Public Manager
10.12.2010 | Wasser und Abwasser

Standort Hof der WILO SE: Innovationen und Service für Wasserversorgung und Abwasserentsorgung

Einen informativen Blick hinter die Kulissen seines Standorts Hof gewährte der Pumpenspezialist WILO SE Anfang Dezember 2010 der Fachpresse. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Dortmund ist einer der weltweit führenden Hersteller von Pumpen und Pumpensystemen für die Heizungs-, Klima- und Kältetechnik, die Wasserversorgung sowie die Abwasserbehandlung und -entsorgung. Wilo hat Vertretungen in mehr als 70 Ländern und beschäftigt weltweit rund 6.000 Mitarbeiter. 2009 betrug der Umsatz 926 Mio. Euro.

(Foto: WILO SE)

Wilo hat im Rahmen einer neu formulierten Unternehmensstrategie für die nächsten Jahre ambitionierte Wachstumsziele formuliert. Im Mittelpunkt steht dabei, die Position als einer der erfolgreichsten "Global Player" auf dem Pumpenmarkt auszubauen und weiterhin als Innovationsführer technologische Maßstäbe zu setzen. Die verstärkte Ausrichtung auf die drei Marktsegmente Building Services, Water Management und Industry soll dabei zu noch mehr Markt- und Kundennähe führen. Vor allem für das Segment Water Management wurden - so das Unternehmen - strategische Weichenstellungen zum Ausbau als weitere wichtige Säule der Wilo-Geschäftstätigkeit vorgenommen, auch im Segment Industry sei in den nächsten Jahren im Rahmen einer selektiven Strategie Wachstum geplant.

Der Standort Hof ist dabei neben Indien die zentrale Drehscheibe der weltweiten Aktivitäten im Segment Water Management. Er geht aus der 1949 in Hof gegründeten Firma Etschel und Meyer Unterwasserpumpen GmbH (abgekürzt EMU) hervor. Diese wurde 2003 Teil der Wilo-Gruppe und firmierte ab 2005 als WILO EMU GmbH, bis dieses Tochterunternehmen - ebenso wie die WILO EMUPORT GmbH - vor kurzem rückwirkend zum 1. Januar 2010 auf die WILO SE verschmolzen und vollständig integriert wurde.

In Hof produziert Wilo mit mehr als 400 Mitarbeitern ein umfassendes Sortiment von besonders leistungsstarken, energieeffizienten Pumpen und Systemen für die öffentliche Wasserversorgung, Abwasserentsorgung und Klärwerkstechnik. Hauptprodukte sind Tauchmotorpumpen - auch trocken aufgestellt und transportabel - in unterschiedlichsten Ausführungen und Werkstoffvarianten sowie Tauchmotorrührwerke für Kläranlagen.

Wilo gilt dabei als Spezialist für anwendungsorientierte Lösungen auf Basis eines umfassenden Sortiments bedarfsgerechter, "hocheffizienter" Produktentwicklungen. Vor diesem Hintergrund gab der Pumpenspezialist nicht nur einen Einblick in Entwicklung, Fertigung und Prüfung, sondern präsentierte zudem einige Hintergründe zum internationalen Projektgeschäft.

Mit Innovationen und Service gut aufgestellt

"In den Anwendungsbereichen rund um die Wasserversorgung sowie die Abwasserentsorgung und -reinigung erwarten die Kunden individuelle Lösungen, die auf die jeweilige Applikation zugeschnitten sind. Hier kann Wilo auf einen breiten Erfahrungshintergrund aus einer Vielzahl erfolgreicher Referenzen weltweit zurückgreifen", hob Eike Dölschner, Leiter der Division Submersible & High Flow Pumps der WILO SE, im Rahmen der Unternehmenspräsentation hervor. Wilo verbinde umfassende Markt- und Applikationskenntnisse mit einem engmaschigen Vertretungsnetz. Die Wilo-Gruppe sei mit Produktionsstandorten in Europa und Asien sowie über 60 vorrangig als Vertriebsgesellschaften tätigen Auslandstöchtern für die zukünftigen Herausforderungen der Branche gut aufgestellt. Die Geschäftsaussichten in den Bereichen Wasserversorgung und Abwasserentsorgung bezeichnete er als ausgesprochen günstig und verwies in diesem Zusammenhang auf die Wachstumsmärkte in Asien und Osteuropa. "Die Wasserversorgung, Abwasserentsorgung und Abwasserbehandlung in Zukunft effizienter und umweltfreundlicher zu gestalten, zählt zu den wichtigsten Aufgaben unserer Branche", betonte Dölschner.

Wie er in diesem Zusammenhang erläuterte, gehörten beispielsweise Kläranlagen hinsichtlich ihres Energiebedarfs mit einem Anteil von durchschnittlich 20 % zu den größten Einzelverbrauchern unter den kommunalen Betrieben. Hier gelte es, Energiesparpotenziale auszuschöpfen und Anlagentechnik energetisch zu optimieren. Wilo investiere in Forschung und Entwicklung, um die steigende Nachfrage nach effizienten Problemlösungen in diesem Marktsegment mit neuen, ökonomisch und ökologisch überzeugenden Innovationen bedienen zu können.

"Wir haben in den vergangenen Jahren besonders energieeffiziente Tauchmotorrührwerke entwickelt", betonte Dölschner. So habe das Unternehmen zur IFAT 2010 langsam laufende Tauchmotorrührwerke mit besonders stromsparenden Asynchronmotoren in Anlehnung an die neue europäische Energieeffizienzklasse IE3 für Asynchronmotoren vorgestellt. Bei bis zu 24 h täglicher Betriebszeit im Klärwerk ließen sich hiermit deutliche Kostenentlastungen erzielen. Als Beispiel führte Dölschner eine Wirtschaftlichkeitsberechnung für vier Klärbecken mit je vier Aggregaten an, nach der der Einsatz neuester Wilo-Rührwerke mit solchen Hocheffizienzmotoren im Vergleich zu Klärbecken, die mit Systemen älterer Bauart ausgestattet seien, die jährlichen Stromkosten um über 60.000 Euro senken könne.

Zu den entscheidenden Erfolgsvoraussetzungen im Marktsegment Water Management zählten aber nicht nur die technischen Lösungen, sondern auch ein international ausgerichtetes Dienstleistungsspektrum, das weit über das reine Produkt hinaus gehe. "Als global aufgestellter Lieferant von Pumpen und Klärwerkstechnik sind wir damit ein idealer Partner für Projekte im In- und Ausland", so Dölschner.

Umfassende Leistungen im Projektgeschäft

Anschließend umriss Werksleiter Holger Zutz das Leistungsspektrum der WILO SE für das internationale Projektgeschäft. "Unser Ziel ist es, unseren Kunden eine ganzheitliche Projektbetreuung zu bieten, die von der ersten Idee über Planung, Anlagenbau und Inbetriebnahme bis hin zu After-Sales-Service und Wartung bzw. Instandhaltung reicht", betonte Zutz.

Am Anfang eines jeden Projekts stehe eine Machbarkeitsstudie, um die Grundvoraussetzungen für die Konzeption und Durchführung des Projekts ermitteln zu können. Hier werde die grundlegende Entscheidung für ein bestimmtes technisches Konzept gefällt. Im Abwasserbereich gelte es beispielsweise zu klären, ob eine Druck- oder eine Unterdruckentwässerung die beste Lösung darstellt. Anschließend folge die technische Planung. Dabei werden die Ausrüstungsdetails festgelegt, d. h. die erforderlichen Pumpentypen und -anzahl ausgelegt. "Das Komplettangebot des Anlagenbauers geht dann auf Basis unserer Auslegung in die Ausschreibung", so Werksleiter Zutz weiter. Erhalte der Anlagenbauer den Zuschlag, erfolge der Auftrag zur technischen Ausrüstung. "Unsere Aufgabe endet natürlich nicht mit Produktion und Auslieferung", hob Zutz hervor. "Wir begleiten unsere Kunden auch während der gesamten Start-up-Phase und darüber hinaus, also auch auf Wunsch bei Betrieb und Wartung und in allen Gewährleistungsfragen." Um einen so umfassenden Service global anbieten zu können, sei eine internationale Organisationsstruktur mit Ansprechpartnern vor Ort ebenso ein Muss wie eine flexible und zugleich straff organisierte Produktion in der Zentrale, betonte Zutz und lud damit zu einer Besichtigung der auf individuelle, "maßgeschneiderte" Lösungen ausgelegten Produktion ein.

Exklusiver Blick hinter die Kulissen

Erste Anlaufstation war die Teilefertigung für die automatische Komplettbearbeitung von Pumpengehäusen und Motorteilen. "Hierfür stehen uns zwei komplexe Fräsanlagen sowie zwei Drehmaschinen zur Verfügung", erklärte der Werksleiter. "In den beiden Fräszentren können Großteile bis zweieinhalb Tonnen Werkstückgewicht vollautomatisch und selbstständig gedreht, gebohrt und gefräst werden", so Zutz weiter. Damit sei man in der Lage, nahezu alle benötigten Komponenten selbst zu fertigen. Auf einer modernen zyklengesteuerten Drehmaschine mit einer Bettlänge von sechs Metern können zudem Innenausdrehungen von Gehäusen bis zu 2.800 mm Länge vibrationsfrei und passungsgenau realisiert werden.

Flexibilität sei auch in der Motorenfertigung gefragt, erklärte Zutz: "Hier werden Statoren für die Motoren von Reinwasser- und Abwasserpumpen aller Größen von 0,5 kW bis 730 kW angefertigt." Statoren aller gängigen Baugrößen werden bei Wilo laut Werksleiter selbst gewickelt und geschaltet, bei kleineren Aggregaten maschinell, bei größeren Aggregaten und Sonderausführungen erfolgt die Wicklung manuell auf Fädelböcken. Nachdem die Motoren überprüft worden sind, durchlaufen sie eine UV-Imprägnieranlage. Abschließend werden die Kabeleinführungen vergossen und entsprechende Schaltgeräte gebaut und montiert.

"Sind Gehäuse, Motorenteile und Statoren gefertigt, kann die Montage der einzelnen Komponenten erfolgen", fuhr Zutz fort und führte die Besucher weiter in die Montageabteilung. Dort standen zum Zeitpunkt des Rundgangs drei große Abwassertauchmotorpumpen vom Typ "Wilo-EMU FA 50.98" für einen Kunden der russischen Tochtergesellschaft der WILO SE zur Endfertigung bereit. "Die Montagedauer variiert je nach Größe der Pumpen zwischen 15 Minuten für sogenannte ‚Small Pumps’ bis zu 40 Stunden für die oftmals mehrere Tonnen schweren ‚Big Pumps’", erläuterte der Werksleiter. Die präsentierten Modelle mit je 132 kW Nennleistung gehörten mit einem Gewicht von je ca. 4,2 Tonnen und einer Bauhöhe von ca. 3 m, Druckstutzen von DN 500 und einem Laufraddurchmesser von 580 mm klar zur letztgenannten Kategorie.

Pumpenprüfstand auch für extreme Fördermengen

"Keine Pumpe verlässt unser Werk, ohne vorher sorgfältig getestet worden zu sein", versicherte Zutz den Besuchern beim Betreten des werkseigenen, großzügig dimensionierten Pumpenprüfstands. Dort stehen Messleitungen von DN 80 bis DN 800 zur Verfügung. Die maximal prüfbare Fördermenge liegt laut Zutz bei 5.000 l/sec. Das Testbecken mit ca. 13 m Tiefe hat einen Inhalt von rund 300 m3.

Sind die Pumpen getestet und für betriebstauglich erklärt, durchlaufen sie schließlich die Lackiererei, in der sie ihr charakteristisches "Wilo-grün" erhalten. Hierfür verfügt das Werk Hof sowohl über eine Kleinteil- wie eine Großteillackieranlage. "Bevor die Pumpen in eine der Lackieranlagen kommen, werden sie in einer Drei-Kammer-Waschanlage entfettet, phosphatiert und abgespült", erläuterte Zutz die vorbereitenden Schritte. Anschließend werden die Pumpen getrocknet und in eine der Lackieranlagen verbracht, wo sie von bis zu drei Mitarbeitern lackiert werden. Danach durchlaufen die Pumpen einen Trockner und werden schließlich verpackt. Der komplette Prozess von der Untergrundbehandlung bis zur Verpackung kann bei den "Big Pumps" bis zu fünf Stunden in Anspruch nehmen, was gleichwohl angesichts der zu behandelnden Oberflächen eine sehr kurze Durchlaufzeit ist.

"Je nach Anwendungsbereich oder Kundenwunsch kann über die standardmäßige Lackierung hinaus aber auch eine Spezialbeschichtung erforderlich sein", erklärte Zutz. "Wir bieten mit unserer ‚Wilo Ceram’-Beschichtung einen wirkungsvollen Schutz vor korrosiven oder abrasiven Einflüssen der zu fördernden Medien." Der Einsatz der Zwei-Komponenten-Oberfläche mit Aluminiumoxidanteilen empfiehlt sich zudem zur Verbesserung des Wirkungsgrades.

Kompetenznetzwerk Wasser Hof

Im Anschluss bot Günter Eckart, Manager des 2009 gegründeten Kompetenznetzwerks Wasser Hof, einen Einblick in die Arbeit der Stadt Hof als etabliertes Kompetenzzentrum für Wasser und Umwelt. "Entlang der Wertschöpfungsketten Wasserversorgung und Geothermie vereint das vom Zentralen Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM) geförderte Kompetenznetzwerk Wasser Hof alle wichtigen regionalen Unternehmen, das Bayerische Landesamt für Umwelt, die Hochschule Hof sowie viele weitere institutionelle Partner", umriss Eckart den Umfang der Kooperation. Diese beziehe sich vor allem auf die Bereiche Ausbildung und Nachwuchsförderung, Netzwerkvermarktung, Marktbearbeitung und Innovationsprojekte. Gemeinsames Ziel sei es, die regionale Wettbewerbsfähigkeit zu stärken, Arbeitsplätze zu erhalten und zu schaffen sowie am globalen Wachstumsmarkt für Wasser und Umwelt zu partizipieren und das eigene technologische Know-how weltweit zu vermarkten. "Mit der geofora - Fachmesse und -kongress für Brunnenbau, Bohrtechnik und Geothermie - haben wir hierfür eine der wichtigsten Branchenplattformen direkt in der Stadt", betonte Eckart.

Hochschule Hof

Die Hochschule Hof als regionales Zentrum angewandter Wissenschaft wurde durch ihren Präsidenten Prof. Dr. Jürgen Lehmann repräsentiert. "Im Jahr 1994 gegründet, hat die Hochschule Hof heute rund 2.700 Studierende in insgesamt 18 Studiengängen der drei Fakultäten Wirtschaftswissenschaften, Informatik und Ingenieurwissenschaften", fasste Lehmann zusammen. Mit 60 Partner-Hochschulen in 44 Ländern sei die Hochschule Hof auch international gut aufgestellt. Besonders stolz sei man in diesem Zusammenhang - so der Präsident - auf die wissenschaftliche und wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen Bayern und Indien. Diese werde durch das an der Hochschule Hof angesiedelte Bayerisch-Indische Zentrum für Wirtschaft und Hochschulen BayInd koordiniert und gefördert. "In Zukunft wollen wir die Hochschule Hof strategisch verstärkt auf den Bereich ‚GreenTech’ ausrichten und damit Studieninhalte wie Forschung auf umweltrelevante Fragestellungen fokussieren", so Lehmanns Ausblick. Passend dazu sei im Wintersemester 2010 der neue Studiengang Umweltingenieurwesen eingerichtet worden, der sich den Schwerpunkten Wasserversorgung und Abwasserentsorgung widme. Hier kooperiere die Hochschule eng mit dem Kompetenznetzwerk Wasser in Hof und partizipiere so auch an den praktischen Erfahrungen assoziierter Unternehmen wie der WILO SE.

Weitere Informationen erhalten Sie hier:

WILO SE

Nortkirchenstr. 100
44263 Dortmund

Tel.: +49 (0) 231 41 02 0
Fax: +49 (0) 231 41 02 7575

Email:
Web: http://www.wilo.de