwassers auf. Täglich stehen so rund 250 Kubikmeter zur Grünflächenbewässerung zur Verfügung.
Weitere Informationen unter www.ifat.de