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07.07.2009 | Abfallwirtschaft

Stadtreinigung Hamburg baut Abfallverwertung aus

In Hamburg sollen künftig mehr verwertbare Abfälle getrennt gesammelt werden. Nach der erfolgreichen Einführung der Blauen Papiertonne will die Stadtreinigung Hamburg jetzt auch die Nutzung der grünen Bioabfalltonnen ausbauen.

Anlässlich der Veröffentlichung des Geschäftsberichts 2008 kündigte SRH-Geschäftsführer Dr. Rüdiger Siechau zusammen mit Umweltstaatsrat Christian Maaß eine Recyclingoffensive an: "Obwohl in Hamburg selbst Hausmüll aus der grauen Tonne effizient zur Erzeugung von Strom und Fernwärme genutzt wird", sagte Dr. Rüdiger Siechau auf der heutigen Landespressekonferenz, "gibt es für viele verwertbare Abfälle noch bessere Verwertungsmöglichkeiten. Viele graue Hausmülltonnen in Hamburg enthalten noch ein großes Potential an Bioabfall, Papier, Glas und Metall. Eine sorgfältige und konsequente Mülltrennung in den Haushalten ist praktizierter Klimaschutz und bewahrt Umwelt und Ressourcen. Grüne, blaue und gelbe Wertstofftonnen, Recyclinghöfe und Depotcontainer für Glas und Papier: Das Angebot ist vielfältig und sollte gerade in Hamburg, der künftigen Umwelthauptstadt (Green Capital), besser als bisher genutzt werden."

Entgegen dem Trend der Vorjahre ist das Abfallaufkommen in Hamburg insgesamt leicht rückläufig: Im vergangenen Jahr hat die Stadtreinigung Hamburg (SRH) rund 1.032.700 Tonnen Abfälle aus rund 885.000 Hamburger Wohnungen und über 100.000 Gewerbebetrieben zuverlässig und umweltgerecht entsorgt (- 0,5 Prozent; 2007: 1.037.700 Tonnen).
Einschließlich der in Hamburger Müllverbrennungsanlagen (MVA) behandelten rund 208.000 Tonnen Abfälle aus der Metropolregion, hat die SRH 2008 rund 1,24 Millionen Tonnen Abfälle umweltgerecht verwertet und beseitigt (2007: 1.265.700 Tonnen; - 2 Prozent).
Wie der heute veröffentlichte Geschäftsbericht 2008 der SRH zeigt, entsorgte die SRH mit 536.200 Tonnen rund 11.200 Tonnen (- 2 Prozent) weniger Hausmüll als noch 2007 (547.000 Tonnen).

Abfalltrennung und -verwertung ist aktiver Klimaschutz
Mit gut 455.100 Tonnen (2007: rund 459.100 Tonnen) wird knapp die Hälfte aller von der SRH in Hamburg gesammelten Abfälle verwertet und rund 577.600 Tonnen Abfälle aus Hamburg (2007: 579.000 Tonnen) in vier MVAs umweltgerecht beseitigt. "Im Vergleich zum Jahr 2003 ist es bis Ende 2008 gelungen, den Anteil von verwerteten Abfällen um rund 70 Prozent zu steigern", kommentierte SRH-Geschäftsführer Dr. Rüdiger Siechau diese Entwicklung, "nach Jahren des Zuwachses verzeichnen wir jetzt allerdings erstmals insgesamt einen Mengenrückgang der Verwertungsabfälle, der uns veranlasst, mit einer Informationskampagne MehrWertStoffe.de und mit neuen Angeboten, wie zum Beispiel der blauen Altpapiertonne, die getrennte Erfas-sung verwertbarer Abfälle weiter zu steigern."

Rund 100.000 blaue Papiertonnen hat die SRH bis heute in Hamburg ausgeliefert. Jeder Grundeigentümer kann bei der Stadtreinigung Hamburg die für ihn kostenlose Blaue Papiertonne bestellen - aber noch nutzt nicht einmal die Hälfte aller Privatwohnungen dieses bequeme und umweltgerechte Angebot zu Entsorgung von Altpapier. Zwar steigen seit Einführung der Papiertonnen die Sammelmengen kontinuierlich, aber leider werden in Hamburg immer noch jährlich mehr als 30.000 Tonnen verwertbares Altpapier in der grauen Hausmülltonnen entsorgt und so der stofflichen Aufbereitung und mehrfachen Wiederverwertung als Recyclingpapier entzogen. Die Sammelmenge nach Einführung der Papiertonnen Anfang 2008 wird bis Ende 2009 voraussichtlich um rund 8 Prozent auf rund 67.300 Tonnen (t) gesteigert.

Potential sieht die SRH auch bei der grünen Biotonne. Nur in einer Minderheit der rund 885.000 Hamburger Wohnungen werden organische Abfälle aus Küche und Garten konsequent getrennt und in grünen Biotonnen gesammelt. In den rund 48.000 aufgestellten Biotonnen erfasste die Stadtreinigung Hamburg 2008 rund 25.900 Tonnen (t) Biomüll. Das sind nur 15 Kilogramm Bioabfall pro Kopf und Jahr. Im Vergleich zu anderen Großstädten wie Köln (25 kg) München (28 kg) Frankfurt/M. (41 kg) und Bremen (43 kg) hat Hamburg die schlechteste Sammelquote und teilt sich diesen letzten Platz nur mit Berlin (ebenfalls 15 kg). Laut Statistisches Bundesamt entsorgte jeder Deutsche 2007 durchschnittlich sogar 51 Kilogramm organischen Abfall in Biotonnen.
SRH-Geschäftsführer Dr. Rüdiger Siechau: "Bioabfall aus Küche und Garten ist zu schade für die Restmülltonne. Aus Hamburger Bioabfall entsteht klimafreundliches Biogas und nährstoffreicher Kompost. Wir können und sollten dieses Potential auch in einer Großstadt wie Hamburg stärker als bisher nutzen."

Recyclinghöfe mit umfangreichem Entsorgungsangebot
Bezogen auf die Gesamtmenge angenommener Abfälle verzeichnen die 15 Recyclinghöfe mit rund 105.200 Tonnen einen Mengenrückgang von rund 5,7 Prozent (2007: 111.500 Tonnen). Die Menge der abgegebenen Wertstoffe stagniert im vergangenen Jahr bei rund 46.900 Tonnen (2007: 46.900 Tonnen). Vom Flaschenkorken bis zum Autoreifen werden hier mehr als 20 Abfallarten getrennt erfasst und einer umweltgerechten Verwertung zugeführt.
Die Hitliste der angelieferten und verwertbaren Abfallfraktionen wird angeführt von 21.000 Tonnen Altholz, gefolgt von 8.900 Tonnen Grünabfall, 7.900 Tonnen Schrott, 6.400 Tonnen Altpapier und 1.400 Tonnen Altkleider.

Wertstoffmärkte in der Krise
Die nachlassende Konjunktur als Folge der Weltwirtschaftskrise hatte auch spürbare Auswirkungen auf die Nachfrage und damit die Marktpreise von Verwertungsabfällen. Lieferten die Erlöse aus der Vermarktung von Wertstoffen wie Eisen- und Buntmetallen, Altpapier und Textilien in Zeiten guter Nachfrage notwendige Deckungsbeiträge für die Sammelkosten, fallen diese Erlöse zurzeit fast völlig aus.
"Ein kommunales Unternehmen betreibt die getrennte Sammlung von verwertbaren Abfällen jedoch nicht mit dem Ziel der Gewinnerzielung", erklärte Dr. Rüdiger Siechau das unveränderte Engagement der Stadtreinigung, "für uns als kommunales Unternehmen ist die Schonung endlicher Rohstoffe durch Recycling selbstverständlicher Umwelt- und Klimaschutz. Deshalb können sich unsere Kunden auch darauf verlassen, dass ihnen unsere Recycling-Dienstleistungen, wie die blaue Papiertonnen, auch bei niedrigen Wertstofferlösen weiterhin gebührenfrei zur Verfügung stehen."

Energie aus Müll
Durch die Müllverbrennung wurden allein in der SRH-eigenen MVA Stellinger Moor 32,1 Millionen Kilowattstunden Strom (2007: 34,3 Mio. KWh) und 46,5 Millionen Kilowattstunden Fernwärme (2007: 60,2 Mio. KWh) erzeugt und in die öffentlichen Netze eingespeist.
Aus den von der SRH eingesammelten und nicht stofflich verwerteten Abfällen entstehen insgesamt jährlich rund 1.300.000.000 Kilowattstunden Energie (Strom und Fernwärme). Hinzu kommen 15.800.000 Kilowattstunden jährlich aus regenerativen Energieerzeugungsanlagen (Biogas, Windkraft, Solarkraftwerke).

Solides Ergebnis
Die Umsatzerlöse 2008 blieben mit rund 325 Millionen Euro geringfügig hinter den Umsatzerlösen des Vorjahres zurück (2007: 327 Mio. Euro). Der Jahresüberschuss 2008 entspricht mit 5,6 Millionen Euro dem Niveau des Vorjahres (2007: 5,51 Millionen Euro).

Stabile Gebühren für die graue Hausmülltonne
Auch 2008 ist es der Stadtreinigung gelungen, Tarif- und Preissteigerungen durch Effizienzsteigerungen zu kompensieren und so Gebührensteigerungen im laufenden Jahr zu verhindern.
"Die von der SRH nicht zu beeinflussenden Tarifabschlüsse, das niedrige Preisniveau
bei der gewerblichen Abfallbehandlung und die niedrigen Erlöse aus der Vermarktung gesammelter Wertstoffe belasten die SRH in einem Umfang, bei dem auch Effizienzsteigerungen und Einsparprogramme an Grenzen stoßen, wenn das bisherige Niveau von Qualität, Zuverlässigkeit und Leistungsumfang erhalten bleiben sollen", beschreibt SRH-Geschäftsführer Dr. Rüdiger Siechau die zurzeit angespannte wirtschaftliche Lage der SRH: "Diesmal wird’s eng, denn wir haben inzwischen alle Einsparpotentiale realisiert - und dies, ohne dass dadurch die Qualität unserer Dienstleistung gelitten hat."

Ein Hamburger Haushalt in einem Mietshaus mit neun Wohnungen und einem gemeinsamen Müllgefäß mit 1.100 Liter Fassungsvermögen zahlt bei wöchentlicher Leerung des Müllgefäßes für die Abfallentsorgung 16,80 Euro pro Monat. Dafür steht diesem Haushalt rechnerisch ein Gefäßvolumen von auskömmlichen 122 Liter zur Verfügung. In dieser Gebühr sind auch gebührenfreie Dienstleistungen wie die Abgabe von Sperrmüll oder Problemstoffen auf den 15 Recyclinghöfen enthalten.
Gebühren reduzierend wirkt sich aus, wenn alle Haushalte, die zur Verfügung stehenden Trennsysteme (Glas, Papier, Bioabfall, Recyclinghöfe, Gelbe Tonne) konsequent nutzen und die Abfallentstehung so weit es geht vermeiden.

Nachhaltige Personalpolitik
Die Stadtreinigung Hamburg steht für eine verantwortungsvolle Personalpolitik. Dazu gehört auch ein vorbildlicher Gesundheits- und Arbeitsschutz für 2.440 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Die SRH bildet über den eigenen Bedarf hinaus aus. 46 Auszubildende (2007: 42), 70 Praktikanten, 6 Einsatzstellen für das Freiwillige Ökologische Jahr (2007: 4) und 176 beschäftigte Schwerbehinderte (7 Prozent) zeigen, dass die SRH ihre gesellschaftspolitische Verantwortung ernst nimmt.

Geschäftsbericht 2008
Da sein für morgen." den Schwerpunkten Nachhaltigkeit und Verantwortung für die Zukunft. Er kann bei der Stadtreinigung Hamburg per Mail an info(at)stadtreinigung-hh.de
bestellt oder - wie alle Publikationen der SRH - auch von der Homepage der SRH http://www.stadtreinigung-hh.de
heruntergeladen werden.
Erstmals steht der Geschäftsbericht dort auch als animiertes und interaktives E-Journal zur Verfügung.