"Biogas – Die Zukunftsenergie"
Die Erwartungen der Bioenergiebranche an die Novellierung des Erneuerbaren-Energie-Gesetzes (EEG) und die Potenziale für die Energie- und Agrarwirtschaft an den Energieträger Biogas bestimmten die Diskussionen und Vorträge der rund 70 Teilnehmer auf der EUROFORUM-Konferenz - Biogas - Die Zukunftsenergie - (21. und 22. August 2007, Düsseldorf).
Dr. Frank Scholwin (Institut für Energetik und Umwelt) verwies zunächst auf die politischen Vorgaben auf internationaler und nationaler Ebene, die die starke Entwicklung auf dem Markt für Erneuerbare Energien vorangetrieben haben. Die Reduzierung der Klimagasemissionen sowie die Diversifizierung der Energieversorgung hätten insbesondere auch den Markt für Biogas aufblühen lassen. Scholwin prognostizierte zwar eine weiter wachsende Bedeutung des Biogas-Marktes, allerdings sei der Peak mit 3.500 Biogasanlagen und einer installierten Leistung von 1,2 bis 1,3 MW schon überschritten. Wirtschaftlich seien zurzeit nur Heizwerke zu betreiben, andere Erzeugungsformen lägen mit ihren Kosten noch über denen der fossilen Energieträger. Weitere Standorte, die ökonomisch und ökologisch sinnvoll zu nutzen sind, seien nur noch begrenzt vorhanden. Der Trend, der seit 2004 zu beobachten sei, gehe zu größeren Anlagen (über 500 kW) und solchen, die auf nachwachsende Rohstoffe setzten, sagte Scholwin.
Nach Schätzungen des Institutes für Energetik und Umwelt wird bis im Jahr 2010 eine Nutzfläche von 2,6 bis 3 Millionen ha/a für Biomasse in Anspruch genommen werden. In Deutschland könnten solche Flächen nachhaltig ohne negative Auswirkungen auf die Nahrungsmittelproduktion zur Verfügung gestellt werden. 2010 soll es laut Scholwin in Deutschland 5.000 Biogasanlagen geben, 2020 etwa 7.500. Biogas sei ein Energieträger, der bei vergleichsweise geringen Investitionskosten genauso zur regionalen Wertschöpfung wie zur CO-Reduktion beitragen könne. Im Vergleich sei die Holzverstromung aber noch effektiver, denn hier erfolge die gleiche CO-Reduktion zu erheblich geringeren Kosten. Wichtig sei, dass die gesamte Prozesskette nachhaltig sei, betonte der Energie-Experte weiter. Die Bioenergienutzung müsse zur CO-Reduktion beitragen, die Energieträger müssten regenerativ sein und durch die Produktion dürfe auch kein Umweltnachteil durch die Ausweitung der Agrarflächen entstehen. Zukünftige Handlungsfelder sind laut dem Leipziger Institut die verstärkte Nutzung von Energiepflanzen, neue und optimierte Konversionsanlagen und eine bessere Integration der Biomasseerzeugung und -verwendung im Energiesystem. Scholwin prognostizierte auch eine zunehmende Konkurrenz um Rohstoffe und Anbauflächen für Erneuerbare Energien und verwies hier auch auf die steigende Abhängigkeit von Importen.
Die weiteren energie- und klimapolitischen Ziele der Bundesregierung erläuterte der Vertreter des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, Dr. Bernhard Dreher. Die deutsche EU-Präsidentschaft bezeichnete er als einen Höhepunkt der deutschen Energie- und Klimapolitik. Hier sei nicht nur beschlossen worden, dass die EU Vorreiter bei der weltweiten Reduzierung von Klima-Emissionen werden wolle, sondern auch eine konkrete Reduzierung der CO-Emissionen um 20 Prozent. Als eine historische Entscheidung bezeichnete er das verbindliche Ziel, bis 2020 den Anteil der Erneuerbaren Energien am Primärenergieverbrauch auf 20 Prozent festzusetzen. Für Ende des Jahres kündigte er die Richtlinie der EU für die Erneuerbaren Energien an, in der das von Bundeskanzlerin Angela Merkel vorangetriebene Klima- und Energiepaket umgesetzt werden solle. Dreher erinnerte daran, dass Deutschland bei der Umsetzung der europäischen Umwelt- und Klimaziele auch eine Vorreiterrolle habe müsse und verwies auf den Vorschlag des europäischen Burdensharing. Bis heute hätten sich die politischen Instrumente zur Förderung der Erneuerbaren Energien als sehr nützlich erwiesen, führte Dreher weiter aus. Sowohl das Biokraftstoffquotengesetz, das Energiesteuergesetz und das Biogas von der Steuer befreit, hätten zum Siegeszug beigetragen. Eine besondere Erfolgsgeschichte sei aber das EEG gewesen, mit dem der Anteil regenerativer Energie an der gesamten Endenergiebereitstellung 2006 auf 7,4 Prozent gebracht werden konnte. Das EEG-Ausbauziel für 2010 sei bereits heute erreicht worden. Um den Erfolg des EEG fortschreiben zu können, stellte Dreher die Punkte vor, die bei der anstehenden Novellierung des Gesetzes verändert werden sollten.
Er betonte aber auch, dass bis jetzt noch kein Konsens in der Regierung zu diesen Fragen bestehen würde. Diskutiert würden neben der Erhöhung der Zielvorgabe auf einen angestrebten Anteil von 45 Prozent Erneuerbarer Energien auch das Einspeisemanagement zur größtmöglichen Einspeisung von EE-Strom in das Netz. Veränderungsbedarf bestünde auch beim noch gültigen Ausschließlichkeitsprinzip. In Zukunft sollten auch die Anlagen Vergütungen nach dem EEG beziehen, die aus verschiedenen Erneuerbaren Energien Strom erzeugten. Probleme habe es hier insbesondere bei Anlagen gegeben, die nicht ausschließlich Biomasse im Sinne der Biomassenverordnung einsetzen hätten. Dreher sprach sich auch für eine Anhebung des KWK-Bonus von 2 auf 3 Cent/kWH bei einer gleichzeitigen sinnvollen Wärmenutzung aus und befürwortete die Ausweitung des KWK-Bonus auf Altanlagen bei einer Nachrüstung der Wärmenutzung.
Diskutiert würde auch eine Absenkung der Grundvergütung, um einen effizienten Umgang auch mit regenerativen Energien zu fördern. Die Degression solle auf ein Prozent verringert und die 20MW-Obergrenz für den Vergütungsanspruch angehoben werden, so Dreher. Viel versprach sich der Umwelt-Experte von der Einführung einer Positiv/Negativ-Liste der "Nawaro-Bonusfähigen" Biomasse. Überprüft wurden auch die Qualitätsanforderung für den Technologie-Bonus bei Einspeisung von Biogas in das Erdgasnetz (Obergrenze Methanemissionen und Stromverbrauch). "Wir wollen, dass sich die positive Entwicklung fortsetzt und einige Fehlentwicklungen aufgehoben werden. Biomasse und Biogas sollen so die Rolle bekommen, die sie auch haben können", so Dreher.
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