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08.08.2008 | Verkehrsmanagement

Initiative Staufreies Hessen: Besserer Verkehrsfluss durch intelligente Kommunikation

Auf dem Weg in ein - Staufreies Hessen 2015 - gehen die Partner Land Hessen, Adam Opel GmbH, Continental AG und die Dambach Werke GmbH einen wichtigen Schritt voran:

In Rüsselsheim setzten heute der Hessische Ministerpräsident Roland Koch und Hans H. Demant, Vorsitzender der Geschäftsführung der Adam Opel GmbH, ihre Unterschriften unter den Kooperationsvertrag für das Projekt DIAMANT und starteten damit die nächste Phase des ambitionierten Vorhabens. Weitere Unterzeichner waren Helmut Matschi, Leiter der Division Interior der Continental AG, und Wolfgang Schuster, Geschäftsführer der Dambach Werke GmbH.

Die durch die Hessische Landesregierung gestartete Initiative Staufreies Hessen 2015 hat zum Ziel, die Verkehrsströme insbesondere auf den Fernstraßen des Landes durch intelligente Systeme wie elektronische Streckenbeeinflussungsanlagen zu steuern. Damit will man künftig beispielsweise Pendlerstaus deutlich verringern oder sogar ganz vermeiden.

Teil der Initiative ist das Projekt DIAMANT - Dynamische Informationen und Anwendungen zur Mobilitätssicherung mit Adaptiven Netzwerken und Telematik-Infrastruktur. Dabei werden durch eine Kommunikation sowohl zwischen Fahrzeugen untereinander und zwischen Fahrzeugen und der Verkehrsinfrastruktur Informationen über Verkehrsdichte, Baustellen oder andere lokale Hindernisse frühzeitig erkannt und die Autofahrer über mögliche Behinderungen und Gefahrenstellen informiert.
"Ziel ist es, bei steigendem Verkehrsaufkommen den Verkehrsfluss zu optimieren und Staus zu verringern, ja sogar zu vermeiden - und damit letztlich die Verkehrssicherheit insgesamt zu erhöhen", erklärte Hans H. Demant.

Hessens Ministerpräsident Roland Koch hob hervor, dass sich Hessens stark befahrenes und staubelastetes Verkehrsnetz bestens als Teststrecke für die zwischen Land und Automobilwirtschaft gestartete Entwicklung und Erprobung einer neuen Stauvermeidungstechnologie eigne.
"Wir bieten sozusagen das richtige Pflaster für Innovationen! Denn neue Verkehrstechnologien, die den Test auf Autobahnen im Rhein-Main-Gebiet bestehen, sind reif für die Vermarktung und den Export weit über Deutschlands Grenzen hinaus", so Koch.
Dies unterstrich auch Opel-Chef Demant: "Der erste Schritt erfolgt in Hessen, langfristig haben wir jedoch die Absicht, mit diesem System in ganz Deutschland und Europa erfolgreich zu sein".
Helmut Matschi ergänzte: "Ein nicht unwichtiger Nebeneffekt der Diamant-Technik wird sein, dass als Folge des optimierten Verkehrsflusses auch der Kraftstoffverbrauch und damit die Emissionen gesenkt werden."

Opel wird mit Continental in den kommenden zwölf Monaten Demonstrationsfahrzeuge mit den erforderlichen technischen Systemen ausrüsten. Gleichzeitig wird im Rhein-Main-Gebiet eine erste Versuchsstrecke mit der nötigen Infrastruktur bestückt, den so genannten Roadside Units. Dabei handelt es sich um Sende- und Empfangseinheiten am Fahrbahnrand zur Kommunikation zwischen der Verkehrszentrale und den Kraftfahrzeugen, die von der Dambach GmbH entwickelt und bereitgestellt werden.
Die Kommunikationsmodule in den Autos und die dazugehörige Software zur Steuerung des Systems kommen von Continental.

Die Grundlage für DIAMANT bilden zwei Bausteine:
Baustein eins sind Sensoren in den Autos, die alle relevanten Informationen sammeln. Diese Technik ist bereits weitgehend entwickelt und kommt in Fahrerassistenzsystemen teilweise heute schon zum Einsatz. Da die Wirkung der Fahrzeugsensoren bisher jedoch stets auf den einzelnen Pkw und seinen Fahrer begrenzt ist, ist die Flexibilität in Bezug auf die allgemeine Verkehrssituation entsprechend gering.
Baustein zwei ist eine Verkehrsmanagement-Infrastruktur entlang der Straßen, die alle von den Fahrzeugsensoren übermittelten Informationen erfasst. Diese Infrastruktur gilt es zu entwickeln und entlang der Autobahnen und wichtigen Bundesstraßen zu installieren, beispielsweise an bereits vorhandenen Schilderbrücken oder Verkehrsbeeinflussungs­anlagen.

Die zum Baustein eins gehörenden Fahrzeugsensoren erfassen nicht nur sämtliche Informationen aus dem Fahrzeug und dessen Umgebung, im Unterschied zu bisherigen Assistenzsystemen werden diese Informationen auch an andere Fahrzeuge in der Umgebung sowie an die zum Baustein zwei zählenden Roadside Units weitergegeben. Dies geschieht über lokale Netzverbindungen, die die Autos untereinander aufbauen, ähnlich einer WLAN-Verbindung bei Computern.
Über die Roadside Units fließen die Informationen außerdem an die Verkehrszentrale, die alle Daten aufbereitet und weiterleitet. Elektronische Schilderbrücken werden ebenso angesteuert wie der Verkehrsfunk im Radio, der potenzielle Störungen meldet und so auch Autofahrer erreicht, die nicht mit der Technik von DIAMANT ausgerüstet sind.

Ein entscheidender Vorteil dieser dynamischen Netze gegenüber herkömmlichen Methoden ist, dass Verkehrsteilnehmer direkt und nahezu ohne Zeitverzögerung informiert beziehungsweise gewarnt werden können.
Weiterer Pluspunkt: Alle Informationen oder Warnungen erfolgen ortsbezogen. Wer nicht betroffen ist, weil er eine andere Straße befährt oder in die entgegengesetzte Richtung unterwegs ist, muss nicht informiert werden. Außerdem kann mit dem System eine Steuerungsempfehlung an ein Fahrerassistenz­system gegeben werden - beispielsweise eine adaptive Abstandsregelung

Eine Reduzierung der täglichen Pendlerstaus hätte eine spürbare Entlastung der Umwelt zur Folge, denn weniger Staus bedeuten auch weniger Ausstoß von schädlichem CO2 und anderen Abgasen. Gleichzeitig werden die Portemonnaies der Autofahrer entlastet, denn bisher stehen die Verkehrsteilnehmer auf Deutschlands Straßen täglich 13 Millionen Stunden im Stau. Die Folgen sind neben dem Zeitverlust zusätzlicher Kraftstoffverbrauch von 33 Millionen Litern.

"Das wachsende Verkehrsaufkommen in Ballungsräumen kann in Zukunft nur noch über vollautomatische Netzbeeinflussungsanlagen gesteuert werden. Software-Intelligenz beim Verkehrsmanagement ist entscheidend. Aus der car-to-infrastructure Kommunikation resultieren hochwertige Verkehrsdaten, die die Effizienz von Elektronischen Verkehrsleitsystemen noch einmal deutlich verbessern können", so Wolfgang Schuster Geschäftsführer der Dambach Werke GmbH.

Die Kooperationspartner sind davon überzeugt, mit DIAMANT eine intelligente und vor allem realisierbare Möglichkeit gefunden zu haben, der weiteren Stauzunahme zu begegnen.
"Wir müssen davon ausgehen, dass sowohl der Individualverkehr als auch der Gütertransport auf dem deutschen Straßennetz weiter zunehmen werden - zahlreiche Experten prognostizieren das", so Opel-Chef Demant. "In unserer Kooperation entwickeln wir zukunftsweisende Maßnahmen für optimales Verkehrsmanagement, Vernetzung der Verkehrsträger und intelligente Leit- und Informationssysteme mit dem Ziel, die individuelle Mobilität als Grundbedürfnis der Menschen zu sichern."