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16.05.2008 | Gebäudesanierung

Ziegelindustrie: Deutscher Markt am Tiefpunkt

Die deutsche Ziegelindustrie musste 2007 einige dunkle Wolken an ihrem wirtschaftlichen Horizont verkraften, nachdem 2006 noch eitler Sonnenschein herrschte. Das ist das Fazit der Auswertung der Produktions- und Absatzzahlen für das letzte Jahr.

Laut offizieller Statistik stagnierte die Produktion sowohl bei Mauerziegeln als auch bei Dachziegeln, nach internen Schätzungen des Bundesverbandes der Deutschen Ziegelindustrie e.V. aus Bonn mussten im deutschen Markt zum Teil Rückgänge zwischen 25-30 % hingenommen werden.

Die deutschen Ziegelhersteller sahen sich, wie fast alle am Bau beteiligten Unternehmen, mit einem überaus schlechten konjunkturellen Hintergrund konfrontiert. Der Wohnbau in Deutschland ist auf einem Tiefpunkt angekommen. Sowohl die Fertigungsstellung als auch die Genehmigungszahlen sind so niedrig wie noch nie seit der Wiedervereinigung. Leider sind Ziegel in den prosperierenden Sparten Öffentlicher Bau und Wirtschaftsbau darüber hinaus nur wenig vertreten.
Nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes konnte die Produktion von Mauerziegeln im Jahr 2007 gegenüber dem Vorjahr nicht nennenswert gesteigert werden. Im letzten Jahr wurden insgesamt 8.335 Mio. Kubikmeter Mauerziegel produziert (Vorjahr 8.330 Mio. Kubikmeter).
In der finanziellen Bilanz gab es sogar ein kleines Minus zu verzeichnen: Im Jahr 2007 hatte die Mauerziegelproduktion ein Volumen von rund 542.451 Mio. Euro, 2006 betrug der Geldwert der Mauerziegel-Produktion noch 551.578 Mio. Euro (-1,7 %).

Auch bei den Dachziegelherstellern sieht die Bilanz für das Jahr 2007 nicht viel besser aus. Laut Berechnung des Statistischen Bundesamtes belief sich die Produktion des vergangenen Jahres auf 875.946 Mio. Stück, im Vorjahr waren es 873.964 (+ 0,2 %). Erfreulich ist hier lediglich der Wertzuwachs in Höhe von 8,3 %, der allerdings im wesentlichen auf entsprechende Preiserhöhungen zurückzuführen ist. Diese waren notwendig, um die drastisch gestiegenen Energiekosten aufzufangen. Insofern war durch den Wertzuwachs lediglich eine Kompensation der erhöhten Herstellungskosten möglich.
Die Dachziegelproduktion hat aktuell ein Volumen von 755.929 Mio. Euro (Vorjahr 698.726 Mio. Euro). Da das Hauptwettbewerbsprodukt Betondachstein vergleichbare Rückgänge hatte, gab es kaum Verschiebungen zwischen diesen beiden Bedachungsmaterialien. Gewinner waren im letzten Jahr alternative Materialien, wie etwa Blech oder Bitumen, die vom florierenden Wirtschaftsbau profitiert haben und ihren Anteil am geneigten Dach ausbauen konnten. Es ist aber zu erwarten, dass diese Veränderung nur von relativ kurzfristiger Natur ist.

Martin Roth, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Ziegelindustrie e.V., betrachtet die Daten des Statistischen Bundesamtes mit etwas Skepsis. Nach einer internen Schätzung betrug der Rückgang der verkauften Mauerziegel in Deutschland sogar zwischen 25 und 30 %, hält sich damit aber im vergleichbaren Rahmen mit dem Rückgang bei Wettbewerbsprodukten.
Dazu Martin Roth: "Die Zahlen des Statistischen Bundesamtes sagen nach Auffassung des Verbandes nur wenig aus über die wahren Marktverhältnisse in Deutschland im letzten Jahr. Gemeldet werden von den Werken die Mengen und die damit verbundenen Werte, die von Ziegeleien in Deutschland im Jahre 2007 produziert wurden. Was davon in den Export gegangen ist bzw. nicht verkauft werden konnte und auf dem Lager stehen blieb, ist aus dieser Statistik leider nicht ersichtlich. Die Lage für die Branche wäre nach unserer Meinung noch erheblich schlimmer, wenn nicht der boomende Markt in Mittel- und Osteuropa, vor allem in Polen und Tschechien, für ein Ventil gesorgt hätte."
Da in diesen Ländern jedoch derzeit in erheblichem Ausmaß Produktionskapazitäten aufgebaut werden, wird spätestens im nächsten Jahr dieser Weg verschlossen sein.

Der Bundesverband der Deutschen Ziegelindustrie, der insgesamt 144 Betriebe mit knapp 10.000 Mitarbeitern repräsentiert, geht davon aus, dass kurzfristig nur für die Dachziegelhersteller etwas Besserung in Sicht ist. Sie werden von der allgemein besseren Stimmung der Verbraucher und vor allem von KfW-Förderprogrammen profitieren, die im laufenden Jahr vermutlich noch deutlich aufgestockt werden.
Schlechter sieht es für den Wohnbau generell aus. Hier ist erst mittel- und langfristig mit einer Entspannung zu rechnen. Dazu Verbandpräsident Helmuth Jacobi: "Glücklicherweise ist es gelungen, das "Wohn-Riester" oder die "Eigenheim-Rente", wie sie jetzt von der Regierungskoalition genannt wird, in Gesetzesform zu verankern. Abgesehen von ein paar Details ist der Gesetzesentwurf fertig und wird rückwirkend zum 1. Januar 2008 in Kraft treten. Die Fördersummen werden sich zwar bei weitem nicht mit denen der früheren Eigenheimzulage messen lassen, andererseits ist diese Unterstützung langfristig angelegt und steht dann auch nicht mehr zur Disposition."

Die Aussichten für das Jahr 2008 sind somit wenig verheißungsvoll. Große Zuwächse gegenüber 2007 werden vom Bundesverband der Deutschen Ziegelindustrie e.V. nicht erwartet. Nach Ansicht des Verbandes stellt sich lediglich eine Stabilisierung auf diesem niedrigen Niveau ein. Die Modernisierungstätigkeit am Dach leidet außerdem darunter, dass die Verarbeiter wie Dachdecker und Zimmerer sehr gut mit anderen Aufgaben, vor allem mit dem florierenden Wirtschaftsbau, ausgelastet sind.

Weitere Informationen erhalten Sie hier:

Bundesverband der Deutschen Ziegelindustrie e.V

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53113 Bonn

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