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12.05.2010 | Gesundheitswesen und Hygiene

Medizinischer Ultraschall ist kosteneffizient – sofern qualifizierte Ärzte schallen

Ultraschallgeräte der mittleren bis höheren Qualitätsstufe kosten für den Basisultraschall etwa 50 000 bis über 100 000 Euro, Spezialgeräte kosten weit mehr. In der Regel bedienen ausschließlich Fachärzte die Geräte, eine Untersuchung dauert 20, bei Spezialuntersuchungen bis zu 40 Minuten. Dennoch ist die Sonografie nicht nur ein sicheres und schonendes sondern für Krankenhäuser auch kostengünstiges Verfahren. Dies zeigen jetzt vorgestellte Berechnungen der - Arbeitsgruppe Kosten - der Deutschen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM).

Angesichts der aktuellen Debatte über Kosten im Gesundheitswesen, könnten diese Ergebnisse durchaus richtungsweisend sein.
Die Autoren erhoben dafür feste und variable Kosten sonografischer Verfahren: Geräteanschaffung, Wartung, Raum und Personal, um anschließend Preise für einzelne Ultraschalluntersuchungen zu kalkulieren - inklusive der steuerlichen Abschreibung über fünf Jahre.
Sie berücksichtigten dabei auch verschiedene Nutzungsszenarien und Gerätegüte.

"Bei guter Auslastung muss eine Klinik für eine Ultraschalluntersuchung des Bauchraums nicht mehr als 50 Euro aufwenden”, berichtet Dr. med. Andreas Schuler von der Helfenstein Klinik in Geislingen. Komplexe Untersuchungen wie die Endosonografie, bei der während einer Magen- oder Darmspiegelung die Umgebung ausgelotet und eventuell eine Gewebeprobe entnommen wird, schlagen nach der Studie selten mit mehr als 300 Euro zu Buche.
"Damit gehört die Sonografie zu den kostengünstigen bildgebenden Verfahren”, sagt Dr. Schuler, der Vorsitzender der Sektion Innere Medizin der DEGUM.

"Ultraschall ist jedoch erst dann kostengünstig und effizient, wenn qualifizierte Ärzten ihn durchführen", sagt Dr. Hans Peter Weskott vom Vorstand der DEGUM. Im Rahmen eines 3-Stufen-Konzepts qualifiziert die Fachgesellschaft deshalb Ärzte. Anhand eines DEGUM-Zertifikates können diese belegen, dass sie hochwertige sonografische Diagnostik gemäß bestimmten Qualitätskriterien durchführen.
Umgekehrt führe Ultraschall in Händen nicht ausreichend qualifizierter Mediziner mitunter zu fehlerhaften Diagnosen, so Internist Weskott. Dies mache weitere teils eingreifendere und teure Untersuchungen erforderlich, wie zum Beispiel Computer- oder Magnetresonanztomografie.

Die Studie legt Kostenberechnungen zu allen gängigen klinischen Ultraschalluntersuchungen im deutschen Gesundheitswesen vor. Unter dem Strich werde das Ergebnis von Klinik zu Klinik variieren, räumt Dr. Schuler ein. So ließen sich bei den Herstellern zum Beispiel Rabatte beim Kauf neuer Ultraschallgeräte erzielen. Die Autoren der Studie legen Listenpreise zugrunde.

Dr. Schuler: "Die Publikation ist hier transparent. Die Kliniken können ihre eigenen Werte in die Berechnungen eintragen und die Kostendeckung individuell berechnen.”
Sie lässt damit erstmals eine fundierte betriebswirtschaftliche Kalkulation von Leistungen und Investitionen im eigenen Ultraschalllabor zu.

Eine weitere Studie untersuchte dieses Modell der Deckungsbeitragsrechnung für die Diagnostik von Lebertumoren. Dabei ergab sich ein potentielles Einsparpotential von mehreren Millionen Euro, sofern vorrangig hochwertige Ultraschallverfahren mit Kontrastmittelanwendung durch erfahrene Ärzte mit hoher Untersuchungsfrequenz zum Einsatz kommen.

Quelle:
A. Schuler, J. Reuss, S. Delorme, A. Hagendorff, F. Giesel
Kosten von Ultraschalluntersuchungen im Krankenhaus - das Modell einer Deckungsbeitragsrechnung e. first published online Ultraschall in der Medizin 2010 (im Druck)

Giesel FL,, Delorme S., Sibbel R. et al. Kontrastverstärkter Ultraschall zur Charakterisierung von inzidentellen Leberläsionen - Eine ökonomische Betrachtung im Vergleich zu Mehrphasen-Computertomographie. Ultraschall in Med 2009; 30: 259-268

www.degum.de