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18.07.2008 | Messen

Health, Care und klare Konzepte auf der hogatec 2008

Das Thema Gesundheit beschäftigt die Nation in vielerlei Hinsicht, dahinter steht ein Milliarden-Euro-Markt, der sich rasant und sehr dynamisch verändert. Als einer der wichtigsten Wachstums­märkte Deutschlands bietet er aber auch viel Zündstoff für Dis­kussionen und Kritik. Ganz vorne mit dabei: die Qualität von Service und Speisen als entscheidende Gradmesser für den Erfolg. Wer sich heute gegen Wettbewerbs- und Preisdruck behaupten will, muss die Zeichen der Zeit erkennen, leistungsfähig sein und vor allem dem Zielpublikum gerecht werden.

Die hogatec 2008, Internationale Fachmesse Hotellerie, Gastronomie und Gemeinschaftsverpflegung, richtet deshalb ein besonderes Augenmerk auf Dienstleistungen im Krankenhaus und in Pflegeeinrichtungen. Sowohl der Themenpark Cook & Chill mit der integrierten Gemein­schafts­fläche Speisenverteil­systeme, als auch der "Deutsche Care Congress" am 29. September widmen sich speziell dem Health & Care Sektor.

Trendthema mit Boom-Potenzial

Die Anzahl derjenigen, die in unserem Land nach mehr Gesundheit streben müssen - oder auch wollen - steigt weiter. Wie Modell­rechnungen des Statistischen Bundesamtes zeigen, kann der absehbare demografische Wandel in Deutschland zu etwa 58% mehr Pflegebedürftigen und 12% mehr Krankenhaus­behandlungen im Jahr 2030 im Vergleich zu heute führen. Die Zahl der Pflege­bedürftigen dürfte von 2,1 Millionen auf 3,4 Millionen und die in Krankenhäusern behandelten Fälle von 17 auf 19 Millionen steigen. Ursache ist die steigende Zahl an Älteren bei insgesamt sinkender Gesamtbevölkerung. Während die Zahl der 60-Jährigen und Älteren bis 2030 um rund 38% von 20,5 auf voraussichtlich 28,4 Millionen Einwohner steigen wird, ist es bei den über 80-Jährigen vermutlich mit 73% sogar ein enormes Plus von 3,6 auf 6,3 Millionen.

Mehr als 16.000 Kliniken, Heime und Reha-Einrichtungen gibt es zurzeit in Deutschland, in denen Essen für rund 1,2 Millionen Men­schen täglich zubereitet wird. Im Gesamtmarkt der Gemeinschafts­verpflegung, zu dem weitere gut 30.000 Betriebs­restaurants, Restaurants und Kasinos gehören, beträgt der Jahresumsatz ge­schätzte 15 Milliarden Euro (Quelle: Deutscher Hotel- und Gaststättenverband).

Individualität trifft System

Das komplexe Thema Essen in Klinik & Co. beschäftigt längst nicht mehr nur die Gemein­schaftsverpflegung, sondern auch Hotellerie und Gastronomie haben zunehmend Berührungs­punkte mit Pflegeeinrichtungen. Um diesem Wachstum mit Qualität und Best-Practice zu begegnen, braucht die Branche konkurrenzfähige Konzepte - sowohl für die Verpflegung als auch für alle weiteren Dienstleistungen.

Noch nie galt das Motto "Vom Patienten zum Gast" so sehr wie heute. "Die Entwicklung geht von der medizinischen Bettenburg zum Wohlfühltempel", ist der Trendforscher Eike Wenzel in der Studie "Gesundheitstrends 2010" überzeugt. Gutes Essen, mit Verstand zubereitet, mit Herz und heiß serviert, dazu noch ausgewogen gewürzt: Das ist der Stoff, aus dem die Erfahrungs­berichte zufriedener Patienten gemacht sind. Und das muss nicht nur das Ziel eines jeden Klinikküchenbetreibers oder Küchenchefs sein. Prof. Dr. med. Gernold Wozniak, Chefarzt Gefäßchirurgische Klinik, Bochum, stellt fest: "Der nicht-medizinische Care-Bereich in Krankenhäusern wird in seiner Bedeutung von Medizinern oft noch deutlich unterschätzt."

Immer mehr Kliniken gehen neue kulinarische Wege, wie das Beispiel der Paracelsus-Kliniken zeigt. In diesem Frühjahr präsen­tierte der Konzern mit seiner eigenen Menülinie Parvital für Patienten ein neues bundesweites Ernährungskonzept, das vor allem für gesunde, ausgewogene und leckere Ernährung steht. "Als Krankenhaus­konzern sind wir verpflichtet, neben der medizinischen und pflegerischen Betreuung, auch eine individuelle und gesunde Ernährung unserer Patienten zu gewährleisten", so der Paracelsus-Geschäftsführer Peter Clausing. "Ich bin sicher, dass Parvital mit der Unterstützung unserer Ärzte und Ernährungs­fachkräfte unseren Patienten konkrete, praxistaugliche Orientie­rungs­hilfen gibt, um sich gesund zu ernähren". Der besondere Clou: Für Zuhause gibt es ein Magazin, Portionskarten und kalkulierte Speisepläne, damit die Patienten sich auch nach dem Klinik­aufenthalt unkompliziert, gesund und ausgewogen im Alltag ernähren können. Ein solcher Extraservice könnte sich zum echten Wettbewerbsvorteil entwickeln.

Frischzellenkur für die Küche

Wer heute mit Health & Care Geld und Prestige gewinnen möchte, muss das Thema Verpflegung neu definieren und mit Leben füllen. "Servicegrad und Dienstleistung stehen im Care-Bereich heute absolut im Fokus. Dazu passt auch der Trend, dass beispielsweise die Speisepräsentation inzwischen wieder weg vom Tablettieren und hin zum Portionieren vor Ort geht", sagt Ekkehart Lehmann, Geschäfts­führer der K&P Consulting GmbH, die sich auf Gastro­nomie- und Verpflegungskonzepte spezialisiert hat. "Die Heraus­forderung besteht vor allem darin, ein stringentes Konzept auch unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten in die Praxis umzusetzen."

Hilfe für die Produktion gibt es von vielen Seiten. So sind die Convenience-Hersteller zum Beispiel mit Produkten wie Brot ohne Rinde, Trendkonzepten wie Mittelmeerküche für jeden Tag oder Wellness-Paketen samt Rezepten heute ganz nah am Kunden, sprich am späteren Gast. High-Class-Health braucht aber nicht nur 1a-Produkte und besten Service, sondern auch Top-Technik und Top-Ausstattung: Wenn es um Investitionen geht, hat das Image der Kliniken & Co. in den vergangenen Jahren gelitten. Überalterung, Investitionsstau, unmoderne Technik - die Branche hatte ihren Stempel weg. Doch die Zeiten sind besser geworden, das Investitionsklima entwickelt sich positiv. Konkret planen 61% der Care-Betriebe im laufenden Jahr Investitionen zu tätigen. Mit einer verstärkten Nachfrage kann vor allem in den Bereichen Ausstattungen, Gastraum­gestaltung und Spülmaschinen gerechnet werden. Und: Zentra­lisierung ist das Gebot der Stunde. (Quelle: Studie GV-Barometer 2008).

Die Industrie unterstützt mit intelligenten Systemlösungen und selbstregulierenden Steuerungen in einer Mischung aus Cook & Serve bzw. Hold sowie Cook & Chill bzw. Freeze und Sous-Vide-Produktion. Einzelne Schritte wie beispielsweise der Abkühlprozess werden dabei zunehmend optimiert. Welche Transportlösung in Klinikküchen die richtige ist, das ent­scheiden unter anderem Betriebs­größe und Belieferungs­modalitäten. Werden die Transport­wagen aus einer produ­zierenden Küche zentral angeliefert und auf Station zum Regene­rieren bereit­gehalten, entfallen die Notwendig­keit von zusätzlichen Räum­lichkeiten - und damit ein wesentlicher Kosten­faktor. Für Wolfgang Potinius, Betriebsleiter und Direktor Hochwaldkrankenhaus Bad Nauheim & Geschäftsführer Gesund­heitszentrum Wetterau GmbH, unter dessen Leitung mehrere Küchen aus einer Zentralküche heraus versorgt werden, steht fest: "Die Qualität der Speisen und der Service für Patienten sind wesentliche Erfolgsfaktoren für Kliniken, jedoch muss der Preis bezahlbar sein." Fakt ist, die Speisenverteilsysteme, die in Care-Einrichtungen zum Einsatz kommen, sollten höchsten Anfor­derungen an Geräte­technik, Hygiene und Arbeitssicherheit gerecht werden. Jedes Produkt - von kompletten Speisen­vertei­lungs­anlagen über Speise­ausgabewagen, Tablett- und Schöpf­systeme, Regenerier-, Warm­halte- sowie Induktionswagen bis hin zu Andockstationen - ist Teil dieses sensiblen Bereichs.

Weltweit Wellness & mehr

Die Welt zeigt uns, wie es geht: Seit vor etwa zehn Jahren der internationale Medizintourismus seinen Anfang nahm, sind in Ländern wie Thailand oder Indien ganze Zentren entstanden, die mit ausländischen Patienten Verträge über deren Gesundheit abschließen. "Eine neue Hüfte für 10.000 Euro, zahlbar in Raten zu 99,95", das ist im Luxushospital in Bangkok inzwischen an der Tagesordnung. Die Kranken kommen aus Saudi-Arabien, Europa oder den USA, und sie checken ein in so genannte Patientenhotels. Deren Credo lautet: so viel Pflege wie nötig und so viel Service wie möglich.

Die Idee, Low-Care-Patienten zu betreuen, also Kranke mit niedriger Pflegestufe oder ambulante Patienten, hat auch in Deutsch­land in den vergangenen Jahren an Bedeutung gewonnen. Geboten werden Wohlfühl­ambiente statt sterile Kacheln, Unterhaltungsprogramm und gutes Essen in Ergänzung zum persönlichen Service und über allem die Sicherheit der abgestimmten medizi­nischen Versorgung - inklusive Anbindung an ein Akutkrankenhaus und Bettklingel für den Notfall. Unternehmen wie Sodexho (Visavis Hotels), Maritim Hotels (in Kooperation mit dem Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck), Lindner Hotels (in Kooperation mit Ahr Service) und Hospitality Alliance (Klinikotel) haben bereits erfolgreich Patientenhotel-Piloten am Start - zum Teil aufgrund "guter Erfahrungen mit Patienten­hotels in Skandinavien" oder "um in Ergänzung mit Spezialisten Synergien zu bündeln" und um dazu beizutragen, "das Kostenproblem im Gesundheitsmarkt in den Griff zu bekommen".

Qualität im Visier

Zukunftsmärkte sind dazu da, erobert zu werden, und im Falle von Health & Care stehen die Chancen auf Erfolg gut. Die hogatec 2008 bietet viele Gelegenheiten zum Gedanken­austausch, Trendscouting und Ideen sammeln. Der Themenpark Cook & Chill in Halle 11, der den kompletten Prozess des Cook/Chill-Verfahrens unmittelbar erlebbar macht, bietet mit der Gemeinschaftsfläche "Speisenverteilsysteme" des HKI (Fachverband Grosskücheneinrichtungen im Industrieverband Haus-, Heiz- und Küchentechnik e.V.) praxisnahe Informationen speziell für Besucher aus dem Gesundheitswesen.

Der erste "Deutsche Care Congress" findet am Montag, 29. September im Congress Center CCD.Ost des Düsseldorfer Messegeländes statt. Unter dem Motto "Menschen, Margen, Mediziner - Wie sich Dienstleistung im Krankenhaus rechnet" richtet sich der Care Congress speziell an Entscheidungsträger aus Krankenhäusern, Kliniken und Seniorenheimen. Top-Referenten diskutieren in wie weit die Gesundheitsbranche von der Hospitility-Industry lernen kann und gewähren Ein- und Ausblicke in die Zukunft gastronomischer Dienstleistungen im Health & Care Sektor.

Weitere Informationen zum Deutschen Care Congress erhalten Sie unter www.hogatec.de.

Die hogatec 2008 ist parallel zu dem Foodmessen Trio InterMopro, InterCool und InterMeat von Sonntag, 28. September bis Mittwoch, 01. Oktober 2008, auf dem Düsseldorfer Messegelände täglich von 10.00 Uhr bis 18.00 Uhr geöffnet. Die Tageskarte kostet 30, -- Euro (18,-- Euro im Online-Vorverkauf (+ Versand)), die 2-Tageskarte 45,-- Euro (32,-- Euro im OVV). Studenten und Auszubildende zahlen 10,-- Euro. Außerdem beinhaltet das Messeticket die kostenlose Hin- und Rückfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln des VRR (Verkehrsverbund-Rhein-Ruhr).

Weitere Informationen erhalten Sie hier:

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