Neue Perspektiven durch zukunftsfaehige Kraftstoffe - Wegweisende Forschung im Technologieland Nordrhein-Westfalen
Auf dem Weg zu einem nachhaltigeren Verkehrssektor ist die Diversifizierung des Kraftstoffmarktes eine wichtige Aufgabe. Biokraftstoffe sind derzeit die einzige erneuerbare Alternative. Um die aktuellen politischen Rahmenbedingungen und Marktentwicklungen der Biokraftstoffe, um innovative Verfahren aus Forschung und Entwicklung und die praktische Umsetzung neuer rechtlicher Anforderungen ging es kürzlich auf der Fachtagung Nachhaltige Biokraftstoffe im Wissenschaftspark Gelsenkirchen.
Rund 60 Vertreter aus Industrie, Wissenschaft und Praxis nahmen an der Veranstaltung teil, zu der die zum Cluster Energiewirtschaft "EnergieRegion.NRW" gehörigen Netzwerke "Kraftstoffe und Antriebe der Zukunft" sowie "Biomasse" in Kooperation mit dem Cluster Energieforschung "CEF.NRW" eingeladen hatten.
Nordrhein-Westfalen bietet gute Voraussetzungen für einen zukunftsfähigen Kraftstoffmarkt. "Die hiesige Forschungslandschaft ist an Technik- und Verfahrensinnovationen vom Feld bis zum Tank beteiligt. Neben den Energiekonzernen haben große und mittelständische Mineralölgesellschaften ihren Sitz in Nordrhein-Westfalen und namhafte Unternehmen des Maschinen- und Anlagenbaus sind vor Ort vertreten", erklärte Dr. Frank-Michael Baumann in seinem Eröffnungsvortrag.
Dr. Baumann ist Geschäftsführer der EnergieAgentur.NRW und Manager der Cluster "EnergieRegion.NRW" und "CEF.NRW". "Mit den Clustern und themenspezifischen Netzwerken wird versucht, alle benötigten Kompetenzen zu bündeln, um Nordrhein-Westfalen zu einem attraktiven und führenden Standort für die Entwicklung, die Herstellung, den Vertrieb sowie die rationelle Anwendung zukunftsfähiger Kraftstoffe zu machen. Das Technologieland Nordrhein-Westfalen ist für die kommenden Aufgaben gut aufgestellt", so führte Dr. Baumann weiter aus.
Biokraftstoffe bleiben ein aktuelles Thema, nicht nur durch die Erhöhung der Beimischung, wie sie mit der Einführung des neuen Kraftstoffes E10 Anfang 2011 praktiziert wird, meint Dr. Frank Köster, Manager des Netzwerks "Kraftstoffe und Antriebe der Zukunft" der EnergieAgentur.NRW. "Mit der Revision der Kraftstoffspezifikationen wird auch die Automobil- und Kraftstoffindustrie gefordert, die technischen Voraussetzungen für einen steigenden Anteil von Biokraftstoffen sicherzustellen."
Über deren zukünftige Einsatzoptionen sprach Elmar Baumann vom Verband der Deutschen Biokraftstoffindustrie e.V. (VDB). "Die Einführung der Besteuerung von Reinkraftstoffen hat in letzter Zeit verstärkt zur Beimischung geführt. Diese Praxis sorgt für neue Effekte. Denn je nach Kombination und Mischungsverhältnis reagieren die Kraftstoffe anders, als sie es in alleiniger Verwendung tun. Daraus ergibt sich neuer Forschungs- und Handlungsbedarf", betonte der Verbandssprecher.
Insgesamt sei die Debatte der Markteilnehmer derzeit weniger technikgetrieben. Es gehe für die Unternehmen und ihre Behauptung auf dem Markt vornehmlich um das Thema Besteuerung, so beschrieb Baumann die Lage aus Sicht des Verbandes. Neben den realen Entwicklungen und Anforderungen am Markt gibt es auch auf Seiten der Forschung noch viel zu tun. Nachhaltige Biokraftstoffe und ihre Herstellungspfade sind zu identifizieren und zu optimieren.
Mit dem Ziel, Technologien zur Produktion von Biokraftstoffen der sogenannten zweiten Generation früher marktreif zu machen, hat die Bundesregierung mit dem Energiekonzept vom September 2010 jüngst eine neue Förderinitiative für Entwicklungs- und Demonstrationsvorhaben angekündigt. Die Zukunft lässt also weitere Innovationen der Kraftstoff-Forschung erwarten.
Einen Beitrag hierzu leisten auch aktuelle Erkenntnisse von Forschungsvorhaben wie etwa das im März gestartete europäische Großforschungsprojekt EuroBioRef, über das Dr.-Ing. Axel Gottschalk von der am Projekt beteiligten Dortmunder Firma Process Design Center GmbH berichtete.
An dem idealen Kraftstoff der Zukunft forschen auch die Wissenschaftler des Exzellenzcluster "Maßgeschneiderte Kraftstoffe aus Biomasse" (TMFB) an der RWTH Aachen, zu dem auch das Fuel Design Center gehört. "Wir haben die Vision einer 3. Generation von Biokraftstoffen", so berichtete Martin Müther vom Fuel Design Center. Mit ihrer Forschung wollen die Wissenschaftler das Optimum aus Herstellung und Verbrennung finden. "Neue maßgeschneiderte Kraftstoffe aus Biomasse eröffnen neue Perspektiven für zukünftige Verbrennungsmotoren", so Müther.
Sauerstoffhaltige Biokraftstoffe verfügten beispielsweise über ein hohes Potential zu Emissionsreduzierung, so erläuterte der Referent. Somit sei es ein interessanter Weg, mehr Sauerstoff in der Biomasse zu belassen.
Über weitere Forschungen wie beispielsweise die Optimierung der regionalen Bioalkoholherstellung aus biogenen Reststoffen berichtete Elmar Brügging von der Fachhochschule Münster.
Dr. Christoph Unger vom Fraunhofer UMSICHT, Oberhausen informierte über die Produktion von Kraftstoffen aus biogenen Altfetten im Greasoline-Projekt. Prof. Dr. Tobias Zschunke von der Hochschule Zittau/Görlitz gab zudem einen fundierten Überblick zu den Anwendungsmöglichkeiten der Holzvergasung in Bio-Energie-Regionen und lieferte damit einen weiteren wichtigen Themenaspekt, der zum Abschluss der Fachkonferenz insbesondere im Blick auf die EnergieRegion.NRW rege diskutiert wurde.
Internet: http://www.kraftstoffe-der-zukunft.de
und
http://www.energieagentur.nrw.de