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02.08.2017 | Unternehmensnachrichten

Stadtwerke Völklingen wieder auf Erfolgsspur

Die Stadtwerke Völklingen sind wieder im Plus: Michael Böddeker, der seit knapp zwei Jahren der kommunalen Unternehmensgruppe vorsteht, präsentiert für das Jahr 2016 einen Konzern-Jahresüberschuss von 2,8 Millionen Euro – nach einem Defizit in 2015 von 3,8 Millionen Euro. Die Umsatzerlöse betrugen 57,7 Millionen Euro, das Betriebsergebnis 5,7 Millionen Euro gegenüber einem Verlust von 1 Million Euro im Vorjahr.

Geschäftsführer Michael Böddeker (Foto: Stadtwerke Völklingen)

Ein beachtliches Ergebnis angesichts der Herausforderungen im Energiemarkt und des  Zustands der Unternehmensgruppe, den er bei seinem Antritt vorgefunden hat. Der Konzern hatte unter anderem durch das Desaster um eine Meeresfischzuchtanlage im Saarland und schwere Managementfehler einen immensen Schuldenberg angehäuft und an gutem Ruf eingebüßt. Bis die Stadtwerke diesen Schuldenberg abgetragen haben, wird es zwar eine ganze Weile dauern: Die Bilanz weist 31 Millionen Euro aus, das sind aber bereits 1,5 Millionen Euro weniger als im Vorjahr. Inzwischen zweifelt niemand mehr, dass die Stadtwerke es schaffen.

Sie haben die Vorgaben aus dem Sanierungsgutachten von Roland Berger für eine positive Fortführungsprognose des Konzerns akribisch und mit hoher Konsequenz abgearbeitet. Zum Jahresende 2016 waren nahezu 100 Prozent der Maßnahmen umgesetzt; damit verbunden ist eine dauerhafte Einsparung von 3,6 Millionen Euro pro Jahr. Die Kapitaldienstfähigkeit hatte das Unternehmen bereits im Oktober vergangenen Jahres wieder erreicht; das hat der Wirtschaftsprüfer bestätigt. „Die Finanzierung des Konzerns ist gesichert“, betont Michael Böddeker, „wir sind zudem zuversichtlich, die Sanierungskredite durch normale Bankdarlehen ablösen zu können. Entsprechende Gespräche laufen.“ Das würde dem Konzern weiteren Spielraum für Entwicklungen geben.

Erfolge bringen Dynamik in den Prozess

„Wir sind auf einem guten Weg“, fasst Michael Böddeker das Geleistete zusammen und fügt an: „Es geht in Riesenschritten vorwärts.“ Das schreibt er vor allem einer klaren Priorisierung der Aufgaben und konsequenten Entscheidungen zu wie beispielsweise der Neubesetzung etlicher Geschäftsführerpositionen in den Tochter- und Beteiligungsgesellschaften des Konzerns. „Mich freut  besonders, dass die Erfolge auch unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sichtlich anspornen“, erklärt er. Die Belegschaft – insgesamt 202 Mann und Frau stark – sei hochmotiviert und engagiere sich für die Neuausrichtung des Unternehmens, die Atmosphäre sei ins Positive gedreht. Der Geschäftsführer findet es schön, wie sich die Mitarbeiter jetzt offen austauschen, miteinander reden und abteilungsübergreifend Neues entwickeln.   

Vertrauen wächst auf neuer Basis

„Wir spüren buchstäblich, wie Kunden und Bürger der Stadt in unser Haus wieder Vertrauen fassen“, freut sich Michael Böddeker. Dazu tragen nicht nur sichtbare Zeichen bei wie neue wettbewerbsfähige Produkte, Preissenkungen bei Strom und Gas, eine deutlich bessere Servicequalität und das neue Kundencenter in der Innenstadt. Für das Vertrauen spielt auch das jüngste Urteil des Landgerichts Saarbrücken eine Rolle: Es bestätigte die fristlose Kündigung des früheren Geschäftsführers der Völklinger Meeresfischzucht. Die Richter gehen davon aus, dass er sich der Kontrolle seiner Geschäfte entzogen und damit das Vermögen der Stadtwerke Völklingen gefährdet hat. Noch am Laufen sind Schadensersatzansprüche gegen ihn in Höhe von 11,5 Millionen Euro und weitere gegen ehemals handelnde Personen in Höhe von zwei Millionen Euro.

Konsequent saniert auf ganzer Linie

Wenn die Stadtwerke Völklingen Bilanz ziehen, zählen nicht nur die Zahlen. Entscheidend für die Zukunftsfähigkeit des Konzerns ist vor allem, was hinter den Kulissen geleistet worden ist. Und das ist eine Menge: „Wir haben beispielsweise die Energiebeschaffung komplett umgestellt und so Freiräume für attraktive neue Produkte erarbeitet, die bei Verbrauchern und Kunden gut ankommen“, berichtet Michael Böddeker. Das Unternehmen hat im Kundenservice ein neues Kundencenter in der Stadt eingerichtet und die Beratung ausgeweitet; das war erst möglich, nachdem Prozesse neu definiert und die Informationstechnik den neuen Erfordernissen angepasst war. In Kürze werden Produktinformationen auf der Website und als Flyer in sieben Sprachen verfügbar sein. Im öffentlichen Personennahverkehr hat die Verkehrstochter des Stadtwerke Konzerns unter anderem ein cleveres neues Linienkonzept umgesetzt. Nicht zuletzt dadurch konnte der Verlust um mehr als die Hälfte reduziert werden, ohne Einbußen am Bedienkomfort. Forciert wurden Energiedienstleistungen, positiv entwickelt hat sich hier insbesondere der Wärme-Direkt-Service. Begonnen hat das Unternehmen mit dem Aufbau des Geschäftsfelds Elektromobilität und Glasfaser. Die ersten Ladesäulen werden derzeit in Völklingen installiert; geplant ist eine große Veranstaltung im September gemeinsam mit Smart.   

Fokussiert auf Effizienz und Transparenz

Wesentliche Elemente der Sanierung waren zudem die Abwicklung der Liquidation der Meeresfischzucht, insbesondere die Beitreibung von Forderungen, und die Reduzierung der Tochtergesellschaften. Im Jahr 2016 wurden die beiden Verkehrsgesellschaften miteinander verschmolzen, Anfang 2017 wurden die Beschlüsse gefasst, die Gewerbeansiedlungsgesellschaft (GAV) in die Holding zu integrieren. Voran kam der Verkauf von Flächen der GAV: 128.100 Quadratmeter gingen an neue Eigentümer; erzielt wurde daraus ein Erlös von 1,7 Millionen Euro. Die restlichen Flächen werden im laufenden Jahr vermarktet.

Zur Zukunftsfähigkeit des Konzerns trägt auch die interne Reorganisation bei: In allen Bereichen wurden Prozesse optimiert und Synergien gehoben sowie ein professionelles Controlling aufgebaut. „Wir haben die Effizienz deutlich erhöht“, erklärt Michael Böddeker, „ebenso die Transparenz der Aktivitäten nach innen wie außen.“ Den Betriebsaufwand konnte das Unternehmen gegenüber 2015 um 12,2 Prozent senken bei gleichzeitiger Ausweitung seiner Aktivitäten.