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28.03.2008 | Wasser und Abwasser

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Waschmaschinen mit Sparfunktion

In einer sanierten Wohnanlage in Mühlheim/Main nutzen 176 Familien das Regenwasser vom Dach für ihre Waschmaschinen. Sie sparen damit anteilige Gebühren für nicht verbrauchtes Trinkwasser und für nicht eingeleitetes Regenwasser in den öffentlichen Kanal.

Außerdem wird deutlich weniger Waschmittel benötigt. Die Mengenreduzierung von Trinkwasser und Abwasser sowie parallel die Verringerung der Abwasserbelastung - das alles sind Pluspunkte für die Umwelt.

Nachdem im August 2006 die erste Hälfte der sanierten Wohnungen fertig gestellt war, hatten die Mieter die Wahl, ihre Waschmaschine im Kellergeschoss wie früher an das Trinkwasser anzuschließen oder stattdessen das kostenlose Regenwasser zu nutzen. Schnell entschieden sich die ersten Parteien für die von der Bauherrschaft angebotene Alternative, andere folgten bald. Unabhängig davon profitieren aber auch die Trinkwassernutzer von der Regenwasserbewirtschaftung, denn der Überlauf von insgesamt 18 Zisternen wird auf den Grundstücken versickert. Dadurch war die Voraussetzung gegeben, die Gebäude insgesamt von der Gebühr zu befreien, die in Mühlheim für das Einleiten von Niederschlagswasser in den Kanal fällig ist.

Initiatoren für die umweltschonenden Maßnahmen waren die Landschaftsarchitekten Eric Büttner und Jörn Löffler aus Berlin. "Bei einem Seminar zur Regenwasserbewirtschaftung habe ich gehört, dass nach der neuen Trinkwasserverordnung das Wäschewaschen mit Regenwasser grundsätzlich zulässig ist, wenn den Bewohnern die Wahl zwischen Trinkwasser und Regenwasser gelassen wird," erinnert sich Löffler. Das Umsetzen dieser Möglichkeit in die Praxis bot sich an, als in der Schillerstraße mehrere viergeschossige Wohnblöcke saniert werden sollten, die vor 45 Jahren von der städtischen Wohn-Bau Mühlheim am Main GmbH erstellt worden waren. Das fortschrittlich-ökologische Denken seitens der Stadtverwaltung war nach Angaben von Löffler ausschlaggebend für die betreffende Investition. In diesem Zusammenhang lobt er die Bauherrschaft ausdrücklich dafür, dass sie sich im Interesse der Umwelt und der Bewohner für die Regenwassernutzung entschieden hat.

Die Zisternengröße wurde mittels Computersimulation so berechnet, dass die veranschlagten Wasserentnahmemengen und die Regenwassererträge aus den angeschlossenen Dachflächen in einem ausgewogenen Verhältnis stehen. Die eingebauten 18 Regenspeicher stammen allesamt aus einer Baureihe. Ihr Fassungsvermögen beträgt zwischen 7 und 11 m3 und bietet bei 95 Prozent Niederschlagsausnutzung eine Verbrauchsdeckung bis zu 85 Prozent. Fließt bei maximalem Wasserstand in der Zisterne weiter Regenwasser zu, wird es zur Versickerung in eine unterirdische Rigole abgeleitet. Überläufe in die Kanalisation gibt es nicht. Auf diese Weise trägt das ungenutzte Regenwasser aus den Dachflächen zur Grundwasseranreicherung bei.

Für die Toilettenspülung mit Regenwasser in allen vier Geschossen wäre eine wesentlich aufwändigere Leitungsführung erforderlich gewesen als für die Waschmaschinennutzung. Weil alle Waschmaschinen im Kellergeschoss aufgestellt sind, ist das Verteilernetz kurz - und war deshalb kostengünstig herzustellen. Gemäß DIN 1989-1 lassen sich über die Waschmaschinennutzung pro Bewohner und Tag rund zehn Liter Trinkwasser einsparen. Die Waschmitteldosierung kann grundsätzlich nach Vorgabe des niedrigsten Härtebereiches erfolgen, weil das weiche Regenwasser aus den Zisternen keine nennenswerten Anteile von Kalk enthält. Beim Wasser-Härtebereich 3 in Mühlheim machen sich die Einsparungen bemerkbar.

Die gesammelten Niederschläge werden außerdem für die Bewässerung der Außenanlagen genutzt. Pro Zisterne und Aufgang steht an der Außenwand eine Zapfstelle zur Verfügung. Damit lassen sich zusätzlich 60 Liter Trinkwasser/m2 Geländefläche im Jahr einsparen.

Die Regenwassernutzung ist heute Stand der Technik. Es gibt klar definierte Anschluss- und Schnittstellen zwischen der Tiefbautechnik und der Sanitärtechnik. Da sind einerseits die Zisternen und Sammelleitungen und andererseits die Verteilerleitungen mit den zugehörigen Druckerhöhungsanlagen. Bei diesem Projekt wurde ein Komplett-System von Mall verwendet. Damit war die Kompatibilität sämtlicher Komponenten sichergestellt, auch für den Fall, dass sie von verschiedenen Gewerken montiert werden sollten. Die Pumpentechnik sitzt jeweils innerhalb des Gebäudes. Pro Zisterne ist eine kompakte Druckerhöhungsanlage installiert, die auch sicherstellt, dass bei leerer Zisterne automatisch Trinkwasser nachgespeist wird, durch einen DIN-gemäßen freien Auslauf. Damit ist die strikte Trennung zwischen Trinkwassernetz und Regenwasser gewährleistet. Unbeschadet dessen helfen Schilder an Leitungen und Entnahmestellen eine Verwechslung zu vermeiden. Durch eine sogenannte "schwimmende Entnahme" im Speicher wird gewährleistet, dass immer die beste Wasserqualität entnommen wird - das heißt, ohne abgelagertes Sediment vom Speicherboden und ohne Schwimmschicht von der Wasseroberfläche. Das Filtersystem muss deshalb nur einmal pro Jahr kontrolliert und gegebenenfalls gereinigt werden.

Mühlheim/Main gehört zu den Kommunen, die in ihrer Satzung eine gesplittete Abwassergebühr verankert haben. Wird für das Ableiten von Regenwasser der öffentliche Kanal in Anspruch genommen, so ist pro 10 m2 versiegelter Grundstücksfläche eine Gebühr von 4,90 € im Jahr fällig. Die momentane Entwicklung lässt vermuten, dass in zehn Jahren neun von zehn Kommunen in Deutschland diese "Niederschlagsgebühr" verlangen werden, vielleicht sogar mit noch deutlich höheren Beträgen. Berlin fordert vom Grundstückseigentümer schon heute 14,80 € und die Stadt Bonn 15,00 € pro 10 m2. Bei solchen Dauerkosten zahlt sich das Regenwasser sammeln tatsächlich aus, und ein vorhandener Zisternenanschluss könnte in den Immobilienangeboten bald als bevorzugtes Ausstattungsmerkmal erscheinen.

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