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29.04.2010 | Messen

Zukunft Kommune: T-City und DORV-Zentrum dienen als Vorbilder

Was verbindet Friedrichshafen und Barmen? Beide Orte haben Vorbildfunktion, allerdings in völlig unterschiedlicher Hinsicht. Während die T-City am Bodensee vorlebt, wie moderne Informations- und Kommunikationstechnologie die Lebens- und Standortqualität um neue Dimensionen bereichert, zeigt der kleine Fleck in Nordrhein-Westfalen, wie eine Dorfgemeinschaft ihre Nahversorgung mit Lebensmitteln und Dienstleistungen in Eigenregie aufrechterhalten kann.

Neben weiteren richtungsweisenden Ideen, Produkten und Dienstleistungen stellen sich beide Projekte auf der Fachmesse Zukunft Kommune am 18. und 19. Mai 2010 in Stuttgart vor.

"Wir leben Zukunft" lautet das Motto der Zukunftswerkstatt T-City, die gemeinsam von der Stadt Friedrichshafen und der Deutschen Telekom betrieben wird. Nachdem sie sich gegen weitere 51 Bewerber durchgesetzt hatte, wurde die Stadt am Bodensee im Februar 2007 zur T-City gekürt und in nur wenigen Monaten mit modernster Breitband-Infrastruktur im Festnetz und Mobilfunk ausgestattet. Von den neuen technischen Errungenschaften sollen Einheimische und Touristen, Jüngere und Ältere, Lehrer und Studenten sowie Verwaltungsfachleute und Unternehmen gleichermaßen profitieren. Das Besondere daran: Bei der Integration der innovativen Anwendungen für den Alltag ziehen Bürger, Unternehmen, Schulen, Wissenschaft, Medizin und Stadtverwaltung erstmals an einem Strang.

Vom Aufbruch in die Moderne .... Seit dem Projektstart der T-City, die bis zum Jahr 2012 läuft, wurden rund 30 Projekte in sechs Projektfeldern umgesetzt. Im Bereich "Lernen und Forschen" genießen Lehrer und Schüler zum Beispiel über die Internetplattform "Edunex" flexiblen Zugriff auf Lerninhalte und - materialien.
Im Projektfeld "Mobilität und Verkehr" ermöglichen unter anderem handygestützte Fahrkartensysteme einen bargeld- und papierlosen Check-In an Flughäfen. Multimediaterminals im Stadtgebiet bieten im Bereich "Tourismus und Kultur" einen Überblick über Servicedienste und touristische Angebote. Das Aufgabenfeld "Bürger, Staat und Stadt" punktet mit einem erweiterten Angebot im eGovernment und durch die einheitliche Servicerufnummer 115.
Intelligente Energiezähler sind ein Stichwort aus dem Projektfeld "Wirtschaft und Arbeit", während der Bereich "Gesundheit und Betreuung" durch telemedizinische Verfahren optimiert wird.

Im Juni 2009 wurden zudem neun Zukünftler-Haushalte gekürt, die ein Jahr lang kostenlos modernste Informations- und Kommunikationstechnologien sowie T-City Projekte in den eigenen vier Wänden testen und im Gegenzug kontinuierlich über ihre Erfahrungen berichten.

Mehr über diese Welt von morgen erfahren Interessenten am Stand der T-City am Messe-Marktplatz im Zentrum der Ausstellung. Zusätzlich dazu bietet die Fachmesse unter dem Oberbegriff Kommune + eine Vortragsreihe, die vielversprechende Ansätze zur kommunalen Weiterentwicklung inhaltlich vertieft. Im Rahmen dieser Reihe erläutert Ferdinand Tempel, Leiter der T-City Repräsentanz in Friedrichshafen, am Dienstag, 18. Mai, im Forum 1 das Projekt "T-City - Wir leben Zukunft", wobei der Referent insbesondere auf Projekte im Umfeld des Energiemanagements eingeht.

Thematisch verwandt ist der Beitrag von Valentin Doll: Der Bürgermeister der Gemeinde Sasbachwalden erörtert im Forum 2 die Möglichkeiten und Grenzen einer öffentlich geförderten Breitbandversorgung.

Eins ist klar: Ohne die Beteiligung und das Engagement der Bürger ist kein Staat zu machen. Mehr Mitbestimmung und damit mehr Attraktivität für die Stadtentwicklung will Manuel Steinbrenner mit der Plattform "Space Bonding" erwirken, die der Heidelberger Architekt zusammen mit Steffen Becker ins Leben gerufen hat. Space Bonding ist eine Initiative, die frei und unabhängig Stadtentwicklungsprozesse bürgernäher und demokratischer gestalten möchte, indem sie lokale Entwicklungspotentiale analysiert, vermittelt und vernetzt. Mehr über diese Idee erfahren die Fachbesucher im Vortrag "Initiative Stadt 2.0. Stadtentwicklung attraktiv, demokratisch und bürgernah", den Manuel Steinbrenner im Forum am Marktplatz hält.

Nicht nur durch technischen Fortschritt, sondern auch durch die Wiederbelebung einst vorhandener Infrastruktur sichern sich Kommunen ihre Zukunftsfähigkeit. Auch hierbei hängt alles davon ab, inwieweit sich Bürger einbringen - finanziell und ideell.
Das nordrhein-westfälische Dorf Barmen (Kreis Düren) mit seinen rund 1.400 Einwohnern hat es vorgemacht: Als sich im Jahr 2001 nach zwei Metzgern, Lebensmittelgeschäften und Gaststätten auch noch die Sparkasse verabschiedete, reichte es ihnen. Kommunalpolitiker und Gymnasiallehrer Heinz Frey ergriff die Initiative, gewann Verbündete, erarbeitete ein Konzept. Im März 2003 gründeten die Bürger von Jülich-Barmen das DORV-Zentrum - Zentrum für Dienstleistung und Ortsnahe Rundum Versorgung. Finanziert mit Bürgeraktien und Privatkrediten öffnete am 10. September 2004 der selbst verwaltete Laden in der ehemaligen Sparkassenfiliale.
Das DORV-Zentrum ist ein Erfolgsmodell, das inzwischen in viele Gemeinden exportiert wurde. Denn das Wegbrechen der Nahversorgung ist ein Problem, das landauf landab viele kleine Ortschaften in Schlafdörfer verwandelt. Bis zum endgültigen Aussterben ist es dann nicht mehr weit - denn die immer älter werdende Bevölkerung ist auf eine ortsnahe Versorgung mit Lebensmitteln, Gebrauchsgütern und wichtigen Dienstleistungen angewiesen.
Und genau hier setzt das DORV - Projekt mit einem Drei-Säulen Modell an. Es sieht den Aufbau eines Zentrums mit Lebensmitteln des täglichen Bedarfs vor, die mit Dienstleistungen und bürgernahen sozialen Bereichen gekoppelt, ortsnah angeboten werden.

Mehr über das erprobte Konzept verrät Hans Frey, ehrenamtlicher Geschäftsführer DORV, in seinem Vortrag "Die Rückkehr des Dorflebens im DORV-Zentrum" am Mittwoch, 19. Mai 2010, im Forum am Marktplatz.

Weitere Informationen zur Fachmesse Zukunft Kommune sind im Internet unter www.zukunft-kommune.de zu finden.