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17.01.2018 | Abfallwirtschaft

VKU zur EU-Plastikstrategie: Abfallvermeidung und Ökodesign in den Vordergrund stellen

Die EU-Kommission hat gestern eine neue Plastikstrategie vorgestellt. Ziel ist es, Plastikabfälle zukünftig effektiver zu vermeiden, die Recyclingfähigkeit von Kunststoffprodukten zu verbessern und einen Markt für recycelbare Produkte zu schaffen.

Dazu Patrick Hasenkamp, Vizepräsident des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU), Sparte Abfallwirtschaft, und Präsident des Europäischen Dachverbandes Municipal Waste Europe (MWE): „Die Probleme mit ausufernden Plastikabfällen sind seit Jahren bekannt, ohne dass sich etwas geändert hat. Es ist gut, dass die Kommission nun die Plastikstrategie auf den Weg gebracht hat. Jetzt kommt es auf die Umsetzung an. Es liegt an den Mitgliedstaaten, parallel praktikable Strategien für Herstellung und Vermeidung zu entwickeln.“ 

Der VKU spricht sich für innovative Mehrweglösungen und auch für die Reparierbarkeit von Elektrogeräten aus, in denen zunehmend Plastik verbaut ist. Hasenkamp: „Recycling ist gut. Besser ist jedoch, wenn der Abfall erst gar nicht entsteht.“ Entsprechende Vorgaben beim Design von Produkten könnten einen wesentlichen Beitrag zur Abfallvermeidung leisten. Auch für das Recycling sind verpflichtende Vorgaben für die Hersteller wichtig: „Je sortenreiner die verwendeten Kunststoffe sind, umso besser ist die Qualität der recycelten Stoffe“, so Hasenkamp. Das wiederum würde den Herstellern den  Einsatz von recycelten Materialien erleichtern. „Ob der Markt für recyceltes Plastik funktioniert, hängt von deren Qualität ab. Politische Maßnahmen müssen daher – im Sinne der Kreislaufwirtschaft – vor der Entsorgungsphase ansetzen.“ Ein weiteres Problem ist die zunehmenden Vermüllung der Umwelt durch Plastik. Der Aufbau von umfassenden Entsorgungsstrukturen in allen Mitgliedstaaten kann dem entgegenwirken.  

Ein weiteres Ziel der EU-Plastikstrategie ist es, die Einträge von Mikroplastik in die Gewässer und damit Meere zu reduzieren. Mikroplastik ist in geringsten Konzentrationen im Trinkwasser zu finden. Die Auswirkung auf die menschliche Gesundheit ist jedoch nicht hinreichend untersucht. Dazu Karsten Specht, VKU-Vizepräsident, Sparte Wasser- und Abwasserwirtschaft: „Es ist gut, dass die EU-Kommission bereits bei den Produktherstellern, also den Verursachern ansetzen will, um Mikroplastik zu reduzieren. Ein erster Schritt hierfür ist der Vorschlag, solche Substanzen, etwa in Kosmetikprodukten, vollständig zu vermeiden. Dies ist der richtige Weg. Denn andernfalls müssten die Verbraucher mit höheren Preisen aufgrund zusätzlicher Kosten bei der Wasseraufbereitung rechnen. Denn es zeigt sich, dass es wesentlich teurer ist, Schadstoffe durch technische Maßnahmen später wieder aus dem Wasser zu entfernen, als die Einträge vorher zu reduzieren.“ 

Dass ohne strengere gesetzliche Vorgaben wenig erreicht wird, wurde zuletzt in Deutschland deutlich. Das ursprünglich von der Verpackungsverordnung verfolgte Ziel, Verpackungsmüll zu vermeiden, wurde verfehlt: Die Plastikverpackungsmengen steigen seit Jahren an und auch die Recyclingquoten sind schöngerechnet worden. Jüngst wurde bekannt, dass ein Großteil des deutschen Plastikmülls nicht hierzulande recycelt wird, sondern nach China exportiert wurde. China hat nun einen Importstopp beschlossen. Der Kunststoffabfall muss fortan anderweitig behandelt werden. „Es ist ein Armutszeugnis nach einem Vierteljahrhundert Verpackungsverordnung, dass erst durch einen Importstopp Chinas für Kunststoffabfälle offensichtlich wird, dass wir beim Kunststoffrecycling bislang kaum etwas erreicht haben. Spätestens jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, dass Produkthersteller und private Entsorgungswirtschaft ihrer Verantwortung nachkommen und ihre angekündigten Recyclingkapazitäten realisieren“, so Hasenkamp. 

Hintergrund

Plastik macht europaweit einen Anteil von rund 20 Prozent am Verpackungsmüll aus. Nach Zahlen des Umweltbundesamtes (siehe Link) fielen im Jahr 2015 in Deutschland knapp 5,92 Millionen Tonnen Kunststoffabfälle an. Aus einer aktuellen Studie der GVM (Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung) geht hervor, dass 2016 nur 27,8 Prozent der Kunststoffverpackungen bezogen auf die Marktmenge der dualen Systeme werkstofflich verwertet wurden.