Public Manager
17.09.2007 | Moderner Staat

Deutschlands beste eGovernment-Projekte ausgezeichnet

Am 14.09.07 fand in Berlin die Preisverleihung des 7. eGovernment-Wettbewerbs, der unter der Schirmherrschaft des Bundesministers des Innern, Dr. Wolfgang Schäuble, steht, statt. Dieser Wettbewerb wird bereits seit dem Jahr 2000 von BearingPoint und Cisco ausgetragen.

Unter den insgesamt 56 Einreichungen aus allen Ebenen der deutschen Verwaltung wurden vier Preisträger in drei Kategorien geehrt. Für ihre Lösungen in der Kategorie "Kunden- und Bedarfsorientierung" wurden die Senatsverwaltung für Inneres und Sport Berlin sowie der Kreis Lippe mit dem kommunalen Rechenzentrum Minden-Ravensberg/Lippe gemeinsam ausgezeichnet.

Den Preis in der Kategorie "Prozessketten" nahm stellvertretend für den Kooperationsausschuss Automatisierte Datenverarbeitung das Bundesministerium des Innern entgegen; den eGovernment Award für die beste Lösung in der Kategorie "Verwaltungsinterne Prozesse" erhielt das brandenburgische Ministerium des Innern.

"Die Entwicklung elektronischer Verwaltungsdienstleistungen erleichtert den Bürgern den ständigen Kontakt mit den Behörden - eine Tendenz, die sich in den nächsten Jahren weiter verstärken wird", so Wilfried Erber, Mitglied der Geschäftsführung der BearingPoint GmbH.

Zum ersten Mal wurden zusätzlich zu den 56 deutschen Einreichungen auch Beiträge aus der Schweiz und Österreich, die außerhalb der deutschen Konkurrenz liefen, mit jeweils einem Sonderpreis ausgezeichnet. Diese gingen an das Schweizer Bundesamt für Kommunikation (BAKOM) sowie den Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger.

Die Preisträger werden von einer unabhängigen Jury bestimmt, der Prof. Dr. Maria A. Wimmer (Universität Koblenz-Landau), Prof. Dr. Stephan A. Jansen (Zeppelin University) und Franz-Reinhard Habbel (Deutscher Städte- und Gemeindebund) angehören.

"Die seit 2000 stetig steigenden Teilnehmerzahlen des eGovernment-Wettbewerbs und die Innovationen der eingereichten Projekte zeugen vom zunehmenden Fortschritt im Einsatz von elektronischen Verwaltungsinstrumenten, die für eine erfolgreiche Zusammenarbeit von Behörden und Wirtschaft mittlerweile unabdingbar sind", zieht Thomas Mierschke, Vertriebsdirektor Public Sector Deutschland, Cisco Systems Deutschland, eine erste Bilanz.

 

Der Preis in der ersten Kategorie "Kunden- und Bedarfsorientierung" ging zu gleichen Teilen an zwei Projekte: Die Berliner Senatsverwaltung für Inneres und Sport erhielt die Auszeichnung für die Einführung eines virtuellen Bürgeramtes, das zusätzlich zu den bestehenden 62 Bürgerämtern der Stadt das Serviceangebot der Verwaltung verbessern soll. Ziel ist es, den Bürgern alle relevanten Dienstleistungen und Informationen rund um die Uhr zugänglich zu machen. Der eingereichte Beitrag zeichnet sich durch seine Geschlossenheit von der Konzeption bis zur Planung aus. Die Führung durch den Senat sowie die Fokussierung der angebotenen Dienstleistung auf den Nutzer ist laut Jury im Projekt klar erkennbar. "Überzeugend ist insbesondere der ganzheitliche Ansatz mit klarer Einordnung in den politischen Rahmen der Stadt. Das ist ein wirklich wichtiger Schritt zur ‚Servicestadt Berlin’", so Habbel über einen der beiden Preisträger.

Ebenfalls erstplatziert in dieser Kategorie wurde das Kommunale Rechenzentrum Minden-Ravensberg/Lippe. Das Ziel des Pilotprojektes ist eine transparente Verwaltung, an die Bürger, Unternehmen und Touristen über einfach zugängliche Kommunikationsangebote ungehindert herantreten können. Der Kreis Lippe will sich damit frühzeitig als bürger- und kundenorientierte Kommunalverwaltung positionieren und seine Standortqualität verbessern. "Hier handelt es sich um ein Projekt mit Vorbildcharakter, das erfolgreich alle administrativen Dienstleistungen aus einer Hand anbietet - telefonisch unter der Behördenservicenummer 115 zu erreichen. Der einfache Zugang hat eine Vorreiterfunktion für alle ländlichen Kreise und hat mich deswegen schnell überzeugt", so Prof. Dr. Jansen.

In der Kategorie "Prozessketten" wurde mit dem Deutschen Verwaltungsdiensteverzeichnis (DVDV) ein Projekt ausgezeichnet, das für die ebenenübergreifende Zusammenarbeit von Bund, Ländern und Kommunen große Bedeutung erlangen wird. Die auf der Basis von serviceorientierten Architekturen (SOA) vernetzte Technologie des DVDV führt zu einer höheren Flexibilisierung der Verwaltung. Durch den automatisierten Datenaustausch zwischen den Ämtern kommt es zu weniger Fehlern. Damit zeigt das Projekt beispielhaft, wie schnell für die Behörden große Zeit- und Kostengewinne für Verwaltungsvorgänge zu realisieren sind. "Das Projekt ist ein wesentlicher Baustein zur Umsetzung von vernetzten Behörden. Moderne IT-Architekturen nach dem SOA-Prinzip wurden hier beispielhaft eingesetzt. Letztlich überzeugte der Leitgedanke, dass damit verschiedene Fachverfahren miteinander arbeiten können", begründet Prof. Dr. Wimmer die Auszeichnung für den Kooperationsausschuss Automatisierte Datenverarbeitung, den das Bundesinnenministerium stellvertretend entgegennahm.

Mit dem Preis in der Kategorie "Verwaltungsinterne Prozesse" ausgezeichnet wurde das Dokumenten- und Vorgangsbearbeitungssystem EL.DOK des brandenburgischen Innenministeriums. Es verringert die Fehlerquote in der Aktenbearbeitung und unterstützt die Telearbeit durch einen leichteren Zugriff auf Dokumente. Besondere Beachtung verdient das Management bei der Einführung des neuen Systems. Es bezog die Mitarbeiter vorbildlich mit ein und trug so dazu bei, dass das neue System von allen schnell akzeptiert wurde. Jurymitglied Prof. Dr. Wimmer würdigte die Lösung des brandenburgischen Innenministeriums als "wesentlichen Beitrag zur Verwaltungsmodernisierung und der Einführung von Telearbeit. Die Jury überzeugte am Ende vor allem die Darstellung des Change-Management-Ansatzes, der auch die Mitarbeiter bei der geplanten Einführung der Lösung einbezog."

Zum ersten Mal in der Geschichte des eGovernment-Wettbewerbs wurden Einreichungen aus der Schweiz und aus Österreich geehrt: Einen Sonderpreis erhielt das Schweizer Bundesamt für Kommunikation (BAKOM), das erfolgreich ein eGovernment-Framework zur Online-Vergabe von Funklizenzen implementierte. Als zentrale Diensteplattform für die gesamte Schweizer Bundesverwaltung konzipiert, sollen in Zukunft Basis- und Querschnittsdienste zur Verfügung gestellt werden, die von allen Bundesbehörden zum Aufbau von Online-Diensten genutzt werden können. Der Aufbau des Frameworks ist damit eingebettet in die Schweizer eGovernment-Strategie. Prof. Dr. Jansen: "Basisinfrastruktur ist nicht alles, aber ohne sie ist eine einheitliche eGovernment-Strategie unmöglich. Die Schweizer Behörde zeigt, wie ein solches Rahmenwerk konsequent geplant und mittels eines Testprojektes umgesetzt werden kann."

Den Sonderpreis der österreichischen Einreichungen erhielt der Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger für die Entwicklung einer e-Card. Sie gestattet dem Nutzer die elektronische Authentifizierung nach dem österreichischen Signaturgesetz und der Verwaltungssignaturverordnung. Die Karte enthält drei Signaturfunktionen: die Verwaltungssignatur für eGovernment-Anwendungen, die gewöhnliche Signatur für Standardanwendungen sowie die Sozialversicherungssignatur als Krankenscheinersatz. Mit der einheitlichen e-Card wird in Österreich die Basis für medienbruchfreie eGovernment-Anwendungen gelegt. "Hier überzeugte die Jury der Vereinfachungsgedanke: eine Karte mit mehreren Funktionalitäten ersetzt ein Kartenspiel von ID-Karten für verschiedene Services", begründete Juror Habbel die Entscheidung für die Auszeichnung.

Ein wichtiges Anliegen des eGovernment-Wettbewerbs ist die nachhaltige Weiterentwicklung der eingereichten Ideen. Alle Preisträger erhalten eine Mitgliedschaft in der eGovernment Academy. Diese Einrichtung, die von den Preisstiftern BearingPoint und Cisco initiiert wurde, dient dem Erfahrungsaustausch von erfolgreichen eGovernment-Projektbeteiligten. So haben die Preisträger jedes Jahr die Möglichkeit, sich während einer einwöchigen Studienreise auf internationaler Ebene mit Experten auszutauschen, um die neuen Erkenntnisse später für weitere Projekte zu nutzen. "Erst der offene Austausch und die Netzwerkbildung aus diesen Expertentreffen führt zu einem nachhaltigen Erfolg des eGovernment-Wettbewerbs", so Jon Abele, Managing Director und Leiter Public Services von BearingPoint Deutschland.

Nähere Informationen über den Wettbewerb sind zu finden unter www.egovernment-wettbewerb.de