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15.08.2008 | Geodaten

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Welche Auswirkungen hat die EG-Richtlinie INSPIRE auf hessische Kommunen?

Am 15. Mai 2007 ist die EG-Richtlinie INSPIRE in Kraft getreten. Hinter dem klangvollen Namen verbirgt sich kein Kreativseminar, sondern eine Initiative des Europäischen Parlamentes und des Rates.

INSPIRE verpflichtet die EU-Mitgliedstaaten innerhalb von zwei Jahren die Richtlinie in nationales Recht umzusetzen, damit alle öffentlichen Stellen ihre Geodaten (Informationen mit Raumbezug wie z. B. Luftbilder, Biotope, Flurstücksgrenzen) einschließlich der beschreibenden Metadaten (Informationen über Daten) bereitstellen.
Auch in Deutschland ist die von Bund und Ländern zu entwickelnde Gesetzgebung, die bis in den kommunalen Bereich hineinwirken wird, bereits in vollem Gang.

Was bedeutet INSPIRE?
INSPIRE steht für "INfrastructure for SPatial InfoRmation in Europe". Ziel der Richtlinie ist es, raumbezogene Daten grenzübergreifend mittels webbasierten Diensten nutzbar zu machen. Im Einzelnen wird von den öffentlichen Datenhaltern verlangt, dass sie Geodaten bestimmter Fachthemen erstens online recherchierbar, zweitens visualisierbar und drittens herunterladbar machen. Das Internet spielt dabei eine zentrale Rolle, denn es bietet mit so genannten Geo-Webdiensten wesentlich mehr und flexiblere Möglichkeiten als die Übergabe von Daten auf CD oder Papier. Dazu müssen jedoch international standardisierte, technische Spezifikationen wie Katalogdienste (CSW), Web Map Services (WMS) und Web Feature Services (WFS) eingesetzt werden.

Wer kann Geodaten verwenden?
Es ist hinlänglich bekannt, dass ein Großteil aller Daten einen Raumbezug hat. Anwendungen wie Google Earth, Online-Routenplaner und Fahrzeugnavigation haben inzwischen in breiten Bevölkerungsschichten dafür ein Bewusstsein geschaffen. Trotzdem wird das Wertschöpfungspotential von Geodaten noch nicht ausreichend gewürdigt und in vollem Umfang genutzt. Das soll sich mit INSPIRE ändern. Insbesondere bei Umweltfragen sind Politik, Verwaltung, Wissenschaft und Forschung auf großräumige Informationen angewiesen, denn Klimaschutz hört nicht an administrativen Grenzen auf. Aber auch alle Bürgerinnen und Bürger sollen die Möglichkeit erhalten, in Karten visualisierte Umweltinformationen (z. B. Biotopgrenzen) über moderne Medien abzurufen. Private Dienstleister benötigen einen einfachen Zugang, um kommerzielle Anwendungen wie beispielsweise Geomarketinglösungen zu entwickeln. Investoren von Großprojekten erhalten durch aktuelle und grenzüberschreitende Geodaten eine erhöhte Planungssicherheit für flächenbeanspruchende Vorhaben.

Welche Vorteile bringt INSPIRE?
Transparenz und ein einfacher Zugang zu Geodaten sind Schlagworte, die im Zusammenhang mit INSPIRE immer wieder ins Spiel gebracht werden. Dr. Andreas Schweitzer, Dezernatsleiter Geodatenmanagement in der Hessischen Verwaltung für Bodenmanagement und Geoinformation (HVBG), ist überzeugt, dass diese Vorteile auch in kleinräumige Bereiche ausstrahlen. Wenn Geodaten und die sie beschreibenden Metadaten durch die jeweils zuständigen Dateninhaber vorgehalten und über internetbasierte Dienste bereitgestellt werden, vermindert dies einerseits den Rechercheaufwand, andererseits wird damit Doppelarbeit auf Grund von Mehrfacherhebungen verhindert. So profitieren letztlich auch Kommunen selbst von der EG-Richtlinie, denn: "Die Transparenz innerhalb der Verwaltung erhöht sich, weil in einem Geschäftsprozess auch solche Daten genutzt werden können, die ein anderer bereits erhoben hat. Außerdem wird der Austausch zwischen benachbarten Kreisen und Gemeinden verbessert, z. B. bei der gegenseitigen Bereitstellung von Bebauungsplänen.", berichtet Schweitzer.

Aktivitäten im Bundesland Hessen
Die Hessische Landesregierung hat sich im Sinne des E-Government bereits im Jahr 2003 zum Ziel gesetzt, mit dem Vorhaben Geodateninfrastruktur Hessen (GDI-Hessen) die Nutzung der verteilt vorliegenden Geodaten durch ein Bündel technischer und organisatorischer Maßnahmen zu verbessern und deren Wertschöpfungspotential zu aktivieren. Die ressortübergreifende Initiative wird vom Hessischen Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung koordiniert und auf der technischen Ebene durch die Hessische Verwaltung für Bodenmanagement und Geoinformation unterstützt. Die zu diesem Zweck betriebene Einrichtung zentraler technischer Komponenten ist bereits weit fortgeschritten. Geoportal Hessen Als zentraler Einstiegspunkt zur GDI-Hessen wurde das Geoportal Hessen realisiert. Die Internetadresse http://www.geoportal.hessen.de/
bündelt, eingebunden in das Landesportal, die verschiedenen Angebote und Informationen, um allen Interessierten (Bürgern, Verwaltung und Wirtschaft) einen Online-Zugang zu aktuellen und flächendeckenden Geodaten der öffentlichen Verwaltung zu ermöglichen. Die Geodaten sind über Metadaten recherchierbar und werden in einem Netzwerk auf Grundlage von standardisierten Webdiensten verfügbar gemacht. Als Kernkomponenten der GDI-Hessen wurden der Geodatenkatalog Hessen, mit dem Anwender zukünftig über sämtliche Geodatenbestände der Landesverwaltung recherchieren können, der Hessenviewer als ein Werkzeug zur Visualisierung dieser Daten im Internet sowie mit Geodaten online bereits ein Online-Shop geschaffen.
Der Hessenviewer ist ein flurstücksbezogenes Auskunftssystem, das es ermöglicht, zu einem bestimmten Flurstück die ggf. überlagernden Wasserschutz- oder Überschwemmungsgebiete sowie weitere Schutzgebietsflächen zu visualisieren und dazugehörige Sachinformationen abzufragen. Zusätzlich besteht die Möglichkeit, auch Geodaten weiterer Fachthemen über standardisierte Schnittstellen anzubinden.
"Mit dem Hessenviewer können beispielsweise Forstrettungspunkte angezeigt und mit Geodaten der Landkreise überlagert werden", illustriert Schweitzer nur eine der praktischen Anwendungsmöglichkeiten.

Wie können technische Hürden überwunden werden?
Die GDI-Hessen ist eng eingebunden in die Bund/Länder-Aktivitäten zur Schaffung einer Geodateninfrastruktur in Deutschland, die sich wiederum als nationaler Beitrag für INSPIRE versteht. Denn letztlich soll ein europäisches Portal kaskadierend den Zugriff auf alle INSPIRE relevanten Geodaten eröffnen. Dazu sind entsprechende Vorarbeiten "an der Basis" unumgänglich, wie die sukzessive Umsetzung technischer Standards bei den einzelnen öffentlichen Datenhaltern.
Dank Web Map Services werden sich nicht nur die Grenzen zwischen den Softwarelösungen verschiedener Hersteller öffnen, sondern auch Barrieren zwischen verschiedenen Datenquellen überwunden. Größter Vorteil: Alle Geodaten können direkt aus der originären Datenquelle eingespielt werden und müssen nicht zentral vorgehalten werden. Dieses Verfahren sichert die Aktualität der Daten, vermeidet Redundanzen und erspart zeitaufwändige Datenabgleiche. Damit lässt sich letztlich die Qualität von Entscheidungsprozessen in Wirtschaft und Verwaltung erhöhen, ist sich Schweitzer sicher.

Angebot und Nachfrage
Die Inhaber der jeweiligen Datenbestände denken mittlerweile auch über geeignete Geschäftsmodelle nach, mit denen sich Geodaten vermarkten lassen. Denn INSPIRE schreibt zwar die Bereitstellung von Geodaten vor, lässt aber für die Nutzung bestimmter Daten und Dienste durchaus eine Erhebung von Entgelten zu.

Unterstützung von ekom21 und Softplan Informatik
Das größte kommunale Dienstleistungsunternehmen in Hessen, die ekom21 - KGRZ Hessen sowie deren Tochtergesellschaft, das Software- und Systemhaus Softplan Informatik GmbH vertreten als langjähriger Partner die Interessen der Kommunen.
Die ekom21 bietet Verfahren für nahezu alle Ämter des kommunalen Bereiches, vom Kfz-Zulassungsverfahren über Einwohnermeldesysteme bis hin zum Geografischen Informationssystem (GIS) INGRADA der Softplan Informatik GmbH. Die anwenderfreundliche GIS-Lösung INGRADA web wird seit vielen Jahren erfolgreich in zahlreichen hessischen Kommunen eingesetzt. Die Daten können dabei auf zentralen Servern der ekom21 gehostet werden. Die beiden Unternehmen stellen sich im Dialog mit der GDI-Hessen dem Thema INSPIRE und sorgen dafür, dass die von der ekom21 und Softplan angebotene GIS-Lösung die dazu erforderlichen Standards unterstützt.

Weitere Informationen zur Geodateninfrastruktur Hessen und zu INSPIRE: www.geoportal.hessen.de
www.gdi-de.org

Informationen zu INGRADA web: www.ingrada.de

Weitere Informationen erhalten Sie hier:

Softplan Informatik GmbH

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