Public Manager
08.03.2008 | Transport

Eine neue Studie des Supply Management Institute (SMI) untersucht die Zukunft der Logistik-Dienstleistungsbranche im Jahr 2025

Im Jahr 2025 hat sich das Energieproblem weltweit dramatisch zugespitzt. Viele Rohstoffvorkommen sind versiegt und können nur als Sekundärrohstoffe wieder gewonnen werden - gut für die Boombranche Entsorgungswirtschaft.

Viele Schwellen- und Entwicklungsländer konnten aufgrund ihres Rohstoffreichtums wirtschaftlich aufholen. Knapp die Hälfte der Bevölkerung Asiens und Afrikas lebt in Städten und profitiert in hohem Maße von der Globalisierung. Folgen für die Logistik-Dienstleistung: Der Trend geht zum Insourcing - ganze Produktionszweige wurden aufgrund der Energieproblematik an die Verbrauchsorte verlagert.

Die Ressourcenlogistik hat sich insbesondere in rohstoffarmen Gebieten zur Boombranche entwickelt. Das Problem der Energieversorgung ist dank erneuerbarer Energien gelöst. Im Gegenzug haben Erdöl, Erdgas, Kohle und Uran an Bedeutung verloren. Humankapital ist dagegen zum knappen "Rohstoff" geworden, der demografische Wandel hat in Europa zum akuten Fachkräftemangel geführt. Trotz Lösung des weltweiten Energieproblems ist der Abstand zwischen Erster und Dritter Welt größer denn je. Das HIV-Virus hat sich weiter ausgebreitet, große Teile der Bevölkerung in den Entwicklungs- und Schwellenländern sind infiziert. Die Folgen für das Wirtschaftswachstum dieser Länder sind gewaltig, für Indien beispielsweise bedeutet dies einen Rückgang von 40 Prozent. Folgen für die Logistik-Dienstleistung: Arbeitskräftemangel in den Industrienationen sowie Krankheiten und Pandemien in den Entwicklungs- und Schwellenländern schränken die globale Beschaffung, Produktion und Distribution erheblich ein.

Logistik-Dienstleister engagieren sich mit ihrer Expertise und ihrem Netzwerk zunehmend in der humanitären bzw. Katastrophenlogistik. Dies sind zwei von insgesamt acht Szenarien, die die Studie "Zukunft der Logistik-Dienstleistungsbranche in Deutschland 2025" entwirft. Das SMI hat gemeinsam mit der FutureManagementGroup AG auf Basis einer Delphi-Befragung einen Blick in das Jahr 2025 geworfen.

Wird es eine Zukunft sein, in der wir wieder Kernkraftwerke bauen, nachdem wir doch eben erst aus der Kernenergie ausgestiegen sind? Oder wird es eine Zukunft sein, in der sich nicht-fossile und nicht-nukleare Energiequellen endlich durchgesetzt haben? Für die Stromindustrie hängen an diesen Fragen Milliardeninvestitionen, wenn nicht die Zukunft einer ganzen Branche. Bezeichnenderweise quälen jede Branche solche Fragen, an denen ihre Zukunft hängt. Paradoxerweise können einige Branchen diese Frage jedoch sehr viel eher, besser und fundierter beantworten als andere. Zum Beispiel die Pharmabranche, die Automobilindustrie, die Telekommunikation und die Erdölindustrie. Deren Experten setzen sich schon länger und intensiver mit der so genannten Zukunftsforschung auseinander. Sie kennen deren Instrumente und setzen sie ein.

Diesen strategischen Rückstand holt die Logistik nun auf: Das SMI befragte die Top50 der deutschen Logistikdienstleister, hauptsächlich deren Geschäftsführer und Strategen, mit der so genannten Delphi-Methode. Natürlich kann niemand die Zukunft vorhersehen. Doch die Instrumente der modernen Prognostik machen via virtuellem Expertengremium möglich, was dem Einzelnen verwehrt bleibt: aussagekräftige Zahlen zur Eintrittswahrscheinlichkeit bestimmter Szenarien.

Die Experten sehen unter anderem fünf zentrale Entwicklungen auf uns zukommen: Social Responsibility Strömungen wie Ecological Awareness oder Green Logistics schmälern die Marge der Branche teilweise jetzt schon. Trotzdem halten die befragten Topmanager eine deutliche Intensivierung der Social Responsibility ihrer Unternehmen bis zum Jahr 2025 nicht nur für sehr wahrscheinlich, sondern sogar für ausgesprochen wünschenswert - was seinerseits für die bereits vorhandene Social Responsibility der Befragten spricht. Die Konsequenzen liegen auf der Hand: Wer sich heute mit dem Thema beschäftigt, bringt morgen die nötige Glaubwürdigkeit und Programmgestaltung mit, wenn das Thema noch marktbestimmender wird.

Während viele Skeptiker angesichts protektionistischer Bestrebungen einzelner Regierungen, wegen weiter uneinheitlicher Gesetzgebungen und dem immer bedrohlicher steigenden Ölpreis eine Verlangsamung wenn nicht Verringerung der Globalisierung befürchten, halten die Branchenbesten trotz aller Restriktionen eine Beschleunigung und Vertiefung der Globalisierung für wahrscheinlicher. Sie setzen auf Expansion, mit allen strategischen Implikationen.

Der bereits heute herrschende Fachkräftemangel über die gesamte Palette vom Fahrer bis zum Network Manager wird sich so weit verschärfen, dass fortschrittliche Unternehmen gut daran tun, möglichst frühzeitig an Konzepten für Global Recruiting zu feilen und Programme für Staff Retention (Mitarbeiterbindung) zu entwickeln.

Die Ansprüche der Kunden werden in Bezug auf Preis, Flexibilität, Innovation und kundenspezifischer Dienstleistungen in einem Maß weiter steigen, das diese Entwicklung zum erfolgsentscheidenden Faktor macht.

Innovation und Implementierung von alternativen Versorgungskonzepten müssen intensiviert werden. Digitalisierung RFID ist nur der Auftakt einer Entwicklung, in deren Zuge Phänomene wie der papierlose Transport zu einem Marktsog führen werden: Hat ein Mitbewerber die neue Technik einmal eingeführt, bringt er damit alle anderen in Zugzwang.

Die größte Schwäche bei der Szenarioplanung ist der Mensch mit seiner Tendenz, sich auf wahrscheinliche Szenarien zu konzentrieren und ausgerechnet das zu ignorieren, vor dem er sich eigentlich schützen möchte: böse Überraschungen. Aus diesem Grund fragte die Zukunftsstudie auch sogenannte Wild Cards ab. Das sind revolutionäre Technologiesprünge wie das Fabbing ("Die Fabrik im Wohnzimmer") aber auch Katastrophen wie etwaige Energiekriege, die zwar sehr unwahrscheinlich sind, jedoch ein so hohes Gefährdungspotenzial tragen, dass sie im Sinne der kaufmännischen Vorsicht Krisenpläne erfordern. Viele Banken und Dienstleister (außerhalb der Logistik) haben zum Beispiel für den drohenden Fall einer Pandemie (z.B. Vogelgrippe) Katastrophenpläne in den Schubladen liegen.

Die Studie bietet Unternehmen Orientierungspunkte für ihr eigenes Zukunftsmanagement, das die jeweilige Unternehmensstrategie in Einklang mit den eigenen Zukunftsprojektionen bringt. Sie ist in der Schriftenreihe "Wirtschaft und Logistik" der Bundesvereinigung Logistik (BVL) im Deutschen Verkehrs-Verlag erschienen.

Das Supply Management Institute (SMI) an der European Business School (EBS) in Wiesbaden ist weltweit eines der führenden Forschungsinstitute in den Bereichen Einkauf, Logistik und Supply Chain Management. Das Institut bietet sowohl Primärausbildung für Studenten der ebs als auch Fort- und Weiterbildungsprogramme für Führungskräfte an. Aktuelle und innovative Themen aus Einkauf, Logistik und Supply Chain Management werden gemeinsam mit renommierten Partnern aus Wissenschaft und Praxis in Studien und Forschungsprojekten erfolgreich vorangetrieben.

Das SMI ist Teil eines weltweiten Netzwerkes aus Wissenschaftlern und Unternehmensvertretern und hat weitere Standorte in China (Shanghai), Russland (Moskau) und Indien (Bangalore). Die European Business School (EBS) International University Schloss Reichartshausen gehört seit ihrer Gründung 1971 zu den Hochschulpionieren in der Aus- und Weiterbildung von europäischen Führungskräften für die zunehmend globalisierenden Märkte. Als staatlich anerkannte private Wissenschaftliche Hochschule für Betriebswirtschaftslehre versteht sich die EBS als Alternative zum öffentlichen Bildungssystem und positioniert sich als unternehmerisch handelnde Elitehochschule. Elite bedeutet für die EBS kein Privileg, sondern Verpflichtung zu Leistung und Verantwortungsbewusstsein. Die Hochschule legt daher bei ihrer Ausbildung gleichermaßen Wert auf den Erwerb von Wissen und analytische Kompetenzen für das Management wie auf soziale Führungsqualitäten (Leadership).

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