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13.08.2007 | Behörden und Verwaltung

DBB mahnt: Öffentlichen Dienst fit machen für künftigen Wettbewerb um Fachkräfte

Der dbb beamtenbund und tarifunion hat vor einem massiven Fachkräftemangel im öffentlichen Dienst ab 2012 gewarnt. 'Wenn wir nicht schon heute in der Besoldungspolitik gegensteuern, wird der öffentliche Dienst den in den nächsten Jahren immer härter werdenden Wettbewerb mit der Privatwirtschaft um die besten Köpfe verlieren,' sagte der dbb Bundesvorsitzende Peter Heesen dem 'Handelsblatt' (Ausgabe vom 13. August 2007).

Der demographiebedingte Rückgang des Arbeitskräftepotenzials, der nach Schätzungen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung 2015 verstärkt eintreten wird, werde den öffentlichen Dienst nicht nur früher, sondern auch härter treffen als die private Wirtschaft. Als Grund nannte Heesen die starke Überalterung des Personals. Während die Wirtschaft vor allem in den 90er Jahren ihre Belegschaften stark verjüngt hat, fand im öffentlichen Dienst genau der gegenteilige Prozess statt. 'Seit 1993 wurde jährlich rund 1,5 Prozent des Personals abgebaut. Bei einer natürlichen Fluktuation von nur zwei Prozent pro Jahr bedeutet dies, dass wir kaum junge Nachwuchskräfte einstellen konnten,' so Heesen.'

Bei den Gymnasien fehlen Lehrer in den naturwissenschaftlichen Fächern, aber inzwischen zunehmend auch bei Sprachen und musischen Fächern wie Kunst und Musik,' klagte Heesen. Besonders groß sei der Lehrermangel an den berufsbildenden Schulen. Vielen Kommunalverwaltungen falle es schon heute schwer, technisches Personal zu gewinnen. Bei IT-Fachkräften unterliege die öffentliche Verwaltung wegen der schlechten Besoldung regelmäßig im Wettbewerb mit der privaten Wirtschaft. Selbst Bundesministerien seien nicht mehr in der Lage, IT-Kräfte im erforderlichen Umfang zu gewinnen, weil die Bezahlung in der Privatwirtschaft deutlich besser sei.

'In vielen Regionen wird es einen regelrechten Absturz beim Arbeitskräfteangebot geben', warnte Heesen. So sei die Zahl der Geburten in Brandenburg seit 1990 von 86 000 auf 18 200 eingebrochen. In vielen westdeutschen Landstrichen sehe es ähnlich aus. 'Mit den heutigen Besoldungsstrukturen, deren Wurzeln im Anfang des vergangenen Jahrhunderts liegen, werden wir den damit drohenden Wettbewerb um Fachkräfte mit der gewerblichen Wirtschaft nicht bestehen können', so Heesen.

Vor allem bei den Eingangsgehältern sei der öffentliche Dienst schon heute nicht mehr konkurrenzfähig. So seien angesichts der damals klammen Kassen der öffentlichen Arbeitgeber die Anfangsvergütungen im Tarifbereich noch 2005 um zehn Prozent abgesenkt worden. 'Das müssen wir korrigieren. Doch das wird nicht reichen,' sagte Heesen. Auch mit linearen Einkommenserhöhungen sei das Problem nicht zu lösen. Die öffentlichen Arbeitgeber und die Gewerkschaften hatten sich deshalb bereits 2005 darauf verständigt, neue Gehaltsstrukturen zu vereinbaren, die den veränderten Anforderungen Rechnung trägen. Die Tarifreform des öffentlichenDienstes ist nach Ansicht Heesens zwar ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Sie gebe aber immer noch zu wenig Spielraum, um auf die Konkurrenzsituation mit der Privatwirtschaft angemessen zu reagieren.

Der dbb will noch diesen Herbst das Thema Besoldungsstrukturen für die Beamten auf die Tagesordnung setzen und stoße damit 'zumindest bei Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble auf offene Ohren', schreibt das 'Handelsblatt'. Dort befasse sich derzeit eine Arbeitsgruppe mit dem Thema.