Public Manager
14.12.2017 | Gebäudemanagement, Stadtplanung

Ernst-May-Preis 2017 vergeben: Zwei erste Plätze und ein Sonderpreis

Es war ein enges Rennen: Bei der Verleihung des mit 5.000 Euro dotierten 14. Ernst-May-Preises hat die Jury zwei erste Preise und einen Sonderpreis vergeben. Platz eins und damit jeweils 2.000 Euro gingen an Nathalia Nehm und Ulrich Müller sowie an Christian Eckes und David Hunter. Den Sonderpreis und damit 1.000 Euro erhielten Dorothee Glaab und Christine Sattler.

Gruppenfoto nach der Preisverleihung: (v.li.) Mike Josef (Planungsdezernent Stadt Frankfurt), Monika Fontaine-Kretschmer (Geschäftsführerin Nassauische Heimstätte), Christian Eckes (1. Preis), Nathalia Nehm (1. Preis), Ulrich Müller (1. Preis), Prof. Dr. Elli Mosayebi (TU Darmstadt, Fachgebiet Entwerfen und Wohnen, Jury), Martin Hunscher (Leiter Stadtplanungsamt Frankfurt, Jury), Dennis Hofmann (Nassauische Heimstätte, Jury), David Hunter (1. Preis), Dorothee Glaab (Sonderpreis), Eva Mitterwieser (TU Darmstadt), Christine Sattler (Sonderpreis), Lena Unger (TU Darmstadt) und Claudia Meixner (Architektin, Jury). Foto: UGNHWS / Marc Strohfeldt

Lob gab es bei der feierlichen Preisverleihung im Foyer des Stadtplanungsamts für alle eingereichten Arbeiten: „Es wurden einige bemerkenswerte Lösungsvorschläge erarbeitet“, sagte Monika Fontaine Kretschmer, Geschäftsführerin der Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte/Wohnstadt, die den Preis seit 1988 auslobt. „Wir freuen uns, mit unserem Preis dazu beizutragen, junge Nachwuchstalente zu fördern und neue Denkansätze in die Diskussion einzubringen zu können.“

Die Bevölkerung wächst, die Wohnungsmärkte sind angespannt, vor allem in den Städten. Bebaubare Grundstücke sind rar und teuer, der Bedarf an bezahlbarem Wohnraum insbesondere in den Ballungsräumen groß. Die starke Nachfrage nach Wohnraum und die Frage, wie viel Wohnraum jeder einzelne benötigt, bildeten das Spannungsfeld für die Wettbewerbsaufgabe des Ernst May Preises im Jahr 2017. Wozu wird ein Zimmer gebraucht? Gibt es einen Zusammenhang zwischen der Größe einer Wohnung und der Größe der Küche? Welchen Stellenwert haben Nebenräume wie Badezimmer, Toiletten, Küchen und Abstellkammern? Mit diesen und ähnlichen Aspekten haben sich die Teilnehmer der TU Darmstadt beschäftigt. Konkret ging es darum, einen Wohnungsbauentwurf für die Adolf-Miersch-Straße in Frankfurt-Niederrad zu entwerfen, genauer gesagt: für die Fläche, auf der zur Zeit der Wohnwürfel „Cubity“ steht, das modulare Energie-Plus-Wohnheim für Studenten. Aufgabe war es, sich Gedanken darüber zu machen, wie viel Raum ein Mensch zum Wohnen braucht. Die Studenten sollten sich nicht an konventionellen Wohnungsgrößen mit Quadratmeterangaben orientieren – laut Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung liegt die Pro-Kopf-Wohnfläche in Deutschland heute bei durchschnittlich rund 45 m2 – sondern an einer Belegungsdichte von höchstens 25m2 pro Person. Einzelne Aspekte des Wohnens wie das Verhältnis von privaten zu gemeinschaftlich genutzten Flächen, das Wohnen im Alter oder das Wohnen in Gemeinschaft durften sie in den Fokus rücken.   

20 Arbeiten mit bemerkenswerten Lösungsvorschlägen 

Insgesamt sind rund 20 spannende Arbeiten mit zum Teil bemerkenswerten Lösungsvorschlägen entstanden. Neun von ihnen schafften es in die Endrunde. Am 13. Oktober hat eine fachkundige Jury, bestehend aus Monika Fontaine-Kretschmer, Dennis Hofmann (beide Nassauische Heimstätte), Prof. Dr. Elli Mosayebi (TU Darmstadt, Fachgebiet Entwerfen und Wohnen), Verena von Beckerath (Bauhaus-Universität Weimar, Professorin an der Fakultät Architektur und Urbanistik), Claudia Meixner (Architektin des neuen Henninger-Turms, Städtebaubeirätin der Stadt Frankfurt, Beirätin in der Stiftung Städelschule für Baukunst in Frankfurt) sowie Martin Hunscher (Leiter Stadtplanungsamt Frankfurt) diese genau unter die Lupe genommen und am Ende eines intensiven Bewertungsprozesses die drei Preisträger gekürt. Mike Josef, Planungsdezernent der Stadt Frankfurt, zeigte sich in seinem Grußwort erfreut darüber, „dass sich angehende Architekten und Stadtplaner schon früh mit dem Spannungsfeld auseinandersetzen, das uns in einer Stadt wie Frankfurt täglich begegnet. In dem Bestreben, Vertrautes zu bewahren, städtische Strukturen nachhaltig weiterzuentwickeln und ausreichend Wohnraum zu schaffen, bietet ein studentischer Wettbewerb kreative Freiräume, die uns in der realen Debatte schnell verloren gehen.“   

Großes Lob für die Siegerentwürfe 

Mosayebi, die die Studenten durch den Wettbewerb begleitet hatte, lobte bei der Preisverleihung den Entwurf von Nathalia Nehm und Ulrich Müller, weil er „sehr nah an der Realisierbarkeit“ sei. Er habe großen Charme „und zeichnet sich durch seine räumliche Vielfalt aus“. Durch die hohen Räume im Erdgeschoss biete er vielfältige Nutzungen im Quartier an. Kleines Manko: „Er passt sich nicht so gut in die Umgebung ein, schottet sich ein wenig ab.“ Dem von Christian Eckes und David Hunter entworfenen Solitär attestierte Mosayebi Unaufgeregtheit, eine hohe Funktionalität und eine kluge Raumstruktur. „In der aktuellen Debatte, in der alle Welt über Luxus-Wohnen im Hochhaus redet, ist dies ein Gegenentwurf, der gut organisiert wirkt.“ Die Jury bemängelte lediglich die konservative Grundgestaltung, vor allem im Bereich der Fassade sahen die Experten noch Entwicklungspotenzial. Gut gefiel dagegen der Innenhof als Angebot für die Mieter und die Gestaltung des Erdgeschosses, das sich zum Viertel hin öffnet und somit ein Angebot an die Stadtgesellschaft darstellt. Dorothee Glaab und Christine Sattler schließlich bekamen den Sonderpreis, weil sie zwar ein richtig gut durchdachtes Konzept vorgelegt hatten, in dem sich jeder Wohntraum verwirklichen lässt. „Der Entwurf hat zwar einen raffinierten Grundriss, der aus sich heraus funktioniert. Er besitzt aber nicht die gleiche Kohärenz wie die anderen Arbeiten“, erläuterte Mosayebi die Entscheidung der Jury.   

Die ausgezeichneten Wettbewerbsbeiträge werden auch in diesem Jahr in einer vom Fachbereich Architektur erstellten und von der Unternehmensgruppe finanzierten Broschüre vorgestellt. Die Arbeiten der drei Preisträger sowie die weiteren sechs Entwürfe, die in der Endrunde waren, können im Atrium des Planungsdezernats (Kurt-Schumacher-Straße 10, 60311 Frankfurt am Main) montags bis freitags von 8.30 bis 18 Uhr besichtigt werden. Die Ausstellung läuft vom 13. Dezember bis zum 15. Januar. Der Eintritt ist frei.