Public Manager
16.11.2010 | Energie

"Vom Kämmerer zum Kümmerer" - Halbzeit für die Initiative Kommunale Energieeffizienz

Die Klimaschutzziele von Bund und Europäischer Union stellen Kommunen vor erhebliche Herausforderungen - gerade in Zeiten knapper Haushaltskassen. Doch mit Maßnahmen für den Klimaschutz können die Kommunen nicht nur Energie sparen, sondern auch öffentliche Gelder.

Zahlreiche Kommunen haben dies erkannt und gehen in Sachen Energieeffizienz mit gutem Beispiel voran. Dennoch reicht das bisherige Engagement auf kommunaler Ebene noch nicht aus. Die Initiative Kommunale Energieeffizienz hat es sich daher zur Aufgabe gemacht, das bestehende Potenzial und mögliche Maßnahmen in den Städten und Gemeinden aufzuzeigen.

Das Herzstück der Initiative bilden die Kommunalen Energieforen in zehn deutschen Metropolregionen. Die Energieforen fördern den Austausch zum Thema Energieeffizienz auf kommunaler Ebene und setzen mit Informationen aus Expertenhand neue Impulse. Anhand guter Beispiele aus der kommunalen Praxis erfahren die Teilnehmenden, wie sich der Klimaschutz in Städten und Gemeinden voranbringen lässt. Gleichzeitig liefern die Foren einen umfassenden Überblick über den Status Quo beim kommunalen Klimaschutz: Die teilnehmenden Kommunalvertreter erörtern, wo es in ihren Gemeinden "klemmt" und welche Maßnahmen und Strategien sich bewährt haben. Außerdem tauschen sie sich aus zu aktuellen Vorhaben und Entwicklungen für mehr Energieeffizienz in ihrer Region. Die Ergebnisse aller Foren fließen in die Publikation "Kommunale Agenda Energieeffizienz" ein, die sich an Entscheider aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft richtet.

Nach fünf Kommunalen Energieforen beginnt Mitte November die "zweite Halbzeit". Bereits jetzt lassen sich erste Aussagen treffen:
Die Energieforen haben gezeigt, dass sich ein Engagement für mehr Energieeffizienz in Kommunen auszahlt. Neben verringerten CO2-Emissionen ist ein doppelter ökonomischer Effekt zu verzeichnen: Ein intelligenter Energieeinsatz - beispielsweise durch die Nutzung lokaler Energiequellen - schont nicht nur die Kassen, sondern steigert auch die Wertschöpfung in der Region. Das bedeutet: niedrigere Energiekosten und mehr Arbeitsplätze.

Daraus ergibt sich insbesondere für mittelgroße Kommunen die Chance, ihre Attraktivität für junge Leute zu steigern.

· Als zentralen Motor für kommunale Energieeffizienz nannten die Kommunalvertreter politischen Willen - Klimaschutz muss Chefsache sein, auch in den Kommunen. "Vom Kämmerer zum Kümmerer", das ist die Devise.

· Als genauso wichtig gelten Information, Aufklärung und Sensibilisierung der Bürgerinnen und Bürger - vom Kindergartenkind bis zum Senioren. Klimaschutz in der Kommune kann nach Meinung der Teilnehmenden nur funktionieren, wenn die Bürgerinnen und Bürger ebenfalls Verantwortung übernehmen und sich selbst für Energiesparen einsetzen.

· Einige Kommunen beteiligen die Einwohner gezielt an den eigenen Projekten für mehr Energieeffizienz. Sie beziehen die Bürgerinnen und Bürger auch bei der Finanzierung ein, etwa über ein Genossenschaftsmodell, einen Bürgerwindpark oder ein Bioenergiedorf.

· Als entscheidend bewerten die Teilnehmenden zudem die personelle und finanzielle Situation der jeweiligen Kommunalverwaltung. Die Kommunalvertreter verweisen auch immer wieder darauf, dass der fachliche Hintergrund der Beschäftigten in Städten und Gemeinden eine wichtige Rolle spielt. Um den kommunalen Klimaschutz voranzubringen, sind Experten gefragt, die sich intensiv mit dem Thema beschäftigen und genau über aktuelle Entwicklungen informiert sind. Wer über diese Expertise nicht verfügt, kann diese Lücke mit Hilfe von externem Sachverstand schließen. Dazu bieten sich vielfältige Möglichkeiten: Über eine Energieberatung können die Kommunen auf das nötige Expertenwissen zugreifen, ein Planungsbüro oder ein Contracting-Partner helfen bei der Finanzierung und Umsetzung der Maßnahmen.

· Ein weiterer Erfolgsfaktor sind Netzwerke und Möglichkeiten zum Austausch. Vielfach sehen sich die Kommunalvertreter ähnlichen Herausforderungen gegenüber und können von guten Beispielen anderer Städte und Gemeinden profitieren. Möglich ist auch eine Zusammenarbeit - indem mehrere Gemeinden gemeinsam die Stelle eines Energiemanagers einrichten. Interesse besteht zudem am Austausch mit Unternehmen, Forschungseinrichtungen sowie Wirtschafts- und Regionalverbänden.

Bei jedem Forum wird deutlich: Die Kommunen als kleinste Einheit können beim Klimaschutz viel erreichen. Ein Beispiel für Engagement in Sachen Energieeffizienz liefert die Stadt Neumarkt in der Oberpfalz: Die Stadt hat ein Nachhaltigkeitskonzept auf den Weg gebracht und ist Mitglied im Konvent der Bürgermeister - einem Zusammenschluss von Gemeinden, die sich auf Initiative der Europäischen Kommission dem Klimaschutz verpflichtet haben. Oberbürgermeister Thomas Thumann hat das Thema zur Chefsache erklärt und sieht die energetische Sanierung als eine wichtige Zukunftsaufgabe an. Durch Maßnahmen wie den Bau eines Biomasseheizkraftwerks und einer Photovoltaikanlage will Neumarkt künftig energieautark werden und die regionale Wertschöpfung steigern.

Damit zeigt die Stadt Neumarkt mit ihren rund 40.000 Einwohnern, wie sich gerade mittelgroße Kommunen ein energieeffizientes Handeln zu eigen machen und dem Trend zur Abwanderung in die Großstädte entgegenwirken können. Fachlich begleitet wird die Initiative Kommunale Energieeffizienz von einem Beirat aus unabhängigen Experten unter dem Vorsitz von Professor Dr. Hans Joachim Schellnhuber, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung. Moderiert und organisiert werden die Kommunalen Energieforen von der IFOK GmbH.
Die Initiative wird von der Viessmann Werke GmbH & Co KG getragen.

Mehr Informationen unter
http://www.initiative-kommunale-energieeffizienz.de