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12.06.2009 | Abfallwirtschaft

Entsorga-Enteco 2009 – Angebotsschwerpunkt ‚Verbrennung & Erneuerbare Energien‘

Die Erzeugung von Strom und Wärme aus erneuerbaren Quellen gewinnt zunehmend existenzielle Bedeutung. Wegen des Klimaschutzes, aber auch als Ersatz für die immer knapper und teurer werdenden fossilen Energieträger Öl und Erdgas.

Dem Thema ‚Verbrennung & Erneuerbare Energien‘ widmet sich daher in besonderem Maße die Entsorga-Enteco 2009 - Internationale Fachmesse für Kreislaufwirtschaft und Umwelttechnik - vom 27. bis 30. Oktober 2009 auf dem Kölner Messegelände.
Die Herausforderung ist gigantisch: 80 Prozent weniger CO2-Ausstoß in den nächsten 40 Jahren - weltweit - sind nötig, um das Erd-Klima zu stabilisieren, den Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur auf 2 bis 3 Grad Celsius im Vergleich zu vorindustriellen Zeiten zu begrenzen.
Alle Szenarien, seien sie vom Weltklimarat (IPCC), von der Internationalen Energieagentur (IEA), der Europäischen Union (EU) oder Greenpeace, sind sich einig: Die Energie der Zukunft stammt aus erneuerbaren Quellen. Strom und Wärme gibt es auf lange Sicht nur dann nachhaltig, wenn beides aus Sonne, Wind, Wasser oder Biomasse inklusive Deponie- und Klärgas erzeugt wird.

In diese Reihe gehört auch die Energie, die aus Siedlungsabfällen gewonnen wird. Denn gut die Hälfte hiervon stammt aus den biogenen Anteilen im Müll. Um die Herausforderung zu meistern, haben die 27 Mitgliedsländer der EU in ihrem Klimaschutz-Paket Mitte Dezember 2008 beschlossen, den Anteil der Erneuerbaren am gesamten Endenergie-Verbrauch (Strom, Wärme, Treibstoffe), bis 2020 auf 20 Prozent zu erhöhen. Derzeit liegt er bei etwas über 8 Prozent. Und die energiepolitische Roadmap für Deutschland bis 2020 sieht vor, 30 Prozent des Stromverbrauchs (aktuell 14 Prozent) und 14 Prozent des Wärmebedarfs (derzeit 7,5 Prozent) aus erneuerbaren Quellen zu schöpfen.

Schon heute leistet die Nutzung regenerierbarer Energien in Deutschland einen ansehnlichen Beitrag zur CO2-Vermeidung in Höhe von über 117 Mio. Tonnen pro Jahr. Und auch die Müllverbrennungsanlagen (MVA) sind gut dabei. Die inzwischen über 70 Anlagen erzeugen aus rund 18 Mio. Tonnen Abfall so viel Strom und Wärme, dass hierdurch eine Großstadt wie Berlin versorgt werden könnte, ersetzen hierdurch in entsprechendem Umfang fossile Energieträge wie Öl, Erdgas oder Kohle und vermeiden so CO2-Emissionen von knapp 10 Mio. Tonnen. Nach Abzug des fossilen Anteils im Abfall bleibt netto immerhin noch ein Vermeidungseffekt von über 4 Mio. Tonnen.
Hinzu kommen derzeit noch rund zehn Verbrennungsanlagen mit einer Kapazität von etwa 1,3 Mio. Tonnen, die ausschließlich aus Abfällen erzeugte Ersatzbrennstoffe (EBS) energetisch verwerten. Mono-Anlagen für weitere mehr als 3 Mio. Tonnen EBS sind in Planung. Darüber hinaus werden rund 2 Mio. Tonnen EBS in Kohlekraftwerken oder Zementfabriken mitverbrannt.

In nur wenigen Jahren stieg der Anteil der Verbrennung an der Abfallentsorgung in Deutschland von 24 Prozent (2004) nach Angaben des Statistischen Amtes der EU (Eurostat) auf rund 35 Prozent (2007). Dafür werden nun 64 Prozent der deutschen Siedlungsabfälle recycelt bzw. kompostiert und nur noch 1 Prozent deponiert. Hierin spiegelt sich die Umsetzung der deutschen Abfallablagerungsverordnung wieder, wonach seit 2005 keine Abfälle mehr unbehandelt abgelagert werden dürfen.
Aber auch EU-weit gewinnt die Abfallverbrennung an Bedeutung. Hier liegt der Verbrennungsanteil inzwischen bei 20 Prozent (2007), drei Prozent mehr als noch zwei Jahre zuvor. Recycling und Kompostierung bringen es inzwischen zusammen auf knapp 39 Prozent und reichen damit fast an den 42- Prozentanteil der Deponierung heran.

Verantwortlich hierfür sind vor allem die neue Abfallrahmenrichtlinie sowie die Deponierichtlinie, wonach einerseits das Recycling und andererseits die thermische Behandlung von Siedlungsabfällen forciert werden. Auch dafür, dass die Verbrennungsanlagen in ihrer Energie-Ausbeute immer effizienter und damit klimaschonender werden, setzt die Rahmenrichtlinie neue Anreize. Denn ab Effizienzgraden von 60 Prozent (Alt-Anlagen) bzw. 65 Prozent (Neu-Anlagen), wird die Abfallverbrennung als Verwertung eingestuft. Der hier eingesetzte Müll kann damit innerhalb der EU leichter grenzüberschreitend bezogen werden. Studien belegen, dass sich der Gesamtnutzungsgrad von Energie in MVA noch deutlich optimieren lässt. Das größte Potenzial liegt dabei in der Gewinnung und Nutzung von Wärme. Aber auch an der Optimierung des Stromwirkungsgrades wird gearbeitet. Jedenfalls ließen sich in Deutschland auf diesem Wege noch einmal CO2-Emissionen in Höhe von rund 3 Mio. Tonnen einsparen.

Beim Ausbau der Energieerzeugung aus erneuerbaren Quellen kommt der Biomasse eine immer bedeutendere Rolle zu. Weltweit liegt der Anteil der Erneuerbaren an der Primärenergie-Bereitstellung bei 12,7 Prozent. Drei Viertel davon ist Biomasse. Der größte Teil hiervon ist jedoch Holz, das noch eher traditionell zum Kochen und Heizen in offenen Feuerstellen eingesetzt wird. In der EU machen Biomasse, biologische Abfälle und Holz knapp zwei Drittel des Primärenergieverbrauchs aus den Erneuerbaren aus. Und in Deutschland gehen rund 50 Prozent der aus erneuerbaren Quellen gewonnenen Endenergie (Strom, Wärme) auf feste, flüssige und gasförmige Biomasse, den biogenen Teil der Abfälle sowie auf Deponie- und Klärgas zurück.
Ende 2008 wurden nach Angaben des Fachverbandes Biogas (Freising) in der Bundesrepublik rund 4.000 Biogasanlagen mit einer Leistung von rund 1.400 Megawatt (MW) betrieben. Das ist viermal mehr als im Jahr 2000. In ihnen werden hauptsächlich Strom, zunehmend aber auch Wärme und Biomethan aus nachwachsenden Rohstoffen (z.B. Mais), Gülle und Dung aus der Landwirtschaft sowie biologischen Abfällen etwa aus der Lebensmittelindustrie oder aus dem Hausmüll produziert. Dabei wird dieses Substrat in Faulbehältern vergoren, also in feuchter Umgebung unter Luftabschluss mikrobiologisch abgebaut. Bei diesem Zersetzungsprozess entsteht als Endprodukt ein brennbares Gasgemisch (Biogas), das über Verbrennungsmotoren (Gas-Otto- oder Zündstrahl- Motoren), die einen Generator antreiben, in Strom umgewandelt wird. Besonders günstig arbeiten diese Anlagen, wenn auch die Motoren-Abwärme aus der Kühlung und dem Abgas genutzt werden kann. Durch diese Kraft-Wärme- Kopplung lässt sich der Gesamt-Wirkungsgrad (elektrisch und thermisch) auf bis zu 90 Prozent erhöhen.
Eingesetzt werden kann das Biogas - entsprechend aufbereitet - aber auch direkt als Erdgas-Ersatz und sogar in Brennstoffstoffzellen. An der Weiterentwicklung und Optimierung dieser Verfahrenstechniken wird intensiv gearbeitet.

Immer attraktiver wird offenbar auch in Deutschland die Nutzung von Holz zu Heizzwecken, etwa in Kaminöfen, zunehmend aber auch in Zentralheizungen für Familienhäuser, Schul- oder Bürogebäude. Grund hierfür ist nicht zuletzt der drastische Preisanstieg bei Öl oder Erdgas. Hierzulande wird inzwischen in einem Fünftel der Haushalte mit Scheitholz aus dem Wald, Holzbriketts, Pellets oder Holzhackschnitzeln geheizt, so der Bundesverband Bioenergie (Bonn). Zuvor muss das Holz entsprechend den Anforderungen der Heizungsanlagen zerkleinert und aufbereitet, etwa zu Pellets verpresst werden. Zur Veranschaulichung veranstaltet der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA, Frankfurt), ideeller Träger der Entsorga-Enteco 2009, während der Messe eigens seine ‚Praxis-Tage Biomasse-Aufbereitung‘. Mehrmals täglich demonstrieren Hersteller live auf dem Freigelände, wozu ihre Anlagen zur Aufbereitung von fester Biomasse in der Lage sind.

Zu begutachten ist auf der Entsorga-Enteco 2009 - Internationale Fachmesse für Kreislaufwirtschaft und Umwelttechnik - vom 27. bis 30. Oktober 2009 in Köln auch der aktuelle technologische Stand in Sachen Abfallverbrennung und Biogasgewinnung. Ergänzend gibt es ein kompetentes, fachliches Rahmenprogramm.
Weitere Informationen unter: www.entsorga-enteco.de