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05.10.2016 | Digitalisierung

Experten diskutieren Chancen und Risiken der Digitalisierung des Alltags

Verbraucher müssen auch in Zukunft frei entscheiden können, ob sie digitale Dienste nutzen wollen. Deshalb braucht es weiterhin analoge Alternativen im Alltag. Das betonte die Bayerische Verbraucherschutzministerin Ulrike Scharf heute auf dem Kongress "digital leben" in München.

Bayerische Verbraucherschutzministerin Ulrike Scharf (Foto: © Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz)

"Die digitale Welt braucht klare Regeln. Der Mensch ist mehr als eine Ansammlung von Daten. Digitale Technologien können das Leben zwar leichter und sicherer machen – vom Smartphone bis hin zum selbstfahrenden Auto. Zugleich sammeln sie aber immer mehr Daten aus dem persönlichen Lebensbereich der Verbraucher. Es ist entscheidend, dass Verbraucher auch in Zukunft grundsätzlich die Wahl haben zwischen digitalen und nicht-digitalen Diensten. Dafür darf niemand unangemessen benachteiligt werden. Vor allem muss jeder selbst entscheiden können, wie weit er persönliche Daten verfügbar macht. Wer dem Nachbarn mit der Kameradrohne online ins Wohnzimmer schaut, überschreitet eine Grenze."

Unsicherheit besteht beispielsweise auch, wie sich die aus allen Lebensbereichen gesammelten Daten eines Tages für den einzelnen Verbraucher auswirken werden. Dies betrifft etwa die sogenannten Telematik-Tarife von Versicherungen, bei denen der Fahrstil oder das gesundheitsbewusste Verhalten erfasst werden. Nicht jeder Autofahrer möchte, dass seine Kfz-Versicherung oder sein Autohaus genau weiß, wann, wo und mit welcher Geschwindigkeit er unterwegs ist. 

In vielen Bereichen sind Verbraucher auch weiterhin auf eine persönliche Beratung angewiesen, die sich nicht durch computergestützte, vorprogrammierte Kommunikation ersetzen lässt. Scharf: "Eine vorausschauende Verbraucherpolitik muss die Entwicklungen in der digitalen Welt eng begleiten und die erforderlichen Leitplanken setzen. Die Bedürfnisse der Verbraucher sowie der Datenschutz und die Datensicherheit müssen von Anfang an in die Entwicklung von Technologien, Produkten und Anwendungen einfließen. Im kommenden Jahr schaffen wir deshalb eine neue Leitstelle für Verbraucherbelange am Zentrum Digitalisierung.Bayern. Die Leitstelle soll eine Brücke bauen zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Verbrauchern. So können die Ängste, Sorgen und Belange der Verbraucher frühzeitig in Forschung und Entwicklung eingebunden werden." 

Der Kongress "digital leben" wurde vom Bayerischen Verbraucherschutzministerium organisiert. Rund 150 Vertreter aus den Bereichen Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Verbraucherschutz diskutierten einen Tag lang Chancen, Nutzen und Grenzen der Digitalisierung aus der Perspektive des Verbrauchers. An der Veranstaltung nahmen unter anderem der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesverbraucherschutzministerium Ulrich Kelber und der Bundesdatenschutzbeauftragter a.D. Peter Schaar teil.