Public Manager
29.06.2007 | Messen

"Personal & Pflege" bei der Zukunft Personal

Es liegt auf der Hand: In einem Bereich, in dem 70 Prozent aller Kosten auf das Personal entfallen, ist Human Resource Management sicher ein Thema. Dennoch hinkt gerade der Gesundheitssektor in Sachen strategischer Personalauswahl und -entwicklung anderen Wirtschaftsunternehmen hinterher:

Der hohe Kostendruck in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen führt dazu, dass Mitarbeiter eher entlassen denn gefördert werden. Personalverantwortliche bekommen jetzt neue Anregungen und konkrete Hilfe auf der Fachmesse Zukunft Personal am 11. und 12. September in Köln: Eine eigene Vortragsreihe zum Thema Personal und Pflege am ersten Messetag zeigt, wie erfolgreiches Personalmanagement im Pflegebereich aussehen kann.

Nicht nur die Gesundheitsreform, auch andere Entwicklungen wie der demographische Wandel stellen das Gesundheitswesen auf die Probe. Von letzterem ist der Pflegebereich gleich doppelt betroffen: Zum einen steigt die Zahl der Pflegebedürftigen, zum anderen mangelt es bei niedrigen Geburtenraten an Berufseinsteigern. Hinzu kommt der Zwang zur ökonomischem Ausrichtung - höchste Zeit, den eigenen Prozessen und Mitarbeitern mehr Aufmerksamkeit zu widmen.

"Das Personal ist in Kranken- und Pflegeeinrichtungen ein ganz entscheidender Faktor, denn letztlich handelt es sich um einen reinen Dienstleistungsbetrieb. Einen Großteil der Leistungen - etwa 70 Prozent - erbringen die Menschen", betont Prof. Dr. Stefan Etzel von der Fachhochschule des Deutschen Roten Kreuzes Göttingen.

Auf der Zukunft Personal veranschaulicht der Professor für Human Resource Management und Marketing den Einsatz moderner HR-Instrumente im Gesundheitswesen anhand von zwei Praxisbeispielen: Online-Assessment für die Schwesternschaften des Deutschen Roten Kreuzes und 360°-Feedback in der Zita-Klinik in Luxemburg.

Gerade für Krankenpfleger, die größte Berufsgruppe im Gesundheitswesen, fehle es an geeigneten Auswahlmethoden, beklagt Dr. Bernd Reuschenbach. Der Diplom-Psychologe, der ein Buch zum Thema "Personalgewinnung und -auswahl für die Pflege" verfasst hat, stellt aktuelle Zahlen aus dem Forschungsprojekt "Personalauswahl im Gesundheitswesen" vor. Für die Personalauswahl in der Pflege sei pflegewissenschaftliche Kompetenz erforderlich, ist Reuschenbach überzeugt. Gängige Auswahlkonzepte aus anderen Wirtschaftsbereichen könnten nicht einfach auf den Gesundheitssektor übertragen werden.

Über Möglichkeiten, die Führungsqualität im Gesundheitswesen zu verbessern, diskutiert Thomas Webers vom "Coaching-Report" mit vier Experten. Mit von der Partie ist Frank Hauser vom Great Place to Work Institut Köln, das jährlich die besten Arbeitgeber im Gesundheitswesen im Wettbewerb ermittelt. Das Ergebnis: Trotz schwieriger Rahmenbedingungen gelingt es vielen öffentlichen und privaten Einrichtungen im Gesundheitswesen, ihren Beschäftigten attraktive Arbeitsplätze zu bieten. Freilich sieht auch Hauser weiterhin Verbesserungspotenzial im "zentralen Arbeitsmarkt der Zukunft".

Zu den Gewinnern des Wettbewerbs im Jahr 2007 zählt das Katholische Klinikum Koblenz, das den ersten Platz in der Kategorie 501 bis 2000 Mitarbeiter belegte. Pflegedirektor Thomas Geltenpoth und Pflegedienstleiterin Esther Ehrenstein verraten auf der Zukunft Personal ihr "Erfolgsgeheimnis", das auf einer vertrauensvollen Zusammenarbeit zwischen Management und Mitarbeitern basiert. Die Führungskräfte erklären, wie sie jeden Beschäftigten mit Mitteln des modernen Human Resource Managements in seinen Fähigkeiten fördern und zugleich zur Leistung angehalten.

Eine große Herausforderung stellt die Weiterbildung in der Pflege dar. Wie Pflegekräfte ohne Einbußen bei der Patientenversorgung umfassend fortgebildet werden können, stellen die Personalentwicklerin Heike Bülken-Hinrichs, der Geschäftsführer der DRK-Sozialstationen Wesermünde Hermann Rolf und der Webdesigner Thomas Holzfuß vor: Im Rahmen eines EU-Projektes nutzen die Sozialstationen die Vorzüge eines computerbased Trainings in Kombination mit Präsenzveranstaltungen. Das sogenannte Blended Learning biete große Chancen bei der Personalentwicklung der Pflegekräfte, glauben die Pioniere.

Angesichts des hohen Kostendrucks, der auf dem Gesundheitswesen lastet, ist gerade hier ein effizienter Einsatz des Personals gefragt. Welche Potenziale und Nutzen die Optimierung des Personaleinsatzes bringt, will Dr. Ralf Schlichting in einer Gesprächsrunde mit ausgewiesenen Fachleuten klären. Der Chefredakteur der Zeitung "Management und Krankenhaus" sieht in Krankenhäusern in dieser Hinsicht noch Nachholbedarf.

Der Besuch der Vortragsreihe mit insgesamt sechs Beiträgen ist im Messeeintritt enthalten. Weitere Informationen zur 8. Fachmesse für Personalwesen in Köln sind im Internet unter www.personalundpflege.de oder unter www.zukunft-personal.de erhältlich.