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08.09.2010 | Allgemeine Meldungen

EMI: Aufschwung verliert im August an Dynamik

Der konjunkturelle Aufschwung hat im August an Dynamik verloren. Die deutsche Industrie expandierte zwar weiter kräftig. Gegenüber Juli hat sich das Wachstumstempo jedoch spürbar abgeschwächt. Das signalisiert der saisonbereinigte Markit/BME-Einkaufsmanager-Index (EMI), der binnen Monatsfrist drei Zähler auf 58,2 sank und damit tiefer notierte als in den zurückliegenden fünf Monaten.

Der Langzeit-Durchschnittswert von 51,9 wurde jedoch deutlich übertroffen. Zurückzuführen war die Abkühlung auf die niedrigeren Zuwächse bei Produktion und Auftragseingang. Die 14. Produktionssteigerung in Folge war im August (60,5) im historischen Vergleich zwar weiter hoch; gegenüber Juli (63,6) gab die Rate jedoch merklich nach. Bei den Auftragseingängen mussten sowohl Global Player als auch KMU mit 57,6 (Juli: 63,2) empfindliche Einbußen hinnehmen. Unterm Strich verbuchten die Branchenakteure hier das niedrigste Plus seit Dezember 2009, hauptsächlich wegen der nachlassenden Exportnachfrage nach deutschen Industrieerzeugnissen. Die Auslandsbestellungen schwächten sich den fünften Monat in Folge ab, so dass der entsprechende Teilindex mit 54,3 (Juli: 56,1) auf den tiefsten Stand seit Januar 2010 fiel.

"Alles in allem war der Gesamtauftragszuwachs jedoch nach wie vor überdurchschnittlich stark. Deshalb besteht angesichts der robusten Konjunktur auch kein Anlass zur Sorge", kommentierte BME-Hauptgeschäftsführer Dr. Holger Hildebrandt am Dienstag die aktuelle EMI-Statistik.

Dr. Gertrud R. Traud, Chefvolkswirt der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba), sieht nach einer ersten Bewertung der jüngsten EMI-Zahlen ebenfalls keinen Grund für Pessimismus: "Zwar bestimmten im August dunkle Regenwolken das Wetter. In der deutschen Industrie schien jedoch weiter die Sonne, auch wenn die Intensität im Vergleich zum Vormonat etwas nachließ. Im historischen Vergleich war der 14. Produktionsanstieg aber immer noch außergewöhnlich hoch. Auch wenn in den nächsten Monaten sowohl die Temperaturen als auch die Dynamik in der Industrie zurückgehen sollten, dürfte die gute Wettbewerbsposition der deutschen Unternehmen ausreichen, um einem Rückfall in die Rezession entgehen zu können."

Die Auftragsbestände stiegen im August (57,2) nicht mehr so zügig wie in den vergangenen sechs Monaten, was auf die weniger gut gefüllten Auftragsbücher der Unternehmen zurückzuführen war. Die Firmen, bei denen die Auftragspolster zunahmen, begründeten dies vor allem mit Kapazitätsengpässen, aber auch mit Lieferverzögerungen bei Vormaterialien. Um einen übermäßigen Anstieg der Auftragsbestände zu verhindern, wurde die Nachfrage bei vielen Unternehmen direkt aus den Fertigwarenlagern bedient. Folglich sanken die Bestände an Fertigwaren zum dritten Mal hintereinander und mit der höchsten Rate seit Februar.

Im Zuge der anhaltenden Kapazitätsauslastung stockten die Betriebe ihre Belegschaften im August (54,0) weiter auf. Trotz der leichten Verlangsamung gegenüber Juli (54,5) kam es zum zweitstärksten Job-Aufbau seit Mai 2008.

Dem verringerten Auftragsplus entsprechend, wurde die Einkaufsmenge im August (58,3 nach 60,4 im Juli) weniger stark ausgeweitet als in den vergangenen sechs Monaten. Insgesamt war die Steigerungsrate wegen der guten Kapazitätsauslastung jedoch weiter hoch. Die durchschnittlichen Lieferzeiten verlängerten sich den 13. Monat in Folge und auch erneut in erheblichem Ausmaß. Um sich dagegen zu wappnen, bauten die Unternehmen ihre Vormateriallager zwar gezielt auf, das Plus fiel insgesamt jedoch niedrig aus.

Index Einkaufspreise:
Der Preisauftrieb hat sich binnen Monatsfrist spürbar abgeschwächt. Der entsprechende Teilindex wies mit 62,2 die niedrigste Inflationsrate seit Januar dieses Jahres aus. Folglich wurden auch die Verkaufspreise (52,2) weniger stark angehoben als in den zurückliegenden vier Monaten.

Der "Markit/BME-Einkaufsmanager-Index" (EMI) ist ein monatlicher Frühindikator zur Vorhersage der konjunkturellen Entwicklung in Deutschland. Der Index erscheint seit 1996 unter Schirmherrschaft des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME), Frankfurt. Er wird von der britischen Forschungsgruppe Markit Economics, London, erstellt. Der Index beruht auf der Befragung von 500 Einkaufsleitern/Geschäftsführern der verarbeitenden Industrie in Deutschland (nach Branche, Größe, Region repräsentativ für die deutsche Wirtschaft ausgewählt). Der EMI orientiert sich am Vorbild des US-Purchasing Manager´s Index (PMI).