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10.07.2007 | Wasser und Abwasser

Britisches Unterhaus nimmt private Wasserwirtschaft und Regulierungsbehörde unter Beschuss

Der Bericht des Haushaltsausschusses des britischen Unterhauses deckt es schonungslos auf: Die Regulierungsbehörde Office of Water Services (Ofwat) ist mit der Kontrolle der 22 privaten Wasserversorger und Abwasserentsorger heillos überfordert. Besonders der Wasseranbieter der britischen Hauptstadt Thames Water wird an den Pranger gestellt. Dies ist das Ergebnis der Anhörung zu den Vorgängen seit dem Verkauf des Hauptstadtwassers an RWE.

Thames Water arbeitet ineffizient und teuer, die Rohrleitungssysteme lässt der Konzern verkommen, Milliarden Liter Wasser versickern so ungenutzt im Boden. Die Aufgabe von Ofwat ist es, Preisobergrenzen für die 22 Wasserunternehmen in England und Wales fest zu setzen, um die Nachfrage nach Wasser zu bedienen und um für den Verbraucher möglichst niedrige Preise zu gewährleisten. Nach den trockenen Wintern von 2004-2005 und 2005-2006 haben acht Unternehmen Kürzungen in der Wasserversorgung vorgenommen. Hinzu kommt, dass die Nachfrage nach Wasser in vielen Teilen Englands und Wales das Angebot 2007 wohl übersteigen wird.

Um diesen Herausforderungen begegnen zu können, fordert der Bericht, dass die OFWAT ihr Regulierungssystem ändert, insbesondere im Zusammenhang mit der Frage der Minimierung der Wasserverluste und der damit verbundenen Forderung nach einer Effizienzsteigerung der Wasserleitungen, der Verbesserung der Datenqualität und der Umsetzung der Ziele und Vorgaben.

Von 2000 an verstieß Thames Water grundsätzlich gegen die Auflagen zur Instandsetzung des Rohrleitungssystems, ohne dass durch die Aufsichtsbehörde Strafen verhängt wurden. Sie war unter anderem sehr zurückhaltend, gegen Thames Water entsprechende Schritte einzuleiten. Das Unternehmen hatte fortlaufend gegen die Ziele, den Wasserverlust zu reduzieren, verstoßen. So sprach sich die OFWAT auch gegen die Verhängung einer Geldstrafe aus, obwohl sie die Möglichkeit dazu gehabt hätte. Die OFWAT wisse nicht einmal wer warum wie viel Wasser verbrauche. Reine Schätzungen variieren zum Teil z.B. sogar innerhalb einer Region zwischen 127 und 177 Liter pro Person pro Tag: Eine Bankrotterklärung.

Nun sollen zahlreiche Studien in Auftrag geben werden, um an die zur Kontrolle unabdingbaren Daten zu kommen. Im letzten Sommer der Höhepunkt: Die damalige RWE-Tochter Thames Water verbot den sieben Millionen Londonern ihren Rasen zu wässern. Dabei ist die Wasserknappheit hausgemacht. Pro Tag versickern 895 Millionen Liter Wasser aus undichten Rohren, etwa 30 Prozent der Gesamten Wassermenge. Mangelnde Finanzspielräume sind nicht der Grund der Vernachlässigung, allein 2005 stieg der Gewinn um 30 Prozent. Zu Beginn des Jahres 2007 wurden die Wasserpreise in England und Wales noch einmal in erhöht. Mit 3,14 Euro liegt der Höchstpreis für Abwasser mit 344 Prozent weit vom niedrigsten Preis entfernt.

Der Bericht zählt zehn Gründe für das ineffiziente System auf, einer davon: Alle privaten Wasseranbieter seien Monopolisten, Wettbewerb finde daher kaum statt1. Und es könne gar an der Größe des Anbieters Thames Water liegen, dass dieser so ineffizient arbeite2. Mit der Firmengründung verfolgte die Regierung 1989 das Ziel, privates Kapital zur Sanierung des verfallenden Londoner Wasser- und Abwassersystems zu mobilisieren: das Gegenteil trat offenbar ein.