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18.04.2008 | Beschaffungspraxis

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Abschlussbericht: 6. Nationales Einkäufersymposium 2008

Am 8. April endete das zweitägige Nationale Symposium für Einkaufsmanager in Kliniken in Norderstedt bei Hamburg. Rund 200 Teilnehmer waren der Einladung von Johnson & Johnson MEDICAL GmbH gefolgt. Zum sechsten Mal richtete sie die praxisorientierte Veranstaltung - dieses Mal unter dem Motto - Einkaufsmanagement - Erfolgstreiber im Krankenhaus - - aus, eine immer wichtiger werdende Plattform zum Informations- und Erfahrungsaustausch.

An zwei Veranstaltungstagen referierten zehn Experten aus Wirtschaft, Medizin, Krankenhausmanagement und Wissenschaft vor einem lebhaft interessierten und fachkundigen Publikum. Cornelia Groehl, Geschäftsführerin der Johnson & Johnson MEDICAL GmbH und Chairman von MD&D Deutschland, fasste in ihrer Begrüßung die Situation der Kliniken und deren Mitarbeiter prägnant zusammen: "Mehr Konkurrenz, mehr Kompetenz, mehr Kommunikation".

Mehr als die Hälfte der Teilnehmer - so ergab eine TED-Befragung - waren Einkaufsleiter (53%), ein knappes Drittel Mitarbeiter in Einkaufsabteilungen (32%). Etwa zu gleichen Teilen arbeiten die Besucher in öffentlichen Einrichtungen (44%) bzw. in frei-gemeinnützigen (39%), nur 17% in privaten.

Den Eröffnungsvortrag hielt Keyspeaker, Kaufmännischer Direktor des Klinikums der Universität zu Köln - mit 1.500 Betten ein Krankenhaus der Maximalversorgung, über das Thema "Krankenhäuser im Wettbewerb: Wohin entwickelt sich der Markt?". Laut Zwilling nimmt der Wettbewerbsdruck im Klinikmarkt immer mehr zu. Um die eigene Zukunft zu sichern, müssen Krankenhäuser privatisieren oder fusionieren, d.h. mit anderen Ketten bilden. Die Prognose für ihre Entwicklung belegte er anhand folgender Studien:

• Das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung (RWI)schätzt, dass bis 2010 ca. 10% der Krankenhäuser schließen und annähernd viele private und öffentliche Häuser existieren. (Augurzly 2006)

• Ernst & Youngschätzt, dass rund 25% der Akutkrankenhäuser bis 2020 schließen. (Jentsch 2005)

• McKinsey gehtdavon aus, dass rund ein Drittel der Krankenhäuser nicht kostendeckend arbeiten können wird. (McKinsey&Company 2006)

Der Wettbewerb im Markt sowie die Tendenz zur Privatisierung und Kettenbildung verstärken die Relevanz des Kartell- und Wettbewerbsrechts im Krankenhaussektor. Das Kartellamt hat bereits einige wenige Übernahmen und Fusionen untersagt. Empirische Studien zeigen, dass im amerikanischen Krankenhausmarkt Fusionen mit deutlichen Preisanstiegen einhergehen: von 10% bis zu 540%, in Simulationsstudien bis zu 53% (Vogt/Town 2006, Town et al. 2006). Ein wettbewerblicher Gestaltungsspielraum fehle derzeit in Deutschland.

Um seine Marktstellung als Maximalversorger zu halten und auszubauen, verfolge das Klinikum der Universität zu Köln eine Wachstumsstrategie durch:

• Ausweitung und Profilierung des bestehenden Leistungsangebots und damit Stärkung der Alleinstellungsmerkmale;

• mehr Angebote im Ambulanten Bereich, über hoch spezialisierte Leistungen wird verstärkt der niedergelassene Bereich eingebunden;

• Kooperationen mit Krankenhäusern und Kliniken niederer Versorgungsstufen - eine Win-win-Situation für alle Seiten.

MBA, Leiter der Chirurgischen Klinik und Stellvertretender Ärztlicher Direktor des Diakoniekrankenhauses Henriettenstiftung GmbH Hannover, forderte in seinem provokativen Vortrag "Warum auf Kompetenz verzichten?" betriebswirtschaftliche Management-Verantwortung für Ärzte in Krankenhäusern. Jähne: "Krankenhäuser sind keine Sozialbetriebe, sondern Wirtschaftsunternehmen. Ärzte kennen ihr Haus, ihre Patienten sowie die Stärken und Schwächen ihrer Betriebsorganisation. Damit sind sie hervorragend positioniert und auch bereit, unternehmerische Führungsverantwortung zu übernehmen."

Neben medizinischem Know-how brauche ein Chefarzt zum umfassenden beruflichen Erfolg Management-Kenntnisse und betriebswirtschaftliches Wissen. "Ein Arzt kann sich BWL-Kenntnisse aneignen, aber ein Betriebswirtschaftler kann nicht ohne weiteres Mediziner werden. Laut Jähne sind die "Survival Skills für Mediziner":

• Finance und Controlling, Strategische Führung

• Informationstechnologie und Qualitätsmanagement

• gesundheitsökonomische Kenntnisse

• Projekt- und Zeitmanagement sowie Organisation

• Wissensmanagement und Personalführung.

Ärzte als CEOs (Chief Executive Officers) sind bereits - so Jähne - bei großen Klinikmarken wie den Mayo Kliniken, UCLA oder Harvard beschäftigt.

Der zweite Tag des 6. Nationalen Einkäufersymposiums widmete sich ganz dem wichtigen Thema "".

, Einkaufsleiter der Frankfurter Diakonie Kliniken, sprach über "Einkaufsmanager als Wegbereiter für effiziente Betriebssteuerung". Anhand eines in der Praxis funktionierenden Beispiels, dem "Agaplesion Zentraleinkauf", einer gemeinnützigen AG, zeigte er, wie deutschlandweit von Hamburg bis Ulm 26 Krankenhäuser, Seniorenzentren und Geriatrische Kliniken ihren Einkauf seit fünf Jahren erfolgreich und kosteneffizient über ein Zentrallager managen. Der Einkauf greift in die Betriebssteuerung ein und dient als Controlling-Instrument. Piesche: "Keiner kommt am Einkauf vorbei. Das Zusammentragen aller Daten und diese transparent zu machen, ist eine Herkules-Aufgabe, die jedoch absolut notwendig ist."

Dipl.-Ing. und Dipl.-Wirtschaftsing., setzte sich in seinem Praxisbericht mit "Sinn und Unsinn von Zertifizierungsprojekten im Beschaffungsmanagement aus unternehmerischer Sicht" auseinander. Eschbach ist Partner und Geschäftsführer der BASE Gruppe München. Als ehemaliger Einkaufsmanager in der Energiewirtschaft und als international tätiger Berater für Materialwirtschaft und Logistik beschäftigt er sich seit vielen Jahren mit Themen des Einkaufsmanagements. Seine zentralen Botschaften lauteten: "Eine Zertifizierung nach QM Standards ergibt an sich noch keine inhaltliche Verbesserung im Beschaffungsmanagement. Die Zertifizierung nach QM Standards ist ein sehr guter Anlass, über die inhaltliche, organisatorische und methodische Aufstellung im Unternehmensverbund selbstkritisch nach­zudenken. Die inhaltliche Veränderung (Weiterentwicklung) ist der unternehmerische Hebel für eine nachhaltige Reduzierung der Kosten. Jedoch ist eine Zertifizierung kein Allheilmittel auf die Fragen der Zukunft."

Über den "Megatrend Gesundheit: Von der Intervention zur Wunscherfüllung"referierte, Professor für Praktische Philosophie und Diplompsychologie sowie Forschungsdekan der Fakultät für das Studium Fundamentale an der Privaten Universität Witten/Herdecke. Die WHO-Definition von Gesundheit als "Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur des Freiseins von Krankheit und Gebrechen" spiegle - so Kettner - den heutigen Trend zur Wunsch erfüllenden Medizin wider. Bei ihr spielen, im Unterschied zur herkömmlichen kurativen, also krankheitsbehandelnden Medizin (Pathogenese), die Salutogenese eine große Rolle. Kettner:

"Es reicht nicht mehr, nicht krank zu sein. Gesundheit wird ein immer wichtigerer Aspekt des Gesamtthemas ‚Lebensqualität’." Erwartungen und Wünschen weiter Bevölkerungskreise, die über reine "Reparaturforderungen" deutlich hinausgehen, könne beispielsweise durch Gesundheits-Plus-Leistungen oder qualifizierte zusätzliche Beratungsleistungen entsprochen werden. Moderator und Fachexperte Thomas Kapitza, BASE HEALTH, verweist darauf, dass die Gesundheitswirtschaft diesen 2. Gesundheitsmarkt akzeptiert habe, der hilft, die Krankheitsversorgung im "1.Gesundheitsmarkt" mitzufinanzieren.

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