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25.02.2017 | Gebäudemanagement, Stadtplanung

Klare Regeln für das Bauen in Hessen

Alle wollen Wohnungsbau fördern. Es soll schneller mehr Wohnraum geschaffen werden. Gleichzeitig wird aber das Bauen immer komplexer – unnötiger Weise. Eine Expertengruppe des BDB zeigt fünf Punkte auf, die das Bauen einfacher machen können:

Gesetzgebung nicht der Industrie überlassen

Für das Bauen gibt es viele Normen von verschiedenen Vereinen und Organisationen. Die Normen sind nicht aufeinander abgestimmt. Teilweise widersprechen sich sogar verschiedene Normen, die von einer Stelle kommen, untereinander. Niemand gleicht das ab. Mit der Einführung als Technische Baubestimmung werden dann Industrienormen Gesetz.

„Das muß nicht sein“, sagt Tobias Rösinger (Referat Baumeister, Projektentwickler/gewerbl. Architekten im BDB-Frankfurt Rhein Main e.V.) und führt weiter aus: „Gesetze sollten das Gesetzgebungsverfahren durchlaufen. Keine Industrienorm ist so wichtig, daß sie ohne parlamentarische Kontrolle Gesetz werden muß. Das wird zu sorglos gehandhabt und macht das Bauen unnötig aufwendig und damit teuer.“

Ohne sich ständig ändernde technische Baubestimmungen wird das Bauen klarer, übersichtlicher und kostengünstiger.

Wohnungsbau zur Regel machen

Krankenhäuser, Flughäfen, Hochhäuser sind Sonderbauten – gar keine Frage. Aber Geschosswohnungsbauten mit Tiefgarage über 1000 m² sind in vielen Städten mittlerweile die Regel. Solche Gebäude können mit den Vorgaben aus der HBO und ggf. mit ein paar noch zu ergänzenden Festlegungen als Regelbau errichtet werden. Das macht das Planen einfacher und sicherer und reduziert die Kosten.

Schallschutz festlegen

Gegen die Einführung der Schallschutznorm DIN 4109 laufen die Berufsverbände auf Bundesebene Sturm. Bundesarchitektenkammer, Bundesingenieurkammer, das Baugewerbe, Projektentwickler, Sachverständige und die Wohnungswirtschaft wollen keine komplizierten Regelungen.

Einfache, klare Festlegungen zu Bauteilanforderungen sind viel zielführender.

Für den Brandschutz macht die HBO klare Vorgaben. So klar sollten in der Bauordnung auch die Anforderungen an den Schallschutz definiert werden.

Städtische Bebauung fördern

Die Abstandsflächenregelungen der HBO machen städtebaulich gewünschte Blockrandbebauungen teilweise von nachbarschaftlichen Zustimmungen abhängig. Das ist nicht zweckmäßig. Oftmals kann dann eine entsprechende Bebauung teuer werden. In unglücklichen Fällen wird sie sogar ganz verhindert.

Auf dem eigenen Grundstück sollte gar keine Reglementierung bezüglich Abstandsfläche erfolgen. So ist es vor Jahren auch noch gehandhabt worden.

Barrierefreiheit pragmatischer angehen

Derzeit muß nach HBO beim Wohnungsbau ab einer bestimmten Größe ein Geschoss barrierefrei gebaut werden. Die Anforderungen an die Barrierefreiheit sind dort sehr hoch und teilweise in der Sache fragwürdig. Die Wahrscheinlichkeit, daß gerade in eine solche Wohnung eine Person mit Handycap einzieht ist eher gering.

Wie sollte man auch regeln, daß ein Wohnungseigentümer seine Wohnung nur an Menschen verkaufen/vermieten darf, die den Bedarf einer barrierefreien Wohnung haben?

Besser sind geringere und angemessene Standards, die dann aber für alle Wohnungen gleichermaßen gelten.

Die bevorstehende Novellierung der hessischen Bauordnung bietet die Chance, Planen und Bauen einfacher zu machen. In weiteren Gesprächen will der BDB für die Punkte werben und die positiven Effekte für den Wohnungsbau im Allgemeinen und für einen urbanen Städtebau im Besonderen herausstellen. 

Der Bund Deutscher Baumeister Architekten und Ingenieure Frankfurt Rhein Main e.V. (BDB) ist der mitgliederstärkste Verband von Bauschaffenden in Hessen. In ihm sind insgesamt rund 500 Freiberufler, Angestellte, Beamte, Unternehmer und Studenten organisiert. Damit ist er ein wirkungsvolles Forum zur Förderung interdisziplinärer, partnerschaftlicher Zusammenarbeit und garantiert eine kompetente Gemeinschaft. 

Der BDB koordiniert die Initiative „Impulse für den Wohnungsbau – HESSEN“. Die Aktion wird von einem breiten Bündnis der Immobilien- und Baubranche getragen. Dem Bündnis gehören 14 Verbände und Kammern der Immobilien- und Bauwirtschaft an.