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21.04.2023 | Digitalisierung, Veranstaltungen und Wettbewerbe, Wasser und Abwasser

Die Dresdner Abwassertagung DAT verzeichnete am 19. April 2023 einen neuen Teilnahmerekord

780 Gäste fanden den Weg in die sächsische Landeshauptstadt. Die Veranstalter Stadtentwässerung Dresden, DWA Sachsen/Thüringen, Technische Universität Dresden und der BDEW Mitteldeutschland präsentierten ein vielfältiges Programm aus Vorträgen, Podiumsdiskussionen und Poster-Präsentationen zu verschiedenen Themenbereichen wie Abwasserbehandlung, Gewässerschutz, Energieeffizienz, Ressourcenrückgewinnung oder Digitalisierung.

Es diskutieren über die Europäischen kommunale Abwasserrichtlinie (v. l.): Dr. Bettina Rechenberg vom Umweltbundesamt, Prof. Dr. Norbert Jardin vom Ruhrverband, Dr. Miriam Haritz vom BMUV, Dunja Kreiser Bundestagsabgeordnete (SPD) – Moderation: Gunda Röstel, Kaufmännische Geschäftsführerin der Stadtentwässerung Dresden GmbH

Praxisforum am 18. April

106 Aussteller begleiteten die Tagung (Fotos: André Wirsig)

Die Organisatoren zeigten sich hoch zufrieden: "Das Feedback der TeilnehmerInnen war durchweg positiv. Dass wir mit dem Konzept der Veranstaltung und unseren Themen richtig liegen, zeigt nicht nur die Zahl der Gäste. Auch buchten bereits 70 Aussteller (Stand 20. April) ihren Messestand für 2024. Die Dresdner Abwassertagung hat sich als Top-Branchentreff für Deutschland etabliert.“  

Traditionell wurde die DAT auch in diesem Jahr wieder mit einem prominent besetzten Eröffnungspanel begonnen, moderiert von Gunda Röstel, kaufmännischer Geschäftsführerin der Stadtentwässerung Dresden GmbH. Mit ihr diskutierten Prof. Dr. Norbert Jardin vom Ruhrverband, Dunja Kreiser als Bundestagsabgeordnete, Dr. Miriam Haritz vom BMUV und Dr. Bettina Rechenberg vom Umweltbundesamt die wichtigsten Neuerungen des Kommissionsentwurfes zur kommunalen Abwasserrichtlinie oder Urban Waste Water Treatment Directive (UWWTD). 

Die Überarbeitung der UWWTD ordnet sich in den European Green Deal und die Null-Schadstoff-Ambitionen der europäischen Kommission ein und soll daher auch die Abwasserbranche nachhaltiger aufstellen.

Im Fokus der lebendigen Diskussion standen die Zielkonflikte, die sich aus den neuen Anforderungen an Kläranlagenbetreiber ergeben, so zum Beispiel die Erreichung von Energieneutralität bei gleichzeitig gesteigertem Energiebedarf durch die 4. Reinigungsstufe oder das Forcieren eines strengeren Nährstoffmanagements, welches nur durch Einsatz weiterer Ressourcen erreicht werden kann. 

Auch der Umgang mit bereits erreichten Konsensen auf nationaler Ebene und deren Einordnung in die UWWTD wurden thematisiert. So wurde von Dr. Miriam Haritz und Dunja Kreiser betont, dass es zwar darum gehe, die Gewässer bestmöglich zu schützen und wiederherzustellen, aber auch die Kompromisse aus dem Spurenstoffdialog oder der Nationalen Wasserstrategie auf europäischer Ebene einzubringen, dies umfasse auch den risikobasierten Ansatz beim Einsatz weiterer Reinigungsstufen.

Dr. Bettina Rechenberg setzte sich hingegen neben verursacherseitigen Konzepten für einen flächendeckenden Ausbau der Kläranlagen mit einer 4. Reinigungsstufe ein und konstatierte: „Es sollten alle Möglichkeiten genutzt werden, um dem Ziel Zero Pollution so nahe wie möglich zu kommen.“ 

Einigkeit herrschte bei der angedachten erweiterten Herstellerverantwortung für Humanarzneimittel und Kosmetikprodukte, die auch zur Finanzierung der weitergehenden Abwasserbehandlung genutzt werden soll. Dies stelle ein Novum in der Gewässerschutzpolitik dar und wird als Innovationstreiber für umweltverträgliche Stoffe und als Anreizsystem für Verhaltensänderungen verstanden und begrüßt. 

Zusammenfassend brachte Prof. Dr. Norbert Jardin es auf den Punkt: „Die kommunale Abwasserrichtlinie zahlt auf Klimaneutralität und Zero Pollution ein, dies kann aber nur durch vernünftige Vorgaben auf den Weg gebracht werden.“ Die Diskutanten werden sich in ihren jeweiligen Wirkungsfeldern für praktikable Rahmen einsetzen. 

Bereits am Dienstag, dem 18. April 2023, boten die Technische Universität Dresden und der Branchenverband DWA Sachsen/Thüringen ein Praxis-Forum an, das ebenfalls mit 130 TeilnehmerInnen regen Zuspruch fand. Die Themenfelder waren der Kläranlagenbetrieb unter externen Einschränkungen (Energiesituation: Preisentwicklung, Verfügbarkeit, Versorgungssicherheit), der Umgang mit unzuverlässigen Lieferketten (Fällmittel, externe Substrate, Ersatzteile) und der Betrieb von Kläranlagen mit biologischer Phosphor-Elimination. 

Die kommende Dresdner Abwassertagung findet am 23./24 April 2024 im MARITIM Internationales Congress Center Dresden statt.