Tarifrunde: Stöhr erwartet ein massiv verbessertes Angebot
In der Tarifrunde des öffentlichen Dienstes droht ein Arbeitskampf. Der 1. Vorsitzende der dbb tarifunion, Frank Stöhr, erwartet, dass die Arbeitgeber ein massiv verbessertes Angebot vorlegen.
"Andernfallswürden die Mitglieder nach der dritten Runde ihren Unmut in Warnstreiks zum Ausdruck bringen", sagte Stöhr der Stuttgarter Zeitung (Ausgabe vom 4. Februar 2008). "Die Arbeitgeber haben das Schiff in raue Gewässer gesteuert. Das bisherige Angebot bedeute, dass die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes gegenüber allen anderen Tarifabschlüssen weiter massiv von der Einkommensentwickung abgekoppelt würden", so der dbb-Verhandlungsführer. "Wir haben in den letzten fünf Jahren sehr stillgehalten, in dem wir nachweislich fünf Prozent Reallohnverlust hingenommen haben."
Selbst 55 Prozent der Bürger seien der Ansicht, dass die Beschäftigten besser bezahlt werden sollen. Heftig kritisierte Stöhr die Forderung nach längeren Arbeitszeiten: "Dann ist ein weiterer massiver Stellenabbau zu erwarten, weil dies in der Vergangenheit immer so gewesen ist." Die Landesverwaltungen hätten jede Minute der längeren Arbeitszeit in eine Streichung von Stellen umgerechnet. Das würden die Kommunen auch versuchen. Hinzu komme eine weitere Arbeitsverdichtung, obwohl bereits viele Beschäftigtengruppen am Rande ihrer Kräfte arbeiteten. In den Krankenhäusern seien binnen zehn Jahren zehn Prozent der Stellen abgebaut worden, während die Patientenzahlen um zehn Prozent gestiegen seien. In den Belegschaften der Krankenhäuser gebe es kaum Beschäftigte über 50 Jahre, und der Krankenstand sei am höchsten. Dies sei exemplarisch zu sehen.
Während die Arbeitgeber für den Fall einer Schlichtung den früheren Ministerpräsidenten Lothar Späth (70) als ihren unabhängigen Vermittler benannt haben -der CDU-Mann war nach seiner Zeit in Baden-Württemberg Chef von Jenoptik und bekleidet noch Aufsichtsratsämter in der Wirtschaft - nominierten dbb tarifunion und ver.di Herbert Schmalstieg (64), der von 1972 bis 2006 Oberbürgermeister von Hannover war.