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02.06.2010 | Allgemeine Meldungen

EMI: Deutsche Konjunktur legt im Mai Verschnaufpause ein

Die deutsche Konjunktur hat im Mai eine Verschnaufpause eingelegt. Ursache für den kleinen Dämpfer sind niedrigere Zuwachsraten bei Produktion und Auftragseingang. Noch im April war die Industrie mit Rekordrate auf Expansionskurs.

Der saisonbereinigte Markit/BME-Einkaufsmanager-Index (EMI) gab im Mai binnen Monatsfrist 3,2 Zähler auf 58,4 nach und notierte damit auch unter dem März-Wert (60,2).
Dennoch bewegt sich die aktuelle EMI-Notierung weiterhin deutlich über der Referenzlinie von 50. Damit wird angezeigt, dass die Geschäfte in der Industrie gut laufen und die deutsche Wirtschaft nach wie vor wächst.

"Viele unserer Einkäufer schwanken zurzeit zwischen Aufschwungseuphorie und Krisenangst. Sie spüren, dass es weiter aufwärts geht. Gleichzeitig hören sie von Überschuldung, Euro-Schwäche und Sparzwang. Daraus resultiert das Hin- und Hergerissen sein", kommentierte Dr. Holger Hildebrandt, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME), am Mittwoch die aktuelle EMI-Statistik.

Da die Produktion in allen drei von der Umfrage erfassten Hauptbereichen der deutschen Industrie - Vorleistungsgüter, Investitionsgüter und Konsumgüter - weniger stark ausgeweitet wurde als im April, konnte die Rekordsteigerungsrate des Vormonats auch insgesamt nicht gehalten werden. Der saisonbereinigte Teilindex Leistung markierte mit 59,2 (April: 67,0) zwar ein Vier-Monatstief, im historischen Vergleich blieb die Steigerungsrate jedoch hoch.

Das Plus an Neuaufträgen schwächte sich sowohl bei Global Playern als auch bei KMU vom Allzeithoch im März zwar ein weiteres Mal ab, der saisonbereinigte Teilindex Auftragseingang lag im Mai mit 59,6 (63,5) jedoch abermals deutlich über seinem Langzeit-Durchschnittswert.

Zurückzuführen war die Abschwächung vor allem auf die zunehmende Verunsicherung der heimischen Industriekunden hinsichtlich der weiteren Konjunkturperspektiven.
Die Auslandsnachfrage nach Industrieerzeugnissen "Made in Germany” blieb hingegen annähernd so stark wie im bisherigen Rekordmonat März. Die meisten Exportbestellungen gingen im Berichtsmonat aus den USA und Asien ein.

Die Fertigwarenlager legten im Mai erstmals seit eineinhalb Jahren - wenn auch nur moderat - zu. Der saisonbereinigte Teilindex kletterte auf 51,4 (48,3). Ausschlaggebend für den mäßigen Anstieg waren in erster Linie die anhaltend hohe Produktion und die Beendigung von Lagerabbauprogrammen. Bei einigen Unternehmen kam es jedoch wegen Lieferverschiebungen und des niedriger als erwartet ausgefallenen Absatzes zu einem ungewollten Lageraufbau.

Infolge der steigenden Produktionsanforderungen, aber auch wegen Engpässen und befürchteten Preiserhöhungen seitens der Lieferanten wurde die Einkaufsmenge so stark ausgeweitet wie seit Juni 1998 nicht mehr. Gegenüber dem Rekordwert des Vormonats hat sich die Zuwachsrate jedoch abgeschwächt. Sie fiel um 7,3 Zähler auf 60,1.

Die Lieferzeiten verlängerten sich den zehnten Monat in Folge und auch erneut in ganz erheblichem Ausmaß. Verantwortlich hierfür waren zu niedrige Lagerbestände und Kapazitätsengpässe auf Lieferantenseite.

Angefacht von höheren Einstandspreisen wie z.B. für Stahl und Energie, verharrte der Anstieg der durchschnittlichen Einkaufspreise im Mai mit 71,6 nahe dem 21-Monatshoch von April (72,3). Der schwache Außenwert des Euro trug ebenfalls dazu bei, dass sich Rohstoffimporte verteuerten.

Die vierte Anhebung der Verkaufspreise in Folge fiel im Mai mit 53,1 (56,1) zwar überdurchschnittlich stark aus, zahlreiche Befragte konnten den starken Kostenanstieg wegen ihrer noch immer schwachen Preismacht jedoch nur teilweise an ihre Kunden weitergeben.

Nach dem April war auch im Mai ein leichter Jobaufbau zu beobachten. Der saisonbereinigte Teilindex Beschäftigung erreichte mit einer Notierung von 52,2 (52,0) immerhin ein 22-Monatshoch. Beschäftigungsfördernd wirkten sich die anhaltend starke Nachfrage und die daraus resultierenden höheren Produktionsanforderungen aus.

Der "Markit/BME-Einkaufsmanager-Index" (EMI) ist ein monatlicher Frühindikator zur Vorhersage der konjunkturellen Entwicklung in Deutschland. Der Index erscheint seit 1996 unter Schirmherrschaft des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME), Frankfurt. Er wird von der britischen Forschungsgruppe Markit Economics, London, erstellt.

Der Index beruht auf der Befragung von 500 Einkaufsleitern/Geschäftsführern der verarbeitenden Industrie in Deutschland (nach Branche, Größe, Region repräsentativ für die deutsche Wirtschaft ausgewählt). Der EMI orientiert sich am Vorbild des US-Purchasing Manager´s Index (PMI).

www.bme.de