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08.01.2018 | Unternehmensnachrichten

Stadtwerke Völklingen voll zurück im Rennen

Stadtwerke Völklingen voll zurück im Rennen – Sanierungskredite komplett abgelöst – finanzielle Freiräume geschaffen – für die nächsten zehn Jahre solide finanziert

„Es ist ein Befreiungsschlag“, sagt Michael Böddeker, Geschäftsführer der Stadtwerke Völklingen, und fügt an: „Der Sanierungskredit ist abgelöst, die Umfinanzierung abgeschlossen. Der Stadtwerke-Konzern ist für die nächsten zehn Jahre solide und zu attraktiven Konditionen ausfinanziert. Es ist ein gutes Gefühl, wieder ganz normaler Bankkunde zu sein. Wir müssen uns nicht mehr am Gängelband von Sanierungsabteilungen führen lassen und haben jetzt auch genügend finanziellen Spielraum, um unsere Zukunft frei zu gestalten.“ 

Welche Leistung hinter dieser schlichten Aussage steckt, versteht, wer die Historie des Unternehmens kennt: Im Herbst 2015 übernahm Michael Böddeker die heikle Aufgabe, die Stadtwerke Völklingen zu sanieren. Nach einem Fischzucht-Desaster stand der kommunale Konzern damals kurz vor der Insolvenz: Das Eigenkapital war vollständig aufgebraucht, der Schuldenberg millionenschwer, die Strukturen des Unternehmens ineffizient, verkrustet. Für eine positive Fortführungsprognose galt es, ein umfangreiches Restrukturierungspaket umzusetzen – unter strenger Aufsicht der Saar-LB, die einen Sanierungskredit über 20 Millionen Euro für das rein kommunale Unternehmen stellte.

Unter der neuen Führung gelang den Stadtwerken die Sanierung binnen eines Jahres: Bereits Ende 2016 waren über 90 Prozent der Vorgaben des Restrukturierungsprogramms umgesetzt und die Kapitaldienstfähigkeit des Konzerns wiederhergestellt. Michael Böddeker hatte mit seinem Team aufgeräumt, das Unternehmen umgekrempelt, neu strukturiert und zukunftsfähig gemacht. Anfang 2017 waren alle Führungspositionen neu besetzt, Mitarbeiter für die Neuausrichtung geschult, attraktive Produkte aufgelegt, Prozesse optimiert, der Kundenschwund gestoppt. Alles ist inzwischen auf Kundenorientierung, Effizienz und Servicequalität getrimmt, eine neue Marke „my smart e“ erfolgreich an den Start gegangen.

Michael Böddeker: „Wir dürfen unseren Kunden dankbar sein, dass sie uns in schwerer Zeit nicht im Stich gelassen haben. Jetzt können wir zeigen, dass sich ihr Vertrauen in die Stadtwerke gelohnt hat. Ich muss aber auch sagen: Wenn nicht letztlich alle Beteiligten, auch die, die erst durch den anlaufenden Gesundungsprozess wieder Freude an der Handlungsfähigkeit der Stadtwerke gewonnen haben, gemeinsam an einem Strick gezogen hätten, hätten wir das Ganze nicht geschafft.“

Der  Wert des guten Rufs

Der Stadtwerke-Konzern schreibt wieder schwarze Zahlen und ist in der Öffentlichkeit neu positioniert. Die Veränderungen werden von der Bevölkerung wahrgenommen, das Vertrauen in die Stadtwerke ist wieder da. „Nach der gelungenen Sanierung wollten wir auch den teuren und administrativ aufwendigen Sanierungskredit ablösen und gleichzeitig die Finanzierung der Netzgesellschaft nachhaltig optimieren. Dort gab es – historisch gewachsen – mehrere Kredite unterschiedlicher Geldgeber, die strukturell nicht mehr zu dem regulierten Geschäft und dem Investitionsbedarf eines Netzbetreibers passten“, erklärt Michael Böddeker. Die Erfahrungen mit Bankhäusern waren zunächst bitter: „Bei den meisten Instituten wog die Vergangenheit der Stadtwerke mehr als die aktuelle Leistung und Entwicklung; in ihren Augen war die Reputation verspielt und damit die Kreditwürdigkeit“, erinnert sich der Geschäftsführer. Er, sein langjähriger Vertrauter Karl-Heinz Koch und der neue kaufmännische Leiter der Stadtwerke, Julian Wollscheidt, klapperten den Kapitalmarkt mit insgesamt rund 40 Banken und Investorengruppen ab, bis sie Kreditgeber fanden, die das Unternehmen objektiv bewerteten. Die Stadtwerke durchliefen in diesem Zusammenhang parallel zwei komplexe Due-Diligence-Prozesse, wie sie zur Bewertung großer, internationaler Projektfinanzierungen üblich sind. Beide Prüfungen bescheinigten den Stadtwerken ein positives Ergebnis. Gesellschafter und Aufsichtsgremien der Stadtwerke Völklingen entschieden sich für das Angebot des Konsortiums der DAL Deutschen Anlagen-Leasing GmbH & Co. KG und der niederländischen Triodos Bank, Europas führender Nachhaltigkeitsbank. 

Punktlandung mit befreienden Effekten

Ein Kredit über rund 35 Millionen Euro hat zum Jahresende den Sanierungskredit der Landesbank und die bestehenden Tilgungskredite zwischen der Netzgesellschaft und mehreren Bankinstituten abgelöst. Zentrale Effekte der Umschuldung sind: Aus den Büchern ist die Position „Nicht durch Eigenkapital gedeckter Fehlbetrag“ verschwunden, der Verlust der Holding hat sich von 28 Millionen Euro auf 14 Millionen Euro halbiert und Zinsersparnisse von mehreren Hunderttausend Euro eröffnen Freiräume für die Zukunftsgestaltung. „Wir haben uns aus eigener Kraft freigeschwommen“, betont Michael Böddeker, „und sind niemand auch nur einen Cent schuldig geblieben.“ Zudem sichere der Neukredit für die Netzgesellschaft die Realisierung des steigenden Investitionsbedarfs. Für die Bürger der Mittelstadt Völklingen bedeute dies, dass die Qualität der Versorgungsinfrastruktur weiter gewährt und nachhaltig ausgebaut werden könne, erklärt der Stadtwerke-Geschäftsführer.

„Die größte Herausforderung angesichts der uns gegenüber vorgebrachten Zurückhaltung von Banken war das knapp werdende Zeitfenster“, betont Michael Böddeker und fügt an: „Wir mussten entweder zum Jahresende umschulden oder den bestehenden Sanierungskredit weiter verbindlich festschreiben.“ Es galt, zunächst Geldgeber von der Leistungsfähigkeit und Kreditwürdigkeit der Stadtwerke Völklingen zu überzeugen, dann Gesellschafter und Aufsichtsräte zu gewinnen und danach die Verträge unter Dach und Fach zu bringen sowie die Geldbewegungen zu realisieren. „Am 22. Dezember hatten wir es geschafft“, informiert Michael Böddeker erleichtert, „gerade ausreichend, um noch alle Gelder zum Stichtag auf die richtigen Konten zu transferieren.“ Die Strapazen und Spagat-Akte der vergangenen Monate waren nach der Punktlandung schnell vergessen. „Ein ganz großes Lob gilt Julian Wollscheidt und seinem jungen Team. Durch ihre Expertise im internationalen Finanzmarkt konnten sie die komplexen Anforderungen der Kapitalgeber für die Umfinanzierung der Stadtwerke Völklingen hervorragend umsetzen“, betont der Stadtwerke-Chef, „auch hier haben wir gezeigt, was wir mit wenig Leuten und gutem Gespür für die Situation schaffen können. Deshalb will ich bei dieser erfreulichen Gelegenheit auch einmal sagen: Wir können in unserer Stadt stolz sein auf die Leistungen, die in den letzten gut zwei Jahren letztlich alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadtwerke gezeigt haben. Das lässt mich sehr positiv in die Zukunft blicken.“