Public Manager
02.12.2017 | Stadtplanung

Zweiter Leipzig-Preis zur integrierten Stadtentwicklung in der Ukraine vergeben

Das Bundesbauministerium und das ukrainische Ministerium für Regionalentwicklung haben gestern die zweite ukrainisch-deutsche Stadtentwicklungskonferenz in Lemberg eröffnet. Dabei wird bereits zum zweiten Mal der "Leipzig-Preis zur integrierten Stadtentwicklung in der Ukraine" vergeben. Um die mit insgesamt 30.000 Euro dotierten Preise haben sich fast 50 Projekte aus ukrainischen Städten und Gemeinden beworben.

Baustaatssekretär Adler und Vizeminister Lev Partskhaladze zeichneten drei Projekte aus der Ukraine mit dem "Zweiten Leipzig-Preis für nachhaltige Stadtentwicklung" aus. Sie lobten insbesondere die ukrainische Zivilgesellschaft und Kommunen für Ihr großes Engagement zur Einbindung der lokalen Akteure in Stadtentwicklungsprozesse. (Foto: BMUB/Thomas Haberland)

Baustaatssekretär Gunther Adler: "Ich freue mich sehr, dass wir erneut eine so große Resonanz auf unsere Auslobung des Leipzig-Preises erhalten haben. Die Zivilgesellschaft und die Kommunen in der Ukraine sind mit ihren Reformprozessen auf einem guten Weg. Integrierte Stadtentwicklung ist zu Recht auch für die Ukraine ein wichtiges Thema."

Der im August 2017 zum zweiten Mal gestartete Städte-Wettbewerb hat das Ziel, die nachhaltige Entwicklung von Städten und Stadtteilen in der Ukraine zu fördern und die Kooperation zwischen allen betroffenen Akteuren weiter zu verbessern. Heute haben Baustaatssekretär Gunther Adler und der ukrainische Vize-Minister für Regionalentwicklung, Lev Partskhaladze, drei Projekte in Odessa, Illintsi und Kherson ausgezeichnet:

Den ersten Preis gewinnt das Projekt "Changing Places" aus Odessa. Das Projekt stärkt mit vielfältigen Aktivitäten und unterschiedlichsten Akteuren die Verantwortung der Bürgerinnen und Bürger für ihre Stadt. Mit breiter Beteiligung wurden identitätsstiftende Orte von Odessa aufgewertet, begrünt und revitalisiert. Mit dem neuen Kommunikationsformat "Odesa Strategy 2050" wird eine gemeinsame Vision zur Zukunft der Stadt entwickelt und damit der strategische Prozess einer nachhaltigen Stadtentwicklung angestoßen.

Den zweiten Preis gewinnt die "Rekonstruktion des zentralen Stadtplatzes" in der Stadt Illintsi. Mit dem Projekt ist es der Stadt gelungen, die aktuelle Transformation der modernen ukrainischen Gesellschaft in der Umgestaltung des zentralen Stadtplatzes widerzuspiegeln. Anstelle des ideologisch programmierten Platzes mit Lenin-Denkmal ist ein Raum entstanden, auf dem nicht länger Statuen, sondern die lokale Bevölkerung die wichtigste Rolle spielt. Das Projekt ist Vorbild für andere Städte des Landes, auch mit minimalen Mitteln große Veränderungen für eine lebenswerte Stadt ermöglichen zu können.

Den dritten Preis gewinnt die "Plattform der öffentlichen und kulturellen Initiativen Turbine" aus der Stadt Kherson. Durch die Zusammenarbeit von Investoren, Freiwilligen und der Stadtverwaltung wird ein altes Industriegebäude erhalten und einer neuen Nutzung zugeführt. In gemeinsamen Veranstaltungen von und für Akteure aus Verbänden, Wirtschaft oder benachteiligte Personen sowie durch die Integration von künstlerischen Aktivitäten werden alle Bevölkerungsgruppen für die neue Nutzung ihrer Stadt aktiviert.

Bei der Konferenz in Kiew im letzten Jahr wurden Projekte aus den Städten Lemberg, Ivano Frankivsk und  Die Konferenz steht unter dem Titel "Die lebenswerte Stadt" und spiegelt mit den Schwerpunktthemen Partizipation, Nachhaltigkeit und Kreativität auch für die Ukraine wichtige Aspekte wider. 

Baustaatssekretär Gunther Adler verwies in seiner Rede auch auf das neue Städtenetzwerk: "Ich bin froh, dass die gemeinsame Arbeit von vier deutschen und vier ukrainischen Städten an zukunftsweisenden Stadtentwicklungsprojekten nun konkrete Formen annehmen kann." Beteiligt sind Charkiw, Kiew, Lemberg und Mykolajiv sowie Heidelberg, Leipzig, Nürnberg und Osnabrück. Im Mittelpunkt stehen der Erfahrungs- und Wissensaustausch deutscher Städte und Institutionen mit ukrainischen Partnern für eine nachhaltige Stadtentwicklung.

Das neue Städtenetzwerk basiert auf dem Gedanken der Leipzig-Charta zur nachhaltigen europäischen Stadt und soll die Stadtentwicklung in den beteiligten Städten stärker bürgerorientiert und fachübergreifend, inklusiv und umweltverträglich gestalten. Erfahrungen und Herausforderungen der integrierten Stadtentwicklung sollen im Städtenetzwerk praxisnah besprochen, Herausforderungen diskutiert und gemeinsam Lösungsvorschläge erarbeitet werden. Das Netzwerk leistet damit einen aktiven Beitrag zur Stärkung kommunaler Akteure und – durch den vertikalen Dialog – auch zur Verbesserung nationaler Rahmenbedingungen.