Mercedes-Benz Econic mit Gasantrieb in Skandinavien Marktführer im Biogasbereich
Der internationale Konzern Sita (Suez Lyonnaise des Eaux) setzt seit gut sechs Jahren den Mercedes-Benz Econic NGT (New Gas Technology) für die Müllentsorgung in Stockholm ein. Der Clou in Schwedens Hauptstadt: Erstmals fährt der Econic hier ausschließlich mit Biogas (Methan) aus regenerativer Eigenproduktion. Der erfolgreiche Biogaseinsatz bewog Sita und andere 27 weitere Econics mit Gasantrieb im Mercedes-Benz-Werk in Wörth bei Karlsruhe zu bestellen.
Insgesamt verfügt die Sita in Schweden mittlerweile über einen Fuhrpark von 100 Mercedes-Benz-Econic, davon 81 in Stockholm. Über 70 davon fahren mit dem umweltfreundlichen Biogas. Mercedes-Benz Econic ist mit einem Fuhrpark verschiedener Aufbauten wie Absetzkipper, Kofferaufbau, Kran, Hecklader in Skandinavien unangefochtener Marktführer mit inzwischen sechs Jahren Erfahrung aus der täglichen Praxis.
Das Biogas wird hauptsächlich bei der Klärschlammentsorgung, mittlerweile aber auch bei der Abfallverwertung erzeugt. Der Econic fährt somit beinahe zum Null-tarif. Auf jeden Fall fährt er aber unabhängig vom Erdöl und den damit verbundenen Emissionen und Kosten und erhält somit die natürlichen Rohstoffe nachhaltig. Das Biogas wird in großen Gasbehältern (Containern) gesammelt und vor Ort an der Tankstelle mit einer Gaszapfanlage verbunden. Der Vorteil bei dem Verfahren: Mit Methan kann Stockholm auch die Ressourcen schonen.
Der Gas-Econic entwickelt sich zum "grünen Renner"
Der Mercedes-Benz Econic unterschreitet mit seinem Erdgasantrieb die derzeit strengsten Abgasregelungen EEV. Der Motor produziert weder CO2 noch Fein-
staub oder Partikel. Obendrein ist er äußerst geräuscharm. Der Erdgasmotor
M 906 LAG leistet aus 6,88 Liter Hubraum 205 kW (279 PS). Seine Kraftübertragung übernimmt ein Sechsgang-Automatik-Getriebe. EEV steht für Enhanced Environmentally friendly Vehicle, auf Deutsch - besonders umweltfreundliches Fahrzeug. Deshalb darf der Econic auch das Siegel "Blauer Umweltengel" tragen und in jeder Umweltzone fahren. Dies überzeugt flächendeckend, sodass zunehmend mehr Econic in den Kommunen verkehren. Berlin hat derzeit 63 Mercedes-Benz Econic NGT in Betrieb, Schweden über 250, Athen 108, Paris 22, Prag 11 und Valencia 36 - europaweit über 950 Econic NGT.
Erstmals im Mai 1998 auf der Messe "Entsorga" in Köln vorgestellt, galt der Econic lange Zeit als Nischenfahrzeug. Einen Erdgasmotor hatte der Methanschlucker zwar schon damals. Der stammte von der Konzerntochter NAW (Nutzfahrzeug-werke Arbon Wetzikon). Im damaligen Kompetenz-Center für Emissionsarme Nutzfahrzeuge (KEN) im Motorenwerk Mannheim wurde er ständig weiterentwickelt. Doch der Dieselkraftstoff war in den 90er-Jahren billig und mit Erdgas experimentierten nur einige wenige Stadtwerke.
Mit zunehmendem Umweltbewusstsein, steigenden Dieselpreisen und verschärften Luftreinhaltevorschriften entwickelt sich der vielseitige Spezialist nun aber zum "grünen Renner", der in immer mehr europäischen Metropolen für Sauberkeit und bessere Luftqualität sorgt. Jüngst bestellte Athen 108 Exemplare, um den extremen Smog zu reduzieren, unter dem Griechenlands Hauptstadt häufig leidet.
Stockholm hat, wie viele andere Städte in Europa, die Müllentsorgung aus wirtschaftlichen Gründen privaten Unternehmen übertragen. Eines davon ist der internationale Konzern Sita mit Sitz in Frankreich. Sita ist in den nordischen Ländern, in Holland und Belgien Marktführer in der Abfallwirtschaft auf dem privaten Sektor. Durch die Fusion von Suez mit Gas de France im Jahr 2006 avancierte der neue Konzern zum weltgrößten Unternehmen auf dem Gebiet für verflüssigtes Erdgas.
Ressourcenschonung mit Methan aus regenerativen Quellen
Laut EU-Kommission fallen innerhalb der Europäischen Union jährlich etwa zwei Milliarden Tonnen Abfälle an. Das sind ungeheure Mengen an Müll und Dreck, mit dem die Städte und Gemeinden kaum noch wissen wohin. Mit dem Vertrag von Maastricht und dem 5. Umweltaktionsprogramm versucht die EU seit 1992 ent-gegenzusteuern. Speziell Schweden hat sich die dort verankerten Maximen zu Herzen genommen und ist innerhalb der vergangenen fünf Jahre zum Vorreiter für die Ressourcenschonung und den Umweltschutz geworden. Schweden setzt voll und ganz auf Biogas.
Biogas besteht genau wie Erdgas zu 95 bis 98 Prozent aus Methan, das entsteht, wenn organische Abfälle vergären oder wenn man diese entsprechend behandelt. Erdgas ist ein fossiler Energieträger, der überall dort gefunden wird, wo es auch Erdöl gibt, sei es in Russland, Libyen oder Arabien. Genau in diese Abhängigkeit wollte sich Schweden nicht begeben und produziert den Energieträger Methan nun aus Bioabfällen in Eigenregie. Damit wird der Abfall einer sinnvollen und nützlichen Verwertung zugeführt und zum anderen wird eine ganze Menge des Treibhausgases CO2 eingespart.
Für die Schweden ist das besonders wichtig, denn ginge die Klimaerwärmung wie prognostiziert voran, wären die nordischen Länder als Allererste davon betroffen. In Schweden, wie in der gesamten EU, ist die Landwirtschaft der größte Abfallproduzent, deren Produkte sich am besten in Methan umwandeln lassen. Zu Kompetenzzentren auf dem Gebiet der Biogastechnik haben sich Göteborg und Stockholm entwickelt.
Komprimiertes Methan - ein günstiger
und absolut umweltfreundlicher Antriebsstoff
Compressed Natural Gas, CNG, verflüssigtes Erdgas oder Methan, ist eine äußerst günstige und absolut umweltfreundliche Alternative zum Diesel. Der Treibstoff hat sensationelle Vorteile: Kein CO2-Ausstoß, 50 Prozent leiser gegenüber Euro-5-Motoren, und so gut wie kein Partikelausstoß. Zu den technischen Besonderheiten des Econic NGT zählen die "sequenzielle Multipoint-Gaseinblasung" mit Einzelspulenzündung und eine magere Auslegung zugunsten eines minimalen Verbrauchs (Lean-Burn-Verbrennungsverfahren). Mercedes-Benz ist mit dem Econic der einzige Hersteller, der einen solchen Magermotor in einem Lastwagen anbietet. Der Econic NGT verkraftet Erdgas sowie regeneratives Biomethan ohne technische Änderungen des Motors.
Methan oder Erdgas verbrennt dank seiner hohen Oktanzahl äußerst "weich"
und geräuscharm. Daher sind die Fahrzeuge erheblich leiser als ein Benzin- oder gar Dieselauto. Weiterhin erfolgt die Verbrennung nahezu rückstandsfrei. Weil Erdgasautos so sauber sind, werden sie in vielen Staaten gefördert. So wird Erdgas in Deutschland beispielsweise mit 80 Prozent weniger als dem üblichen Mineralölsteuersatz belastet. Bei der Betankung mit Biomethan aus eigener Produktion entfällt die Steuer ganz. Der höhere Anschaffungspreis der Erdgasfahrzeuge ist damit meist schnell amortisiert.
Für umweltempfindliche Stadtgebiete
Der umweltfreundliche Econic mit seinem einmaligen Niedrigrahmen-Konzept ist für den Stadtverkehr geradezu prädestiniert. Das Fahrerhaus für vier Personen mit Stehhöhe und bestem Überblick ermöglicht den kräfteschonenden, schnellen, weil einstufigen Einstieg, erleichtert noch durch eine breite Glas-Falttür auf der Beifahrerseite. Hinzu kommt der vorteilhafte Wendekreis mit je nach Radstand 14,8 bzw. 16,1 Metern (s. Tabelle Technische Daten). Der Econic hat aber nicht nur bei der Müllentsorgung, sondern im Verteilerverkehr insgesamt seine Qualitäten. So gibt es den Gas-Econic mittlerweile auch für den Kühlverkehr. Erste Fahrzeuge gingen vor Jahresfrist an Kaisers-Tengelmann. Auch Aldi und andere Lebensmittelketten haben im Werk Wörth schon Bestellungen aufgegeben. Mit Kastenaufbau ist der Gas-Econic, der mit Methangas aus fossiler wie regenerativer Quelle fährt, neuerdings sogar als Sattelzugmaschine für den Möbelverkehr zu haben. Er wird von
einer großen holländischen Spedition im Umzugsverkehr eingesetzt.
Zwei Erdgastechnologien: Komprimiert oder verflüssigt
Zwei Erdgastechnologien sind möglich: Die bisher gängige Erdgasausführung CNG (Compressed Natural Gas) mit einer Reichweite von etwa 350 Kilometern oder die Variante mit verflüssigtem Erd- bzw. Biogas LNG (Liquefied Natural Gas). Durch Kühlung des Kraftstoffs auf minus 161,5 Grad Celsius verflüssigt sich das Methan. Aus der hohen Energiedichte des LNG resultieren Reichweiten von etwa 800 bis 1000 Kilometer. Zulassungszertifikate für die LNG-Technologie liegen bereits für die Märkte Spanien, Schweiz, England und Niederlande vor. Weitere EU-Zulassungen werden schrittweise flächendeckend beantragt.
Hohe Investitions-Sicherheit mit Preisvorteilen
Der Erdgas-Econic bietet eine hohe Investitionssicherheit: Laut den für 2013 angekündigten Euro-6-Grenzwerten wird im Vergleich zu Euro 5 eine Reduzierung von Rußpartikeln um 66 Prozent verlangt. Diese Euro-6-Vorgaben unterbieten Fahrzeuge gemäß EEV-Standard längst. Hinzu kommen die reduzierten Mineralöl-Steuersätze für Erdgas, die in Deutschland im Gegensatz zu Biodiesel bis 2020 festgeschrieben sind. Biogas kann aus Ab- oder Klärwasser und organischen Abfällen hergestellt werden und ist im eigenen Betrieb komplett von der Mineralölsteuer befreit. So lässt es sich kräftig bei den Kraftstoffkosten sparen. Die Preisvorteile liegen gegenüber Benzin bei bis zu 60 Prozent und gegenüber Diesel bei bis zu 52 Prozent, jeweils gemessen an der entsprechenden Energiemenge von einem Liter. Bei Biogas fallen nur die Kosten der Erzeugung an. Überschüssiges Biogas darf ins Erdgasnetz eingespeist werden.
Reichweitenprobleme dürften beim Econic im City- und Regionaleinsatz nicht auftreten, mit verflüssigtem Erdgas auch nicht im Fernverkehr. Zudem wird das Tankstellen-Netz für Erdgas von Monat zu Monat dichter. Die im Econic zu einer CNG-Batterie zusammengefassten diversen Drucktanks verfügen über ein Volumen von rund 640 Litern. Bei einem Fülldruck von 200 bar kann der Fahrer etwa 95 kg (180 m³) CNG tanken, das entspricht der Energiemenge von etwa 128 Liter Diesel und reicht gut für eine übliche Tagestour. Optional sind je nach Fahrgestellvariante CNG-Drucktanks bis zu einem Fassungsvermögen von 1120 Litern lieferbar. Das Gas wird in Deutschland an der Tankstelle übrigens in Kilogramm abgegeben, in Schweden hingegen in Litern, was letztlich aber auf das Gleiche hinausläuft.
Breite Palette von Fahrgestellvarianten
Weiteres Plus des Econic ist sein breit angelegtes Fahrgestell-Programm. Das Fahrgestell gibt es mit zwei Achsen sowie dreiachsig mit gelenkter Vorlauf- oder Nachlaufachse. Weiter als 6x4 mit zwei angetriebenen Hinterachsen. Neu im Angebot ist ein Vierachser mit 32 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht für besonders schwere Einsätze. Diese Versionen stehen allerdings nicht mit Gasantrieb zur Verfügung. Der niedrige Rahmen schafft Platz für geräumige Aufbauten und hält die Ladehöhe flach. Der daraus resultierende günstige Schwerpunkt und das vollluftgefederte Fahrgestell führen zu ausgezeichneten Fahreigenschaften. Die Kraftübertragung erfolgt bei allen Motoren über ein Sechsgang-Automatik-Getriebe mit hydraulischem Wandler ideal insbesondere beim Stadteinsatz mit häufigem Stop-and-go-Verkehr.
Wendig auch im Umgang mit Wechselbehältern
Die serienmäßige Vollluftfederung und der niedrige, aufbaufreundliche Rahmen gehörten seinerzeit zu den Vorgaben an die Fahrzeugentwickler, um die Aufnahme von Containern oder anderen Wechselsystemen wie zum Beispiel Krankipper, Hakenlift oder Kettengeräten für Absetz- und Abrollkipper mit Mulden zu erleichtern. Wechselbehälter werden von den meisten Experten als die zukunftsträchtige Form der Logistik angesehen. Überall dort, wo Stoffe gesammelt oder verteilt werden, erlaubt der Wechselbehälter eine kostengünstige Arbeitsteilung. Der Container wird vor Ort deponiert. Bis er beladen ist, kann der Lkw für andere Aufträge eingesetzt werden. Der kleine Wendekreis des Econic macht das Rangieren in schmalen, verwinkelten Gassen oder engen Hinterhöfen auch mit Wechselbehältern fast zum Kinderspiel.
Weltweit einziger schwerer Niederflur-Lkw mit Gasantrieb
Daimler ist weltweit der einzige Hersteller, der mit dem Mercedes-Benz Econic ab Werk einen schweren Niederflur-Lkw mit Erdgas-, sprich Methangasantrieb, anbietet. Mit diesem Treibstoff fahren außerdem der Stadtbus Mercedes-Benz Citaro, der Sprinter NGT sowie Personenwagen der E- und B-Klasse.
Nummer eins bei alternativen Antrieben
Die Daimler AG ist nicht nur der weltgrößte Nutzfahrzeughersteller, sondern auch die Nummer eins, wenn es darum geht, alternative Antriebsformen auf die Straße zu bringen. Zusammen mit den erdgasbetriebenen Mercedes-Benz-Lkw und -Omnibussen in Europa erreicht die von Daimler an Kunden ausgelieferte Flotte mittlerweile weit mehr als 10 500 Nutzfahrzeuge mit alternativen Antriebskonzepten, die im praktischen Alltag verkehren.
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