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14.12.2009 | Umfragen

GfK Kaufkraft 2010: Leichter Rückgang zu erwarten

Nach den Ergebnissen der neuen GfK Kaufkraft-Studie für Deutschland sinkt die Kaufkraft in 2010 um 42 Euro pro Einwohner. Der Konjunktureinbruch schlägt sich damit nun auch bei den privaten Konsumenten nieder. Diesem nominalen Kaufkraftabfall steht aber eine voraussichtliche niedrige Inflation entgegen.

Die Studie von GfK GeoMarketing zeigt zugleich, dass zwischen den Regionen Deutschlands große Unterschiede im Kaufkraftniveau existieren. Die Gesamtsumme der GfK Kaufkraft Deutschland liegt für das Jahr 2010 bei 1.550,2 Mrd. Euro. Die Kaufkraft misst das verfügbare Nettoeinkommen der Bevölkerung inklusive staatlicher Leistungen wie Arbeitslosengeld, Kindergeld oder Renten.

Die Deutschen haben im Jahr 2010 aufgrund sinkender Einkommen und eines Bevölkerungsrückgangs von rund 216.000 Personen insgesamt 7,5 Milliarden Euro oder 0,5% weniger Kaufkraft zur Verfügung als in 2009. Je Einwohner im Jahr 2010 entspricht das einem Rückgang von 42 Euro pro Person auf durchschnittlich 18.904 Euro pro Kopf, die die Deutschen für Lebensunterhalt und Konsum ausgeben können.

Simone Baecker-Neuchl, Leiterin der Abteilung Market Data & Research bei GfK GeoMarketing und Projektleiterin der Kaufkraft-Studie, kommentiert: "Die Ergebnisse bedeuten vor dem Hintergrund der Wirtschaftskrise, dass die Deutschen in 2010 knapper wirtschaften müssen. Denn sie erwartet eine stagnierende Lohnentwicklung und wachsende Arbeitslosigkeit. Ein weiterer Kaufkraftabfall wird durch die voraussichtlich niedrige Inflation abgebremst. Ob jedoch die einzelnen Menschen unterm Strich mehr oder weniger haben werden, hängt davon ab, ob sie individuell einen sicheren Arbeitsplatz haben oder beispielsweise durch Stellenverlust starke Einbußen hinnehmen müssen. Die weitere Entwicklung des Arbeitsmarktes in 2010 wird den stärksten Einfluss auf die Konsumfreudigkeit der Haushalte und die Erholung von der Wirtschaftskrise haben."

Die ewigen Top 3: Hochtaunuskreis, Starnberg, München
Die drei Kreise mit der höchsten Kaufkraft in Deutschland sind wie in 2009 der Hochtaunuskreis mit 27.426 Euro, der Landkreis Starnberg mit 27.095 Euro und der Landkreis München mit 26.057 Euro pro Person.
Unter den 25 Kreisen mit der höchsten Kaufkraft konnte der Landkreis Freising (Bayern) von Platz 17 um drei Positionen nach oben klettern und belegt nun mit 22.581 Euro den 14. Platz.
Ebenfalls um drei Plätze hat sich der Landkreis Erlangen-Höchstadt verbessert und befindet sich nun auf dem 22. Platz.
Die meisten Plätze hat der Landkreis Harburg (Niedersachsen) verloren, der vom 13. auf den 18. Platz abgerutscht ist.
Neu unter den "Top 25" ist der Landkreis Erding (Bayern), der im vergangenen Jahr noch auf Platz 28 und nun auf 23 anzutreffen ist.
Nicht mehr vertreten ist der Landkreis Mettmann (Nordrhein-Westfalen), der um 4 Plätze und damit aus den "Top 25" absinkt.
Ansonsten haben sich maximal Änderungen um 2 Plätze unter den Top 25 ergeben.

Ost-West-Gefälle noch immer deutlich
Der wohlhabendste ostdeutsche Kreis liegt in Brandenburg und heißt Potsdam-Mittelmark. Er befindet sich auf Rang 190 mit einem verfügbaren Nettoeinkommen von 18.594 Euro je Einwohner. Erst 45 Ränge später trifft man auf die nächsten - ebenfalls an Berlin angrenzenden - ostdeutschen Kreise: den Stadtkreis Potsdam (Brandenburg) auf Rang 235 und den Landkreis Oberhavel (Brandenburg) auf Rang 247.

Unter den 25 Kreisen mit der geringsten Kaufkraft sind nach wie vor nur ostdeutsche Kreise vertreten. Einzige westdeutsche Ausnahme bildet der Stadtkreis Bremerhaven auf Rang 401, deren Einwohner 15.053 Euro zur Verfügung haben. Wie im letzten Jahr belegt den letzten Platz aller 413 Stadt- und Landkreise der Landkreis Uecker-Randow, trotz einer positiven Entwicklung des Indexes (+1,0 auf 73,5). Die Einwohner haben zwar im Schnitt 163 Euro mehr Kaufkraft als in 2009, dennoch aber insgesamt nur 13.893 Euro, was in etwa der Hälfte des reichsten Landkreises entspricht.

Wachstum gegen den Krisentrend: Osten holt auf
Ein anderes Bild ergibt sich, wenn man das Kaufkraftwachstum der Bundesländer vergleicht: Hier schlägt der Osten Deutschlands den Westen klar. Unter den 25 Kreisen mit den höchsten positiven Veränderungen im Vergleich zum Vorjahr befinden sich 23 ostdeutsche und lediglich zwei westdeutsche Kreise. Diese beiden sind der Landkreis Neustadt a.d. Waldnaab (Bayern) und der Landkreis St. Wendel (Saarland), der die meisten Plätze - nämlich 23 - in der Rangfolge nach oben klettern konnte.
Unter den 25 Kreisen mit der höchsten negativen absoluten Veränderung zum Bundesdurchschnitt ist kein einziger ostdeutscher, sondern 14 bayerische Kreise, fünf aus Nordrhein-Westfalen, drei aus Hessen und jeweils einer aus Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Niedersachsen.

Simone Baecker-Neuchl erläutert: "Die Bundesländer mit starker Wirtschaft wie Bayern, Baden-Württemberg, Hessen und Rheinland-Pfalz sind nicht zuletzt durch ihre starke Exportabhängigkeit stärker von der Krise getroffen worden, auch durch gestiegene Arbeitslosenzahlen. Dadurch sank die Kaufkraft hier im Vergleich zum Bundesdurchschnitt, wovon zugleich die ostdeutschen Bundesländer profitierten."

Die ostdeutschen Bundesländer:
Kaufkraftschwach, aber auf Wachstumskurs

Auf der Ebene der Bundesländer tauschen die letzten beiden Plätze ihre Position. Das letztjährige Schlusslicht Sachsen-Anhalt wird von Mecklenburg-Vorpommern abgelöst. Mit einer Kaufkraft von 15.672 Euro pro Kopf nimmt nun Mecklenburg-Vorpommern den letzten Platz ein und hat etwa 17% weniger Kaufkraft als der bundesweite Durchschnitt zur Verfügung. Ansonsten haben sich keine weiteren Änderungen in der Bundeslandrangfolge ergeben. Bayern (20.505 Euro) führt noch immer vor Hessen (20.343 Euro) und Baden-Württemberg (20.227 Euro).
Trotz der Tatsache, dass Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern im Vergleich der Bundesländer untereinander am wenigsten Kaufkraft haben, zählen sie dennoch - neben Brandenburg und Thüringen - zu den Bundesländern mit den höchsten Kaufkraftgewinnen. In Sachsen-Anhalt werden die Einwohner durchschnittlich 146 Euro mehr im Geldbeutel haben, gefolgt von Brandenburg mit 126 Euro und Mecklenburg-Vorpommern mit 120 Euro pro Person.
Im Gegensatz dazu nimmt der Index des Bundeslands Berlin um 0,3 Prozent ab, so dass der durchschnittliche Berliner 96 Euro weniger Kaufkraft als noch im Jahr 2009 zur Verfügung haben wird. Ähnlich verhält es sich in den Bundesländern Bremen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Hessen, die ebenfalls alle gut 80 Euro weniger haben werden.

Erläuterung: Die GfK Kaufkraft untersucht die Nettoeinkommen, nicht die Inflation oder Lebenshaltungskosten
Die GfK Kaufkraft ist definiert als die Summe aller Nettoeinkünfte der Bevölkerung, bezogen auf den Wohnort. Neben dem Nettoeinkommen aus selbstständiger und nichtselbstständiger Arbeit werden ebenso Kapitaleinkünfte und staatliche Transferzahlungen wie Arbeitslosengeld, Kindergeld und Renten zur Kaufkraft hinzugerechnet. Von diesem verfügbaren Einkommen sind allerdings noch nicht die Ausgaben für Lebenshaltungskosten, Versicherungen, Miete und Nebenkosten wie Gas- oder Strom, Bekleidung oder das Sparen abgezogen. Folglich bedeutet ein nominaler Anstieg der Kaufkraft nicht zwangsläufig, dass jedem Einzelnen real mehr Geld zur Verfügung steht, wenn die aufgeführten Ausgaben deutlicher ansteigen. Zudem können regional verschiedene Miet- und Lebenshaltungskosten bedeuten, dass eine überdurchschnittliche Kaufkraft in einer Region nicht vollständig in den Konsum fließt, sondern in Form von höheren Mieten und ähnlichen Fixkosten "gebunden" ist.

Die Deutschen geben im Bundesschnitt etwa ein Drittel ihrer Kaufkraft im Einzelhandel aus. Die übrigen zwei Drittel der Kaufkraftsumme fließen in monatliche Fixkosten wie Mieten, Energiekosten, private Altersvorsorge und Versicherungen, Sparen sowie andere Ausgaben, beispielsweise Urlaub oder Verkehr. Darüber hinaus ist auch zu berücksichtigen, dass die Kaufkraft einer Region ein Durchschnittswert der dort lebenden Bevölkerung ist und nichts über die Kaufkraft einzelner Individuen, die Kaufkraft je Haushalt oder über die dahinter liegende Einkommensverteilung und damit die Schere zwischen "arm" und "reich" aussagt.

Zur Studie
Die Kaufkraft wird von der GfK jährlich berechnet, erstmals bereits 1937. Die Studie bezeichnet das verfügbare regionale Einkommen nach Steuern und Sozialabgaben inklusive staatlicher Leistungen. Sie wird pro Kopf und Jahr in Euro und in Form eines Index (deutscher Durchschnitt = 100) ausgewiesen. Basis der Berechnung sind, neben der Lohn- und Einkommenssteuerstatistik, einschlägige Statistiken zur Berechnung der staatlichen Leistungen sowie Prognosewerte der Wirtschaftsinstitute.
Die GfK Kaufkraft wird für alle deutschen Stadt- und Landkreise, für alle Gemeinden und Postleitzahlgebiete sowie für 2,5 Millionen Straßenabschnitte berechnet.

Weitere Informationen zur Studie finden Sie unter
www.gfk-geomarketing.de/kaufkraft