Public Manager
24.04.2012 | Allgemeine Meldungen, Umfragen

Weniger Schulden, mehr Geld für Bildung und Infrastruktur - CEOs legen Messlatte für Regierungen hoch

PwC-Studie "Taking responsibility: Government and the Global CEO" analysiert Anforderungen an die öffentliche Hand in Krisenzeiten / Konsolidierung darf nicht zu Lasten notwendiger Investitionen gehen

Die Vorstandschefs der weltweit größten Unternehmen nehmen die öffentliche Hand allen Sparzwängen zum Trotz in die Pflicht. Mit mehr Investitionen in Aus- und Weiterbildung sowie in Straßen, Schienen- oder Datennetze sollen die Staaten das Fundament für neues Wirtschaftswachstum legen. Wie aus der Studie "Taking responsibility: Government and the Global CEO" auf Grundlage des "15th Annual Global CEO Survey" der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC hervorgeht, ist die wichtigste Aufgabe der Regierungen nach Ansicht der meisten Befragten (57 Prozent) die Sanierung der öffentlichen Haushalte, um Finanzsektor und Kapitalmärkte zu stabilisieren. Gleichzeitig sollen die Staaten mehr in ihre Infrastruktur investieren (53 Prozent) und für ein ausreichendes Angebot qualifizierter Arbeitskräfte im Land sorgen (47 Prozent).

Dabei ist der Mehrzahl der weltweit 1.258 interviewten CEOs die Brisanz der Konsolidierungsaufgabe bewusst: Rund zwei Drittel der Top-Manager fürchten, dass eine falsche Reaktion der Staaten auf Schuldenlast und Haushaltsdefizit das Wachstum ihres Unternehmen beeinträchtigen könnte. Besonders stark verbreitet ist diese Sorge unter CEOs aus Westeuropa (76 Prozent) und den USA (75 Prozent).

"Zwar sind Probleme, Potenziale und Lösungsansätze von Staat zu Staat unterschiedlich. Die Euro-Krise macht jedoch überdeutlich, dass auch die Schieflage eines 'kleinen' Staates zu großen Verwerfungen in der globalisierten Finanz- und Wirtschaftswelt führen kann. Regierungen und Unternehmen müssen weltweit zusammenarbeiten, um den Spagat zwischen Wirtschaftswachstum und Sparzwängen zu schaffen", kommentiert Wolfgang Wagner, Leiter des Bereiches Öffentlicher Sektor bei PwC.

Die Studie geht auf die aktuellen Herausforderungen für Entscheidungsträger in Parlamenten, Verwaltungen und öffentlichen Unternehmen ein und zeigt systematische Lösungsansätze auf. Dazu wurden unter anderem Interviews mit Entscheidungsträgern in Regierungs- und Verwaltungsinstitutionen aus 16 Ländern geführt.

Sparen, aber richtig
Fest steht, dass die weitaus meisten Staaten nicht um Ausgabenkürzungen herum kommen werden. Regierungen müssen entscheiden, welche Aufgaben sie weiterhin übernehmen und auf welche Leistungen sie verzichten wollen. Sind die Prioritäten geklärt, geht es um die effiziente Umsetzung. In Deutschland beispielsweise ließen sich durch Kooperationen auf kommunaler Ebene viele Einrichtungen gemeinsam nutzen und Dienstleistungsprozesse zusammenfassen, ist Lars Martin Klieve, Kämmerer der Stadt Essen, überzeugt.

Aber auch auf der Finanzierungsseite besteht Handlungsbedarf. Neben der Erhebung von Gebühren für öffentliche Leistungen können auch Privatisierungserlöse und vermehrte Public-Private-Partnerships (PPP) zu einer Entspannung der Haushaltslage beitragen. Allerdings müssen die mit PPP-Projekten typischerweise verbundenen Risiken umfassend berücksichtigt werden. Insbesondere muss die öffentliche Hand eine ausreichende Vorsorge für den Fall treffen, dass ein privater Projektpartner die zugesicherte Dienstleistung nicht über die gesamte Vertragslaufzeit oder nicht zu den vereinbarten Bedingungen erfüllen kann.

Nachhaltiges Wachstum fördern
Regierungen, Verwaltungen und Behörden setzen die wesentlichen Rahmenbedingungen für die wirtschaftliche Entwicklung in ihrem Verantwortungsbereich. Zu den wichtigsten Aufgaben der öffentlichen Hand zählt die Bereitstellung einer modernen und kostengünstigen Infrastruktur. Fehlt diese, geht dies unmittelbar zu Lasten der Wettbewerbsfähigkeit eines Standortes: "Der Verfall der Infrastruktur in Deutschland ist heute offenkundig. Darunter leidet auch das Vertrauen der Investoren", berichtet Klieve aus der Praxis.
Doch kann die öffentliche Hand auch direkt zu nachhaltigem Wachstum beitragen, indem sie Innovationen im öffentlichen Raum vorantreibt. Ein Beispiel sind die 'Smart Cities', die durch eine Kombination aus emissionsarmer Energieerzeugung, intelligenten Nahverkehrssystemen und Müllvermeidung für mehr Lebensqualität sorgen und gleichzeitig Kosten senken.

Talente entwickeln
Nicht zuletzt muss der Staat auch eine tragende Rolle bei der Bewältigung des Fachkräftemangels übernehmen. Einerseits geht es darum, die Arbeitskräftenachfrage der Privatwirtschaft zu befriedigen, andererseits fehlt den öffentlichen Unternehmen und Verwaltungseinrichtungen zunehmend selbst qualifiziertes Personal. Das Spektrum der möglichen Maßnahmen ist breit und reicht von Qualifizierungsangeboten für Jugendliche über verbesserte Zugangsmöglichkeiten zum Bildungssystem bis hin zur Ausschöpfung des bislang vernachlässigten Arbeitskräftepotenzials.
Dringend notwendig sind beispielsweise passgenaue Integrationsangebote für ältere Erwerbsfähige oder auch Frauen, die nach längerer Berufsunterbrechung oft nur schwer wieder auf den Arbeitsmarkt zurückfinden.